Den Festival-Besuchenden wurde am Festival der Natur eine breite Auswahl an Aktivitäten, Führungen und Workshops geboten. Unter fachkundiger Anleitung gab es Informationen zur Gestaltung naturnaher Gärten, wurden Aaresteine geschliffen oder nicht alltägliche Spiele gespielt. Auf dem Programm standen zudem eine Insektensafari, ein Eintauchen in die Wunderwelt der Lebewesen in den Eichholz-Teichen oder ein historischer Rundgang zu den Veränderungen der Aarelandschaft in den letzten 300 Jahren.
Der Natur freien Lauf lassen
Dem Verein Naturzentrum Eichholz liegt viel daran, möglichst behutsam in die Natur einzugreifen, wie Michael Zimmermann an seiner Führung betont: «Über 200 Pflanzenarten wachsen hier von selbst. Tote Bäume werden liegengelassen, damit aus dem Totholz neues Leben entsteht. Der Unterhalt ist allerdings aufwändig, doch für die Pflege und Gestaltung des Geländes können wir uns auf treue Freiwillige verlassen. Jahr für Jahr müssen im grossen Stil Wiesen, Schilf und Gehölze zurückgeschnitten werden. Von der Tierwelt wird das Naturgebiet hochgeschätzt. Rund 50 Vogelarten brüten hier oder ziehen als Rastvögel vorbei. Biber fühlen sich zuhause und Füchse, Dachse, Marder, Fischotter und Iltisse statten uns regelmässig Besuche ab.»
19 Libellenarten
Die Führung durch das Naturgebiet geht vorbei an Bäumen, Teichen, Sümpfen und Bächlein, wo Zimmermann das Treiben von zwei eng umschlungen, an einem Grashalm hängenden Azurjungfer-Libellen entdeckt: «Oben ist das Männchen, das sein Weibchen beim Eierlegen bewacht. Die Larven leben rund ein Jahr im Wasser weiter, bevor sie ausschlüpfen und ans trockene Ufer ‹graagen›. Die neuen Libellen überleben dann allerdings nur ca. zwei bis drei Monate.» Im Naturgebiet Eichholz kommen 19 Libellenarten vor.
Wie weiter im Zentrum?
Das Gebiet um das Zentrum Pro Natura Eichholz blickt auf eine mehr als 100-jährige, wechselvolle Geschichte zurück. Zur zukünftigen Ausrichtung der Naturoase im Eichholz äussert sich Michael Zimmermann: «Das Zentrum und sein Naturgebiet sollen zum Erleben, Erfahren und Staunen da sein. Auf nächstes Jahr entsteht momentan die Daueraustellung ‹Die Aare›, die den Fluss, seine ursprünglichen und aktuellen Lebensräume sowie Nutzungen und Konflikte zum Thema hat. Die Eröffnung ist für den April 2026 vorgesehen.
Geschichte der Eichholz-Flussaue im Zeichen der (Bio)diversität
Die Landschaft entlang der Aare ist seit dem Rückgang der Gletscher vor 15‚000 Jahren auch im Eichholz durch die Kraft des Wassers geprägt worden – bis in die 1920er-Jahre, als die Gymnastische Gesellschaft Bern GGB auf der ursprünglichen Flussaue eine Sportanlage mit Tribüne, Fussballfeld und Finnbahn baute. 1947–77 war die «Kantonale Fischzuchtanstalt» zwecks Aufzucht von Bachforellen und Hechten für bernische Gewässer im Eichholz domiziliert. 1994 übernahm der Verein Eichholz-Reservat die Pflege des Naturgebietes, das zunehmend gegen die Verbuschung zu kämpfen hatte. 2001 wurde das Naturreservat durch eine Neugestaltung der ehemaligen Fischteiche und den Bau einer Besucherplattform aufgewertet, bevor 2011 das «Infozentrum Eichholz» seine Tore öffnete. Seit 2021 ist Pro Natura Bern für den Betrieb der stadtnahen Naturoase verantwortlich. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Bern werden hier Fortbildungskurse für Lehrpersonen angeboten. Pro Jahr besuchen – begleitet von ihren Lehrpersonen – bis zu 100 Schulklassen das Naturzentrum.