«Fast nur positive Erfahrungen gemacht»

«Fast nur positive Erfahrungen gemacht»

Seit August läuft in der Schweiz das Projekt «Vorlehre Integration». Flüchtlinge werden in verschiedenen Berufsfeldern während eines Jahres an die Berufsbildung herangeführt. Ein Beispiel aus der Migros in Köniz zeigt, wo die Chancen und die Hürden liegen.

Am 2. August hatte Gulagha Amiri seinen ersten Arbeitstag in der Migros Köniz. «Es war stressig», erinnert er sich. «Alles war neu für mich, der Chef, die Mitarbeitenden und die vielen Produkte. Aber alle waren sehr nett und haben mir geholfen.» Der 22-jährige Afghane war ein Jahr lang auf der Flucht gewesen, das erste Mal weg von seiner Familie, und kam vor 3 Jahren in die Schweiz. Über den Sportverein fand er bald Freunde und Unterstützung, lernte schnell Deutsch. Amiri vermisst seine Familie, aber die Hoffnung, dass er in seine Heimat zurückkehren kann, hat er nicht. Mit dem Wunsch nach einer Ausbildung gelangte er an seine Sozialberaterin und hörte von dem Vorlehre-Projekt.

Sprachkurse in der Freizeit
Zunächst musste er eine Prüfung in Deutsch und Mathematik ablegen. Danach bewarb er sich bei der Migros, wurde für ein Gespräch eingeladen und dann für eine Schnupperwoche. «In meiner Heimat hatte ich in einem Elektrogeschäft als Verkäufer gearbeitet», erzählt Amiri. Der Einstieg in den Detailhandel lag deshalb nahe. In der Arbeitsmentalität sieht er aber grosse Unterschiede: «In Afghanistan war es nicht so schlimm, wenn man zu spät oder gar nicht zur Arbeit kam – hier ist Pünktlichkeit oder eine Abmeldung sehr wichtig. Das Schwierigste war aber am Anfang die neue Sprache», erzählt der junge Mann. «Manchmal habe ich die Leute nicht verstanden und Fehler gemacht.» An seinem Sprachschatz arbeitet er nun in der Berufsschule und in der Freizeit mit einem Kurs in der Migros Klubschule. Nach der Vorlehre will er die Ausbildung machen und so bald wie möglich finanziell unabhängig werden.

«Wir fordern ihn immer
wieder heraus»
Die Migros Aare hat für die Integrations-Vorlehre 5 Plätze im Detailhandel bereitgestellt, davon 2 in der Filiale Köniz. Peter Gerber ist dort stellvertretender Marktleiter und Berufsbildner. Er ist sehr zufrieden mit dem Einsatz seines Lernenden und befürwortet die Sprachförderung: «Für mich ist Deutsch das A und O für eine gute Ausbildung und wichtig im Umgang mit den Kunden», erklärt er. Amiris Wunsch, nach der Vorlehre in der Migros eine Ausbildung zu machen, ist in Gerbers Sinn: «Herr Amiri hat bisher jede Hürde geschafft und ich bin zuversichtlich, dass es weitergeht. Wir unterstützen ihn sehr, aber wir fordern ihn auch immer wieder heraus.» In Gesprächen werden auch Dinge angeschaut, die nicht gut waren, betont Gerber: «Das kann zu Enttäuschungen führen, aber wir haben in der Schweiz ein hohes Qualitätsniveau und das wollen wir behalten.»

Keine Konkurrenz für Arbeitsplätze
Welches sind die Gründe der Migros für ihr Engagement? Georgios Bakas, der Personalverantwortliche für die Berufsbildung der Migros Aare, erklärt: «Wir erachten eine Integration dieser Menschen in unsere Gesellschaft sowie in unser Unternehmen als wichtig. Auch sind wir immer auf der Suche nach motiviertem Nachwuchs.» Die Integrations-Vorlehre sei jedoch keine Konkurrenz zu Arbeits- oder Ausbildungsstellen; die Stellen sind extra geschaffen worden. Das Projekt wird man auch in Zukunft unterstützen, so Bakas weiter, denn: «Bis jetzt gibt es glück­licherweise fast nur positive Erfahrungen zu verzeichnen.»

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
««Fast nur positive Erfahrungen gemacht»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2