Hoppla, ein Zeckenstich

Hoppla, ein Zeckenstich

In unseren Breitengraden dauert die Zeckensaison ca. von März bis November; bei milden Temperaturen sind Stiche jedoch auch im Winter möglich. Grundsätzlich bevorzugen Zecken warme und feuchte Witterung und verlassen ihr Habitat ab ca. 6 Grad Celsius. Dr. med. Sabrina Jegerlehner 1 vom Inselspital beantwortet Fragen zu den Gefahren, die von diesen Spinnentierchen ausgehen.

Dr. Jegerlehner, ist das Verteilgebiet dieser Zeitung ein Risikogebiet?
In Köniz selbst ist das Risiko gering, in den umgebenden Wäldern jedoch hoch bis sehr hoch. Am besten kann man sich in der App «Zecke» über die aktuelle Zeckengefahr in einer bestimmten Region informieren.

«Englischer Rasen» oder «normales» Gras: Wo sollte man besonders vorsichtig sein?
Zecken findet man bevorzugt in feuchten, warmen und geschützten Orten, also primär dort, wo sie von Nadeln oder Laub bedeckt sind. Konkret findet man sie daher weniger auf einem «Englischen Rasen», sondern eher im Wald.

Was, wenn eine Zecke ausgerechnet mich gestochen hat?
Bei einem Zeckenstich werden hierzulande vor allem die Erreger der Lyme-Borreliose (ein Bakterium) und der FSME (ein Virus) übertragen. Eine rasche Entfernung der Zecke kann das Übertragungsrisiko für Borrelien reduzieren. Die Bakterien sind im Darm der Zecken angesiedelt und gehen in der Regel erst nach 12 bis 24 Stunden Saugen ins Blut des Gestochenen über. FSME-Viren können hingegen direkt durch den Speichel übertragen werden. Gemäss Untersuchungen in Deutschland und der Schweiz kann bei 2 bis 6% der von einem Zeckenstich Betroffenen eine Borrelien-Infektion nachgewiesen werden, wobei nicht jeder daran erkrankt (Erkrankungswahrscheinlichkeit 0,3 bis 1,4%). Da das FSME-Virus-Vorkommen in den Zecken kleinräumig sehr stark schwankt (0,1 bis 5% der Zecken in Risikogebieten), ist es nicht möglich, ein Erkrankungsrisiko nach einem einzelnen Zeckenstich zu berechnen. In 70 bis 90% der Fälle verläuft eine Infektion mit dem Erreger jedoch (fast) beschwerdefrei.

Welche Symptome können auftreten?
Die Borreliose verursacht vielseitige Symptome, die sich von Mensch zu Mensch stark unterscheiden können. Als erstes Anzeichen kann sich nach 3 bis 30 Tagen ein sog. Erythema migrans manifestieren. Dies ist eine flächenhafte Rötung um die Einstichstelle, die sich ringförmig ausbreitet. Davon abzugrenzen ist die unmittelbar nach dem Stich entstehende Rötung, bei der es sich meistens nur um eine Lokalreaktion handelt. Weitere Symptome sind grippale Beschwerden, Gesichtslähmungen, Gelenkbeschwerden und seltener ein Herzbefall. Bei der FSME treten die ersten Krankheitsanzeichen 7 bis 14 Tage nach dem Zeckenstich auf. Hierzu gehören Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen. Bei 5 bis 15% der Betroffenen kommt es dann nach einem beschwerdefreien Intervall zu einem zweiten Krankheitsstadium mit dem gefürchteten Befall des Nervensystems, also zu einer Entzündung von Hirnhäuten und Gehirn.

Therapier- und heilbar?
Die Borreliose ist mit Antibiotika therapier- und heilbar. Für die FSME gibt es keine spezifische Therapie, dafür jedoch eine prophylaktische Impfung.
Welche Massnahmen empfehlen Sie?
Das Tragen geschlossener Kleidung – feste Schuhe, lange Hosen, lange Ärmel – bietet einen gewissen Schutz, da die Zecke so mehr Mühe hat, eine geeignete Stichstelle zu finden. Zudem sollten die Socken über die Hosenbeine gezogen werden, denn so muss die Zecke nach oben wandern, was das Auffinden erleichtert. Repellentien (Substanzen, die Insekten fernhalten sollen) schützen ebenfalls. Diese sollten auf Haut und wenn möglich (Vorsicht vor Fleckenbildung) auch auf die Kleidung aufgetragen werden. Nach einem Aufenthalt im Freien sollte der Körper nach Zecken abgesucht und diese sollten sofort entfernt werden. Zecken bevorzugen Stichstellen wie Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeugen, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen. Zum Schutz gegen FSME empfiehlt sich zudem eine aktive Immunisierung. Da seit 2019 die ganze Schweiz (mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin) als FSME-Risikogebiet gilt, wird die Impfung gemäss Schweizer Impfplan allen Erwachsenen und Kindern (ab 6 Jahren) empfohlen, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten.

Wie stark hat die Zecken-Invasion zugenommen?
Gemäss BAG nahm die Anzahl der Zeckenstiche seit 2016 stark zu. Während das langjährige Mittel bei rund 9400 Fällen lag, registrierten die Unfallversicherer in den letzten Jahren über 17’000 Fälle (Zunahme um 80%).

Darf ich jetzt, frisch geimpft, sorglos durchs Unterholz streifen?
99 von 100 Personen, die eine vollständige Grundimmunisierung gegen FSME erhalten haben, sind gegen die Krankheit geschützt. Wie sorglos Sie jedoch durchs Unterholz streifen, überlasse ich Ihnen, wobei: Es gibt noch andere Gefahren als Zecken.

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