Es ist erstaunlich ruhig rund um Tempo 30

Es ist erstaunlich ruhig rund um Tempo 30

Will man in einer Gemeinde Volkes Stimme normalerweise in Wallung bringen, dann braucht man bloss Pläne für Tempo 30 innerorts bekanntzugeben. In Heitenried ist das anders. Im Vorfeld der Gemeindeversammlung vom 8. Mai scheint das im 1400-Seelen-Dorf kein Thema.

Nicht einmal an den beiden Stammtischen im Dorf wird über die vorgesehenen Verkehrsberuhigungsmassnahmen gestritten, sonst andernorts Tagesgespräch, je nach Standpunkt über deren Sinn oder Unsinn. Die einen argumentieren damit, dass man heute alles ändern will, «früher» seien solche Zwänge nicht nötig gewesen. Andere weisen umgehend darauf hin, dass «morgen bereits gestern sein wird», dass sich alles verändere, die Welt sich weiterdreht, dass es eben «früher» auch keine Staus auf Autobahnen gab. Und heute?

Sowohl 50 als auch 30
Was niemand bestreiten oder beschönigen kann: Der Verkehr hat im Vergleich zu früher stark zugenommen. Die heute gebauten Autos verführen Fahrer eher zu höheren als zu tieferen Geschwindigkeiten, vor allem nimmt man die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs dank der Laufruhe im Inneren ganz anders wahr als früher etwa in einem VW-Käfer. Will heissen: Schnell ist man schneller als erlaubt. Was aber auch gesagt gehört: Die Autos Marke 2020 sind mit ihren vielen elektronischen Fahrerassistenzsystemen sicherer geworden, warnen Lenker vor möglicherweise gefährlichen Situationen.

Am vergangenen 5. Februar hat die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung geladen, ob in Zukunft im Siedlungsgebiet von Heitenried Tempo 30 eingeführt werden soll, konkret im und um den Dorfkern, namentlich die Dorf-, die Selgiswil-, die Magdalena- und die Pfandmattstrasse. Ähnliches gilt (nur) an neuralgischen Stellen für Wiler vor Holz, Selgiswil und Breitenried. Auf der Kantonsstrasse gilt nach wie vor Tempo 50. Den Entscheid über die Einführung trifft die Gemeindeversammlung.

Masshalten
Gemeindeschreiber Stefan Spicher erklärt, worauf es dem Gemeinderat ankommt: «Wir beabsichtigen, Tempo 30 sanft einzuführen, das heisst ohne teuren baulichen Massnahmen.» Alle in der Studie erwähnten, möglichen Massnahmen (siehe Kasten) würden mit über einer Viertelmillion Franken unverhältnismässig viel kosten, weshalb man sich für eine «schlanke und pragmatische» Lösung entschieden hat, ohne Mittelinseln oder Bodenwellen. Auch bei den Zufahrten zu Wohnquartieren wie Halta, Chrüzacher oder Spisi seien keine Massnahmen geplant, der Durchgangsverkehr dort vernachlässigbar.

An der besagten Informationsveranstaltung waren durchaus kritische Stimmen zu hören. Ein Bürger sagte, «ob Tempo 50 oder 30», beides sei an gewissen Stellen zu schnell, also könne man es gleich beim heutigen Zustand belassen. Gekontert wurde mit der Feststellung, dass man mit Tempo 30 einen gesetzlichen Mechanismus habe, um gegen zu schnelle Fahrer vorzugehen, im Sinne von Bussen. Die nützen bekanntlich mehr als jede Geschwindigkeitstafel. Das sieht auch Stefan Spicher so: «Die gesetzlich erlaubten 30 km/h werden viele Autofahrer davon abhalten, zu schnell zu fahren, weil sonst die Busse hoch und der Ausweis weg ist.»

Zum Abschluss dieses Berichts eine Feststellung des Gemeindeschreibers: «Wegen den Stammtischen, die Sie erwähnen: Politik wird nicht dort, sondern an der Gemeindeversammlung gemacht.» Man darf auf den Ausgang des Traktandums gespannt sein.

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