Ferrari, Lambo, McLaren, Ford Fiesta, Maserati…

Ferrari, Lambo, McLaren, Ford Fiesta, Maserati…

Sie wissen es (vielleicht nicht): Ich schreibe Krimis, jedes Jahr einen, im nächsten Herbst erscheint der nächste. Heute gebe ich Ihnen einen Blick backstage, was ich bisher so an Aussergewöhnlichem bei den Recherchen erlebt habe. Nur eine Episode pro Krimi.

In FEHLSCHUSS (2015), wo ein Mann auf offener Strasse erschossen wird – in der Berner Marktgasse – geht es unter anderem um Prostitution. Nicht gerade meine Kernkompetenz. Also hole ich mir Hilfe, bei einem Kenner der Szene, weil altgedienter Boulevard-Journalist. Wir sitzen im In-Lokal Lorenzini, ich höre ihm zu, notiere mir das eine oder andere. Er nennt zum Schluss unseres Gespräches auch den Namen eines Zeitgenossen, bei dem diesbezüglich in Bern und Umgebug die Fäden zusammenlaufen. Und jetzt dürften Sie nur einmal raten, wer keine zehn Sekunden danach das Lokal betritt… Nein, den Namen bekommen Sie nicht genannt.

DIE SCHNEEFRAU (2016) spielt in Gstaad, bei den Reichen und Schönen. Am Oberbort. Nur: Wie sieht es in deren Villen aus? Man kann ja nicht einfach läuten und Einlass begehren. Da! Ein grosses Chalet im Rohbau. Ich mit Fotoapparat rein, um mir ein Bild zu machen. Grossartig, wirklich grossartig. Als ich die Baustelle verlassen will, steht einer da, einige Zentimeter grösser als ich (194cm). Und wuchtiger. Mit Security angeschrieben. «Wie suchen Sie hier? Haben Sie die Verbotsschilder zum Betreten der Baustelle nicht gesehen?» Ich erkläre mich. Und nein, die Schilder habe ich nicht gesehen. Echt nicht. «Haben Sie fotografiert?» Ich kann schlecht verneinen, weil ich die Kamera in der Hand halte. «Alles löschen.» Ich tue wie befohlen. Natürlich nimmt es mich wunder, wer da baut. «Ich weiss es nicht», kommt retour. Ich kann das nicht glauben, muss ahnungslos von dannen. Immerhin: Ich habe es dennoch herausgefunden, aber Sie wissen ja, wie diskret man in Gstaad ist, weshalb Ihnen auch dieser Namen nicht genannt wird.

Bei TOD AUF DER TRAUMINSEL (2017) kommt die Unternehmerin Véronique von Greifenbach auf Mauritius ums Leben, wohnhaft gewesen in Muri. Muri-Gümligen bietet drei Friedhöfe. Seidenberg, Aebnit und bei der Kirche. Nur: Wo findet eine schweizweit bekannte Persönlichkeit ihre letzte Ruhestätte? Ich rufe bei der Gemeinde an, sage, worum es geht, frage nach dem passenden Ort. «Ich weiss es nicht», heisst es. «Und wer könnte das wissen?» – «E Momänt» (der sich 5 Minuten hinzieht). «Der Friedhofsgärtner weiss das» – «Danke, haben Sie mir seine Telefonnummer?» – «Habe ich nicht, aber er steht im Telefonbuch.» Aha. Also wühle ich mich durchs virtuelle Telefonbuch. Kurz danach rede ich mit dem Gärtner. Er will wissen, worum es genau geht. Er bekommt seine Infos. «Der Name sagt mir jetzt nichts.» – «Die Frau gibts in Wirklichkeit auch nicht, es ist eine Romanfigur.» Z’Längem und z’Breitem erkläre ich, wie bekannt und berühmt und beliebt und sozial engagiert Véronique von Greifenbach zu Lebzeiten wahr. Nach einigen Minuten ist klar: Ruhestätte bei der Kirche. RIP. Dauer der ganzen Recherche: Gegen 20 Minuten.

Unschön, was bei WOHLENSEE (2018) passiert, wo es um Doping und Manipulationen im Sport geht, auch in der Schweiz. Per Zufall lerne ich einen ehemaligen Turner (ca. 168cm gross) kennen, der Jahre nach Ende seiner Karriere einen grossen medizinischen Check machen lassen musste, nicht in Zusammenhang mit dem Sport. Zum Schluss der Resultate verraten die Ärzte, dass man im Rückenmark Spuren von Wachstumshemmern nachgewiesen hätte. Hallo? Wieso das? Der ehemalige Turner hat davon keine Ahnung, weiss nur noch, dass die Jugendlichen «jene Vitaminen» ohne zu fragen geschluckt haben, die sie bekamen. Ich schreibe das Unglaubliche dem Schweizer Turnverband. Antwort: «Davon ist uns nichts bekannt.» Wie wir heute wissen, war dem Turnverband einiges nicht bekannt…

Für RÜEGGISBERG (2019) reise ich nach Tschernobyl. Als ich retour komme, lese ich in einer Berner Zeitung, wie reibungslos eine Evakuationsübung in Mühleberg vor wenige Tagen über die Bühne gegangen sei, Rollstühle, Rollatoren und ÖV inklusive. Ich schreibe meine Eindrücke aus der Ukraine der Journalistin, den BKW, dem Gemeindepräsi von Mühleberg, dem Kanton und dem VBS individuell, erkläre, dass bei einem GAU in Mühleberg alles ein ganz bisschen anders ablaufen würde. Niemand antwortet.

Vorletztes Jahr konnte ich für WENGEN (2020) backstage zum Formel-1-Rennen nach Hockenheim, habe im Hotel der Mercedes-Leute übernachtet, konnte mich in der Boxengasse frei bewegen (siehe Foto). Zum Parkieren meines Autos hatte ich ebenfalls eine Spezialbewilligung (Kleber haftet noch heute an der Frontscheibe…). Das war vielleicht ein Anblick, hinter der Boxengasse. Nebeneinander Ferrari. McLaren, Ferrari, Ford Fiesta mit BE-Kennzeichen, Lamborghini, Mercedes, Maserati…

Und eben: Im Herbst erscheint BELPMOOS, freuen Sie sich auf weitere Intermezzi. Apropos: Ich bin bereits an WESTSIDE für 2022, dort geht es um Gold und Falschgeld.
Thomas Bornhauser

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