«Eigentlich kann ich meine Eröffnungsansprache vergessen, Mentalist Tobias Heinemann weiss ja eh schon, was ich Ihnen sagen möchte», witzelte Heinz Pfander, Organisator des Anlasses und Verwaltungsratspräsident der Atec Personal AG Düdingen, bei der Begrüssung der 115 geladenen Gäste im «Golf & Country Club».
Heinemann brachte die Gäste während mehr als einer Stunde physisch und mental in Bewegung. Beim ersten Test durften alle aufstehen und sich einen persönlichen Gegenstand in der rechten oder linken Hand vorstellen. In zwei Umgängen fand er heraus, in welcher Hand sie den Gegenstand hielten. Beim Lügen-Wahrheits-Test, bei dem die Personen seine Fragen nur gedanklich beantworteten, konnte er zielgenau feststellen, welche der fünf Personen ein blaues Lügen-Bonbon und wer das orange Wahrheits-Bonbon in der Hand hielt.
Der Gedankenleser betonte, dass es kein eindeutiges Körpersignal für eine Lüge gebe. Zu Beginn stelle er jeweils Fragen, welche die Personen mit Sicherheit wahrheitsgetreu beantworten würden. Zum Beispiel: «Welche Farbe hatte Ihr erstes Auto?» Bei der Antwort analysiere er ganz genau das Verhalten, die Körpersprache, Mimik, Augenkontakt und die Art, wie die Person spricht. Dies sei dann für ihn die «Bestline». Bei Unwahrheiten verhalte sich eine Person differenzierter. «Wer sich während des Gespräches oft im Gesicht anfasst, die Lippen zusammenpresst, längere Pausen macht, schneller spricht, nach unten schaut oder oft die Augen schliesst, liefert Indizien für Unstimmigkeiten. Blinzeln ist ein Zeichen dafür, dass ein Gedankengang abgeschlossen ist. Wer viel blinzelt, denkt viel», so der Mentalist, der die Menschen schon als Siebenjähriger sehr genau beobachtet und diese Fähigkeit bis heute weiterentwickelt hat. Sherlock Holmes war sein grosses Vorbild, und so wollte auch er ursprünglich Detektiv werden.
Ein Gast mischte einen Satz Pokerkarten. Heinemann betrachtete deren Reihenfolge und benannte danach innerhalb von 26 Sekunden und ohne Blickkontakt alle 52 Karten in der richtigen Reihenfolge. Der Weltrekord dazu liege übrigens bei 18 Sekunden. Bei solchen Aufgaben macht sich Heinemann verschiedene Memotechniken zu Nutze. So ordne er jede Pokerkarte einer Person, einem Gegenstand oder einer Tätigkeit zu und verknüpfe sie miteinander. Diese Bilder verteile er dann gedanklich als Fixpunkte auf seine Körperteile. So könne er im Falle eines Blackouts den Gedanken auch rückwärts abrufen und so das Bild wiederfinden, erklärte Heinemann.
Mit schwarzem Klebeband verband sich Heinemann Augen und Gesicht. Zusätzlich legte er je einen Fünfliber auf seine Augen und band sich noch eine schwarze Binde um. Danach erriet er diverse kleine Gegenstände, die ein Gast im Publikum gesammelt hatte. Dies offenbar nur durch den Kontakt mit dem Handgelenk und mit Fragen, welche die Versuchsperson in Gedanken beantwortete!
Während seinen Experimenten auf der Bühne gab er einer anderen Person den Auftrag, eine Zeichnung anzufertigen, die als Sujet etwas Gegenständliches beinhaltet. Am Schluss bat er den Zeichner zu sich. Der legte eine Hand auf Heinemanns rechte Schulter, die andere stützte die rechte Hand des Mentalisten mit dem andersfarbigen Zeichenstift. Mit verbundenen Augen, nur über den Körperkontakt und die mentale Verbindung, zeichnete Heinemann das Landschaftsbild mit Haus, Baum und Sonne, praktisch auf den Strich genau nach.


