Die Erde hat Ende Juli 2019 bereits die Erdüberlastung erreicht. Es geht dabei um den Verbrauch von erneuerbaren Ressourcen, welche die Erde im Jahr selber produzieren kann. Vor 30 Jahren war dieser Zeitpunkt noch im November, seither rückt er immer weiter nach vorne. Die Schweiz beispielsweise verbraucht fast dreimal mehr Ressourcen, als von der Erde für das Land erneuert werden können.
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Heute nehmen Asylanträge hierzulande ab. Nur, und das ist voraussehbar: Was machen wir, wenn die noch viel grössere Völkerwanderung mit Klimaflüchtlingen einsetzen wird? Wäre es nicht an der Zeit, uns bereits heute darüber Gedanken zu machen? Hand aufs Herz: Würden nicht auch Sie flüchten, wenn Sie merken, dass Sie – und vor allem Ihre Kinder – in Ihrer Heimat keine Überlebenschance haben?
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Wo – ich frage Sie! – ist die Visionärin oder der Visionär, die/der uns das alles klarmacht, über alle Partei- und Altersgrenzen hinweg? Unsere politische Schweiz, dieser vielgerühmte Bundesstaat, wurde 1848 gegründet. Was hat sich am System in 171 Jahren geändert? Sollten wir uns langfristig nicht über mögliche Reformen Gedanken machen? Kann es sein, dass sich die politischen Parteien bei erstbester Gelegenheit gegenseitig blockieren und so für dieses Land notwendige Reformen rein aus parteipolitischen Gründen verzögern, verhindern, verunmöglichen? Wo bleibt die Weitsicht, wo die Vision?
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Wir wollen auf Elektromobilität umstellen. Und woher den Strom nehmen, wenn neue KKW nicht zur Diskussion stehen, obwohl klimaverträglich? Wer eröffnet die öffentliche Debatte, ohne gleich untaugliche und veraltete Strickmuster zu provozieren? Rein sachpolitisch.
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Wie wird sich die Digitalisierung auf unsere Zukunft auswirken, und auf jene nachfolgender Generationen? Wie die künstliche Intelligenz? Können wir Älteren – ich zähle mich dazu – weiterhin das Geld der jungen Leute aus deren Portemonnaie ziehen, nur um unseren eigenen Wohlstand zu ermöglichen? Achtung! Ich weiss, dass viele Rentnerinnen und Rentner nicht auf Rosen gebettet sind. Wie wäre es, wir würden sie von gewissen Ausgaben entlasten, schliesslich haben auch sie ein Leben lang gearbeitet. Ein anderes Beispiel: Bis vor wenigen Jahren vermehrte sich unser gespartes Geld auf der Bank, heute nimmt es ab. Was heisst das für die Zukunft? Und: Unser Gesundheitswesen steht vor dem Zusammenbruch, wir steuern mit unserer immer älter werdenden Gesellschaft und den Fortschritten der Medizin auf eine Zweiklassenmedizin zu. Wo bleibt die sachliche Diskussion? Wo die Vision?
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Wir wehren uns gegen Europa, obwohl unser Land… mitten in Europa liegt. Europa ist weniger auf die Schweiz angewiesen als umgekehrt. Alles andere ist arrogante, politische Meinungsmache. Wenn wir uns weiterhin verweigern, als bekannte Rosinenpicker, wird der künftigen Generation die Rechnung präsentiert werden. Kann uns das egal sein? Wo ist der Visionär, der uns erklärt, dass die Schweiz sehr wohl unabhängig bleiben kann, wenn wir im Gegenzug Europa etwas bieten können, etwas, von dem ganz Europa profitieren kann, zum Beispiel als «Think tank»? Wir hätten die Möglichkeit dazu. Mit Verweigerung rasen wir ungebremst auf den Prellbock zu, selbst Werner Stauffacher, Walter Fürst und Arnold von Melchtal werden das mit ihrem Rütlischwur von 1291 nicht verhindern können.
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Fast zum Schluss dies: Unsere Hoffnung liegt in den Händen der nächsten Generation. Im Moment aber bereiten wir die Jugendlichen auf die Vergangenheit vor. Es ist daher unsere Pflicht, der Schule einen neuen Auftrag zu geben, der es ihr ermöglicht, eine zukunftsorientierte Bildung zu generieren. Das wäre eine Vision.
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Mit Alleingängen und der immer wieder beschworenen Vergangenheit werden wir die Zukunft nicht bewältigen, die Ferienorte ihre Entwicklung ebenso wenig wie die Welt den Klimawandel. Wir sind regional, national, europäisch und global gefordert. Wir müssen zum Teil von liebgewordenen Denkmustern Abschied nehmen, Reformstaus aufbrechen, wenn wir ein modernes Land bleiben wollen. Wo ist der Visionär, der das unserer Bevölkerung verständlich machen kann, ohne dass gleich ein Attentat auf ihn verübt wird?
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Und jetzt verbrenne ich mir noch die Finger, obwohl ich in wenigen Jahren selber davon betroffen sein werde: Ich bin allen Ernstes dafür, das Wahl- und Stimmrechtsalter auf 75 zu beschränken. Es kann doch nicht sein, dass eine immer älter werdende Bevölkerung über wichtige Zukunftsfragen entscheidet und die jüngeren Menschen überstimmt. Und um Ihre Empörung gleich zu steigern: Steuern müssen gleichwohl bezahlt werden. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
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Nur: Ob unsere Biologie überhaupt zulässt, dass wir Menschen uns in dieser immer schneller drehenden Welt zurechtfinden und wir sie schliesslich bewältigen können? Zu hoffen ist es.