Gebären im heimeligen Stöckli

Gebären im heimeligen Stöckli

Heute kommt die überwiegende Mehrheit der Babys in einem Spital zur Welt. Dabei war es bis vor wenigen Jahrzehnten noch normal, daheim oder bei der Hebamme zu gebären. Wer in der Region zwischen Bern und Laupen eine ausserklinische Geburt wünscht, ist bei Rahel Frösch und Cornelia Remund an der richtigen Stelle.

Es gibt die Stadtspitäler in Bern oder Freiburg, die Geburtenabteilung in Tafers oder die Geburtshäuser Petit Prince in Freiburg sowie Luna in Ostermundigen. Wer nicht zuhause gebären will oder kann, entscheidet sich aus verschiedenen Gründen für oder gegen die eine oder andere Institution. Seit rund einem halben Jahr gibt es aber eine neue Möglichkeit: eine Geburtspraxis.

 

Gebären wie daheim

Seit bald 20 Jahren ist die gelernte Pflegefachfrau Rahel Frösch auch Hebamme. Die letzten zehn Jahre führte sie eine Praxis im «Familienhaus» in Bümpliz, zahlreiche Kinder aus dem Westen Berns sind mit Fröschs Begleitung daheim zur Welt gekommen oder sie und ihre Eltern erfuhren die Betreuung Fröschs während der Schwangerschaft, im Wochenbett oder bei einer Stillberatung. Nun hat sie zusammen mit der Laupener Hebamme Cornelia Remund ein neues Angebot geschaffen: eine Geburtspraxis. «Es ist ein Ort für Frauen, die gern ausserklinisch gebären möchten, aber nicht daheim können oder wollen», erklärt sie. Diese Schwangeren können seit August nach Oberwangen fahren, wenn die Geburt losgeht. Eine heimelige Stube in einem Stöckli erwartet sie dort. Es ist ein «Gebären wie daheim», nur nicht daheim.

Traum Hausgeburt

«Laut neuesten Zahlen geben 17 von 100 Frauen an, am liebsten ausserhalb eines Spitals gebären zu wollen. Doch nur 2 % tun es dann auch», weiss Rahel Frösch. Die klinische Umgebung, das wechselnde Personal, die Angst vor unnötigen Interventionen schrecken viele ab. Gleichzeitig ist belegt, dass eine vertraute Umgebung einen Geburtsverlauf positiv beeinflusst und dass eine Niederkunft in den eigenen vier Wänden unter den richtigen Bedingungen mindestens gleich sicher ist wie in einem Spital. Warum wählen trotzdem nur so wenige Paare oder Frauen den intimeren Rahmen? Die Gründe sind vielfältig. Mal ist es dem Mann wohler mit ärztlicher Begleitung, mal wohnt man zu abgelegen für den Fall einer nötigen Verlegung. Aber oft möchten die werdenden Mütter auch lieber «irgendwohin», um zu gebären. Etwa darum, weil sie nach einer Hausgeburt selbst ums Aufräumen besorgt sein müssen. Oder weil die Wohnung ringhörig ist und die Nachbarn etwas von der Geburt mitbekommen könnten.

 

«Zur Hebamme» wie früher

Für sie ist die Geburtspraxis im Wangental eine valable Alternative zu einer Spitalgeburt. Zudem sie in Oberwangen eine Eins-zu-eins-Begleitung durch Rahel Frösch oder ihre Praxispartnerin Cornelia Remund erfahren, wogegen im Spital – und auch im Geburtshaus – jeweils die diensthabendenden Hebammen zuständig sind – und unter Umständen mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen müssen. Ausser man gehört zu den Glücklichen, die einen Platz bei einer der wenigen Beleghebammen ergattern konnten. Dann kennt man «seine» Hebamme schon vorher und weiss, dass sie während der Geburt da sein wird.

 

«Meine Grossmutter erzählte mir, dass sie fünf ihrer sechs Kinder bei der Dorfhebamme daheim gebar», sagt Frösch. Es sei seit Hunderten von Jahren und bis in die 1950er-Jahre hinein verbreitet gewesen, dass man zur Hebamme ging oder diese zur Familie kam, wenn sich die Babys auf den Weg machten. Erst dann kehrte der Trend und die Geburt im klinischen Setting wurde zur Norm. In der letzten Zeit steigt die Nachfrage nach einer Betreuung durch eine vertraute Hebamme und nach einer natürlichen Geburt wieder. Zehn bis zwanzig Hausgeburten betreut die Bümplizerin pro Jahr, nochmal so viele als Zweithebamme – bei Hausgeburten sind für die letzte Phase der Geburt immer zwei Fachfrauen anwesend. Zwei bis vier «Praxisgeburten» können Frösch und Remund in Oberwangen pro Monat betreuen. Das Angebot sei seit August gut angelaufen.

 

Angstfreie Entscheidung

Rahel Frösch und Cornelia Remund sind mit ganzem Herzen Hebamme. «Selten spürt man das Leben so nah, wie wenn man bei einer Schwangerschaft und Geburt dabei ist», beschreibt Frösch ihre Faszination für den Beruf. Sie erlebe jedes Mal eine Transformation ihrer Klientinnen: von der Frau zur Mutter. «Was die Frauen können, und wenn ein Kindlein zur Welt kommt – es ist jedes Mal wieder ein Wunder und einfach magisch.»

 

Umso wichtiger ist ihr, dass die Frauen sich angstfrei für den Geburtsort entscheiden. Sie betont: «Wo das Kind zur Welt kommt, ist nicht so wichtig. Hauptsache, es stimmt für die Frauen und Paare.»

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