Glaube und Gegenkultur vereint

Glaube und Gegenkultur vereint

Wie sähe eine Welt aus, wenn alle mehr Sein als Schein wagen? Wer möchte eine Kopie sein, wenn man ein Original sein kann? Ein Original, das bleibt, was es ist, ganz gleich, ob es geliebt oder gehasst wird. Willkommen in der «Metalchurch».

Die reformierte Landeskirche des Kantons Bern beschrieb sie in der Zeitung «Der Bund» als «ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, was durch die Vision einzelner und das unermüdliche Engagement vieler realisiert werden kann.» Die Metalchurch ist die geistige Heimat einer Subkultur, in der Kirche und Musik eine kraftvolle Symbiose eingehen. Das Gesicht hinter dieser Bewegung ist Samuel Hug, besser bekannt als Metalpfarrer. Gemeinsam mit Gleichgesinnten hat er eine mittelgrosse Kirchgemeinde mit Zeltkapelle aufgebaut, zu der Menschen aus allen Himmelsrichtungen zusammenkommen.

Erstes Kapitel der Schöpfungsgeschichte 

Die Geschichte der heutigen Metalchurch schrieb vor mehr als zwei Dekaden ihr erstes Kapitel. In dieser Zeit begannen junge Christinnen und Christen, sich vermehrt an Orten zu begegnen, die sich für sie wie ein Zuhause anfühlten. Das Festival «Elements of Rock» wurde dabei zu einem Treffpunkt für alle, die ihren Glauben nicht als Kontrast zur Musik empfanden. Was dort entstand, ging weit über ein paar Gespräche am Bühnenrand hinaus. Takt für Takt wuchs eine eigene Lebenswelt heran, die nicht verdrängen wollte, sondern ergänzen. Daraus entwickelte sich auch das monatliche Treffen «Bibel, Bier und Metal». Ein Format, in dem Glaubens- und Lebensfragen offen und ohne Konsensdruck zur Sprache kommen. 

Zweites Kapitel der Schöpfungsgeschichte

Mit der Gründung des gleichnamigen Vereins im Jahr 2012 schlug die Metalchurch das zweite Kapitel ihrer Schöpfungsgeschichte auf. Im ehemaligen Berner Klub «Downi», dem Zentrum der Szene, fanden viermal jährlich Gottesdienste statt. Was einst leise begann, wurde langsam laut. So laut, dass die Reformierte Landeskirche 2015 erstmals finanzielle Unterstützung gewährte. Schon eine biblische Metapher besagt: Ein geistiges Zuhause besteht nur, wenn es auf festem Fels gebaut ist. Dieses standhafte Fundament bilden heute gut 100 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Laufe der Zeit wurde aus einer Randerscheinung ein fester Teil der kirchlichen Landschaft. Der deutlichste Ausdruck dieser Entwicklung manifestierte sich am 6. November 2022, als Hug in Wangen an der Aare offiziell als Pfarrer eingesetzt wurde. Aus Berufung entstand ein Beruf. Und aus der Metalchurch eine wachsende Gemeinschaft, die bis heute durchs Land zieht.

Zwischen Himmel und Erde

Es ist Samstag, der 30. August. Die Metalchurch begrüsst in den Klosterruinen von Rüeggisberg zum Gottesdienst, oder besser gesagt zum «Heavy Sanctum». Damals wie heute versammeln sich hier Menschen, die sich mit ihrem Lebensentwurf bewusst von der Mehrheitsgesellschaft abgrenzen. Während am Morgen Nebelschwaden die sakralen Mauern umhüllen, erstrahlen sie am Abend im Licht der untergehenden Sonne. Bei spätsommerlicher Stimmung treffen nach und nach mehr Metallerinnen und Metaller ein. Mit ihnen kommt nicht nur der Durst nach Bier, sondern vor allem der Hunger nach geistiger Nahrung. Dieser wird nach ein paar einleitenden Worten der örtlichen Kirchgemeinde erstmals gestillt. Ganz im Zeichen der starken Botschaft und harten Musik kommen die über 100 Gäste zunehmend auf ihre Kosten. Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci erlebt dabei seine symbolische Neuauflage mit gebrochenem Butterzopf und Wein aus Trinkhörnern. Die erste von drei Bands betritt die Bühne. Was sie eint, sind musikalische Bekenntnisse, die weit über die Grenzen der Gemeinde hinausklingen. Jeder Song ist ein Statement aus Klang, Haltung und Glaube. Keine Lieder für die Charts, sondern für jene, die hören, was andere überhören. Für Menschen, die zwischen Himmel und Erde ihren eigenen Weg gehen und mehr Sein als Schein wagen wollen. Im Sinne der Metalchurch: «Amen». 

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