Nun endlich ist er da, der Sommer. Badehose oder -kleid und Sonnenhut montieren, Sonnencreme LSF 50 auf Körper und Gesicht, kurz ins Wasser und ab an den Schatten. Empfehlen zumindest die Dermatologinnen. In der Realität sieht es ein bisschen anders aus, zumindest soweit ich das über die letzten Jahre hinweg beobachtet habe. Da dient der Sonnenhut oft nur als Accessoire, Sonnencreme reicht auch eine mit tieferem LSF, an den Schatten geht’s erst, wenn es an der Sonne nicht mehr auszuhalten ist. Denn: Sonst wird man ja nicht braun! Gerne gibt man sich danach gegenseitig Komplimente, vor allem diejenigen, die weniger schnell braun werden denjenigen, bei denen es eben schneller geht: «Du bist ja schon mega gebräunt! Ich wünschte, ich wäre schon so!» Es wird verglichen, beneidet, Arm an Arm gestreckt. Als ginge es um einen Wettbewerb, als wäre in brauner Sommerteint das Höchste der Gefühle.
Doch mal abgesehen davon, dass das Streben nach «Sonnenbräune» ja irgendwie paradox ist – werden doch weisse Menschen für ihre gebräunte Haut bewundert, während People of Color aufgrund ihrer Hautfarbe immer noch von Diskriminierung betroffen sind – ist das Ganze auch nicht besonders gesund. Gut, einige mögen jetzt sagen, dass sie es halt trotzdem schön an sich fänden, einen «gesunden» Teint zu haben, oder dass sie eben einfach gerne lange an der Sonne liegen würden. Vitamin D sei ja lebensnotwendig. Das stimmt natürlich, wenn man es nicht übertreibt. Und dennoch: Wieso ignorieren viele bei diesem immer noch fest in unseren Köpfen verankerten Schönheitsideal von gebräunter Haut gerne die Tatsache, dass durch erhöhte Sonneneinstrahlung nicht nur die Faltenanzahl, sondern eben auch das Hautkrebsrisiko um ein Vielfaches steigt? Unabhängig davon, welchen Hauttyp wir haben: Suchen wir diesen Sommer alle lieber einmal mehr den Schatten auf und tragen konsequent genügend Sonnencreme auf. Unsere Haut wird’s uns danken.