Geht es mir zu gut?

Geht es mir zu gut?

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leserin, lieber Leser, aber in letzter Zeit ertappe ich mich immer öfter dabei, wie ich mir diese Frage stelle. Es sind die grossen Themen, um die unsere Gesellschaft immer zu zirkulieren scheint, die solche Gedanken bei mir auslösen. Kann ich noch reinen Gewissens mit meinem Benziner zur Arbeit fahren? Darf ich noch siebenmal die Woche Fleisch essen, oder tut’s vielleicht auch zweimal oder der komplette Verzicht? Oder Debatten über Minderheiten und deren Bedürfnisse: Sind beispielsweise Trans- und nonbinäre Menschen wirklich zu laut, wenn sie genderneutrale Toiletten fordern, um wenigstens beim Verrichten des Geschäfts ihre Ruhe zu haben und nicht diskriminiert zu werden? Nun kann ich zwei Überlegungen anstellen: Ich kann die Tatsache, dass ich Zeit und Musse für solche Gedankengänge habe, schlicht als ein Wohlstandsprivileg abtun. In anderen Ländern fehlt es viel zu vielen Menschen an den essenziellsten Dingen wie sauberes Trinkwasser, ein Dach über dem Kopf oder in Sicherheit und ohne die Angst vor der nächsten Kriegsattacke leben zu können. Und ich sitze hier und mache mir diese Gedanken. Wohlstandsprivileg oder nicht: Wäre es nicht so oder so sinnvoll, um nicht zu sagen notwendig, wenn wir Tatsachen, die als gegeben scheinen, immer mal wieder hinterfragen würden? Ich kann keine Kriege verhindern. Ich kann den Welthunger nicht beenden und ich kann keine korrupten Politiker ihres Amtes entheben. Aber ich kann mich jeden Tag bewusst dafür entscheiden, über meinen eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Und damit die Gesellschaft, in der ich lebe, vielleicht ein wenig gerechter für meine Mitlebewesen zu machen.

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