2001 zog die Brockenstube vom alten Waschhaus in das Rothacherhaus um. 2021 sollte das 20-jährige Jubiläum gefeiert werden. Doch alles kam anders. Im Januar informierte der Besitzer den Frauenverein darüber, dass er das Haus verkauft habe. Die Nachfolgerin sprach sogleich die Kündigung aus. «Ein Schock. Wir konnten uns nicht einigen und so ging es bis zur Schlichtungsstelle. Wir erhielten einen Aufschub bis Ende des Jahres», berichtet Ursula Wenger, die Leiterin der Brockenstube. Man versuchte, einen neuen Standort zu finden, blieb aber erfolglos. «Entweder war es zu teuer oder die Gewerberäume waren in einem Keller. So ein Bijou wie hier, ist schwer zu finden», ergänzt Kollegin Barbara Schär, während die beiden ein letztes Mal am Tisch in der Kaffeestube sitzen. Dort, wo all die Jahre Kunden aller Altersgruppen aufeinandertrafen und sich austauschten. «Wir hatten in unserem Team eine Appenzellerin, die bis zu ihrem 90. Lebensjahr geholfen hat. Sie hat sich regelmässig mit einem Verein aus ihrem Heimatkanton hier zum ‹Käfelen› getroffen, die haben dann auch immer eingekauft», erzählt die Leiterin.
Schöne Athmosphäre
In den letzten Monaten seien vor allem jüngere Leute wieder vermehrt in die Brockenstube gekommen, um auf den 2 Stockwerken zu stöbern. Von Büchern, über Kleidung, Geschirr, Spielzeug, Stofftieren, Lampen, Dekoartikeln bis hin zu Kleinmöbeln konnte man so manches im Schulhausgässli entdecken. Obwohl gegen Ende fast alles reduziert war und zahlreiche Kunden kamen, blieb viel übrig. So konnte sich die Brockenstube Bern über viele schöne Stücke freuen, denn an die ging alles, was nicht verkauft wurde. «Es war eine tolle Zeit. Die 11 Frauen, die mir geholfen haben, waren immer Feuer und Flamme. So haben sie zum Beispiel Spiegel unter die Gläser gestellt und alles schön dekoriert und hergerichtet. Es war wie in einer Boutique, die Leute haben das geschätzt. Man nannte uns die Brockenstube mit dem besonderen Flair», meint Ursula Wenger voller Stolz.
Nachhaltigkeit unterstützt
«Es ist eine Erfolgsgeschichte ohne Happyend», bedauert Barbara Schär: «Unsere Kunden haben uns über all die Jahre unterstützt. Wir schliessen die Brockenstube nicht, weil sie nicht rentabel war. Das Gegenteil war der Fall.» So habe man immer geschaut, dass am Ende Gewinn übrigblieb, sodass man an Institutionen in Köniz und der näheren Umgebung spenden konnte. Eine richtige Verabschiedung gab es aufgrund der aktuellen Situation nicht, diese soll aber, sobald es möglich ist, nachgeholt werden. «Wir werden auf jeden Fall ein Abschiedsessen ausrichten. Ein grosses Merci haben die Helferinnen verdient», sagen die beiden Könizerinnen mit Nachdruck. Stolz sind die beiden auch darauf, dass man nur Sachen verkauft habe, die in gutem Zustand waren. «Toll ist, dass wir etwas für die Nachhaltigkeit tun konnten. Statt etwas wegzuschmeissen, konnte es bei uns recycelt werden», macht Ursula Wenger klar. Wenn im Frühjahr noch Winterkleidung übrig war, habe man diese gespendet, genauso wie im Herbst dann die Sommerkleider.
Erinnerungen bleiben
COVID-19 hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Brockenstube. «Wir haben im Vorstand entschieden, dass wir Anfang März schliessen. Unsere Mitarbeiterinnen sind über 65, die wollten wir natürlich keinem Risiko aussetzen», erläutert Ursula Wenger. Erst Anfang August wurde wieder geöffnet. Einige Helferinnen blieben dann weiterhin zu Hause, was auf Verständnis stiess, die Situation aber nicht vereinfachte. Es sei schade, dass das letzte Jahr der Brockenstube nur ein sehr kurzes war. Aber die guten Erinnerungen überwiegen beim Könizer Frauenverein. So auch die an die letzten Tage, als viele langjährige Kunden vorbeikamen, um sich persönlich zu verabschieden: «Die Wertschätzung, die man uns entgegenbrachte, hat uns erfreut.» Am
1. Dezember ging eine Ära in Köniz zu Ende, aber die schönen Momente werden nicht in Vergessenheit geraten.


