«Jazz ist nicht tot, er riecht nur komisch.» Der dies sagte, müsste es eigentlich gewusst haben: Frank Zappa war es, der als avantgardistischer Musiker sehr offen war für Jazz-Elemente. Könnte es sein, Rosetta Bachofner, dass der Jazz andernorts nicht komisch riecht? «Vielleicht in New York», antwortet die 22-jährige Könizerin, um gleich anzufügen, dass sie kürzlich in Paris die Aufnahmeprüfung für die «New School for Jazz and contemporary Music» in New York absolvierte und auf die Warteliste gesetzt wurde.
Die Veröffentlichung ihrer ersten CD ist ein Meilenstein in ihrer jungen Laufbahn als Musikerin. Dass sie schon als Jugendliche dafür gespart hat, erstaunt nicht. Denn etwas steht für sie fest: «Jazz ist meine erste und gröss-
te Liebe. Das wird so bleiben.» Solch markige Worte warten nur darauf, schriftlich festgehalten zu werden. Das wurden sie denn auch, auf dem linken Unterarm in Form eines Tattoos: «Forever Always» steht da, für immer und ewig. «Bei mir begann es mit klassischer Musik», sagt sie, es folgten Ausflüge in die Sparten Gospel, Rock, Pop und Musical. «Ich fühlte mich im Jazz jedoch immer am wohlsten und liebe alle Sparten, die diese Musik bietet.»
Doch zurück zu ihrer Ausbildung, oder: wenn aus Musik Wissenschaft wird. Wie bildet man sich zur Jazz-Sängerin aus? «Vorausgesetzt, die Grundlagen sind vorhanden, kann der Eintritt in die Jazz School erfolgen, dort absolviere ich den Bachelor-Vorkurs.» Momentan steckt Rosetta Bachofner in den Aufnahmeprüfungen, um an der Hochschule der Künste Bern (HKB) einen Studienplatz zur Erlangung des «Bachelor of Arts» in der Sparte Jazz zu belegen. Nach erfolgreichem Abschluss kann das Master-Studium folgen. Das ist denn auch ihr Ziel, sie will sich ausbilden zur Gesangspädagogin. Das hat auch wirtschaftliche Gründe, die Möglichkeiten als Jazz-Musikerin in der Schweiz sind begrenzt. Aber da ist doch noch New York im Hinterkopf? «Sollte das klappen, ja, dann würde ich mich für die Ausbildung in New York entscheiden.» Verständlich, wird doch die Jazzmusik dort anders wahrgenommen als hierzulande, in ihrer künstlerischen Bedeutung oft gar gleichgesetzt mit der klassischen Musik in Europa. So kann das Ziel von Rosetta Bachofner, dass sie dereinst mit Engagements als Musikerin ihre Existenz selbstständig bestreiten kann, nicht überraschen. Am liebsten möchte sie das in den USA tun.
«Gehe deinen Weg»
Sie ist sehr dankbar für das, was sie machen kann und betrachtet ihren Weg nicht als Selbstverständlichkeit. Da muss erst mal viel Talent vorhanden sein. Dazu Unterstützung. Diese kriegt Rosetta Bachofner seit jeher von ihrer Mutter, «die beste Mama der Welt», wie sie auch anlässlich des Konzertes zu ihrer CD-Taufe betont. Immer wieder habe sie ihre Mutter bekräftigt, ihren Weg zu gehen. Bereits damals, als sie mit drei Jahren mit Klavierspielen begann und sich später in der Schule herausstellte, dass die Musik im Vordergrund stand.
Unterstützung brauchte sie auch vor ein paar Jahren, als sie gesundheitliche Probleme zu bewältigen hatte. Diese wirkten sich auch auf ihre Stimme aus. «Die Stimme ist mein Kapital», ist sie sich bewusst. Gerade in dieser schwierigen Phase musste sie lernen, ein starkes Bewusstsein für dieses komplexe und fragile Gebilde zu entwickeln. «Ich will Sorge tragen dazu, gehe in eine Stimmtherapie und belaste als Sängerin meine Stimme maximal drei Stunden pro Tag.»
Als junge Musikerin gibt es sicher Vorbilder, oder? «Ich will nicht sein wie andere», ist die Antwort von Rosetta Bachofner, «ich will mir selbst Vorbild sein». Aber natürlich gibt es sie, die «Greats» des Jazz, wie sie diejenigen bezeichnet, welche die Musikgeschichte prägten und immer noch prägen. Allen voran nennt sie Ella Fitzgerald. «Sie verfügte über eine unerreichte Gesangstechnik und reduzierte ihren Gesang auf das Wesentliche.» Auch Sarah Vaughn nennt sie, dann Roberta Gambarini, es fallen Namen wie Nat King Cole und Frank Sinatra.
An diesen grossen Namen der Musikgeschichte schnuppert Rosetta Bachofner aus Köniz. Sie sollte dies weiterhin tun. Denn vielleicht ist der Jazz seinen komischen Geschmack längst losgeworden.