Global denken – lokal handeln

Global denken – lokal handeln

Längst bevor ich Susanna persönlich kennenlernen durfte, las ich ihr Theaterstück «450 Jahre Reformation – Von der Durchführung der Reformation im Schwarzenburgerland». Ebenfalls durfte ich der Uraufführung ihres Dreiakters «Albligen feiert 850 Jahre Albligen» am 13. September 1998 in Albligen beiwohnen.

Als ich 2000 nebst dem Rektorat der Kirchlich-Theologischen-Schule Bern (KTS) das Pfarramt Albligen übernahm, griff ich gerne auf ihre Informationsschrift «Albligen – Einst und Jetzt» zurück, die sie zusammen mit Hans Ulrich Gerber, damaliger Gemeindeschreiber in Albligen, herausgegeben hatte, denn sie wohnte mit ihrer Familie im Dorf. Ihr Gatte, Franz Grogg hatte nämlich von 1969-1982 das Gemeinde-Pfarramt inne.

Im Pfarramt stiess ich bald einmal auf nachhaltige Spuren von Susanna in Albligen. Einmal staunte ich, wie die ausgebildete Primar- und spätere Sekundarlehrerin das reichhaltige Pfarrarchiv Albligen mit Unterstützung in gelbe Couverts vorzüglich nach Themen geordnet und klassiert hatte. So verfasste sie nach Studium der Akten mehrere Artikel zur Kirchen- und Schulgeschichte von Albligen, die sie in der damaligen Sämann-Gemeindeseite jeweils publizierte. Auch die einmalige Albliger Jugend- und Volksbibliothek im Pfarrhaus, die leider nach meinem Weggang aufgelöst wurde, lag ihr am Herzen. In den Schwarzenburger Altjahresblättern publizierte sie ebenfalls Aufsätze.

Zudem wurde mir erzählt, dass die Ehefrau und Mutter von fünf eigenen schulpflichtigen Kindern ihre Kräfte und ihr Wissen auch den Dorfkindern zuteil kommen liess, die vor den Sek’prüfungen standen, indem sie ihnen Nachhilfestunden erteilte. Sozialpolitisch bemühte sie sich ebenfalls, dass z.B. Witwen oder Kleinbezüger von AHV-Renten Ergänzungs-leistungen erhielten.

Susanna war ein Kind des Schwarzenburgerlandes, denn sie erblickte als Tochter des Landwirts und Lokalpolitikers Christian Roggli und der Moos-Lehrerin Anna Roggli-Gerber am 4. Januar 1932 im Obereichi das Licht der Welt. Die obligatorische Schulzeit besuchte sie im Moos und in Schwarzenburg, um dann die pädagogischen Ausbildungen in Bern zu absolvieren, wo sie ihren Gatten Franz Grogg kennen lernte.

Die Verbindungen zum Schwarzenburgerland begleiteten sie zeitlebens, bis zu ihrem letzten Buch «Lieben und Leiden im Schwarzenburgerland – Historische Erzählungen rund um den Spycherweg». Stets hatte Susanna ein offenes Herz für diejenigen, die unterdrückt wurden, besonders für die Anliegen der Frauen. Dies zeigt sich eindrücklich im Roman «Heimatlos in der Heimat». Madgalena Hirschi, geborene Rolli, 1784-1846. Eine Lebens- und Dorfgeschichte, von 2015. Susanna gelingt es, das packende Frauenschicksal der Magdalena, tragisch vernetzt mit den hiesigen kirchlichen und politischen Machthabern, sowie der damaligen bewegten napoleonischen Geschichte Europas zu schildern.
Als ich mich entschloss, ein Albliger Buch zu verfassen, war ich überglücklich, Susanna als Mitautorin gewinnen zu können. Sie verfasste mehrere vorzügliche Artikel. Da durfte ich sie dann persönlich besser kennen und schätzen lernen.

Schwer traf sie der unerwartete Tod ihres geliebten Gatten Franz 1996. Ihre fünf Kinder sowie die acht Enkelkinder stützten und erfreuten sie während ihrer Witwenschaft. Zuletzt seien noch ihr Einsatz für die Flüchtlinge als Beauftragte der Gemeinde Köniz während einiger Jahre genannt, sowie ihr Mitwirken beim Christlichen Friedensdienst und ihr Engagement für Frauenprojekte in der Dritten Welt erwähnt.

Das Leitmotto «Global denken – lokal handeln» war bei Susanna kein blosses Lippenbekenntnis, wie bei vielen Zeitgenossen, sondern prägte ihr ganzes Wesen bis zu ihrem letzten Atemzug. Am 26. März 2022 ist sie unerwartet nach einem Unwohlsein zu ihrer letzten Reise aufgebrochen.

In dankbarer Erinnerung: Ulrich J. Gerber

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