Mehrere Medien haben über das Theaterstück «Verschwunden» berichtet, das Anfang Jahr im «Theater an der Effingerstrasse» aufgeführt wurde. Dass Medien Rezensionen schreiben, ist keine Seltenheit. Das besondere in diesem Fall ist – nebst dem traurigen Bezug zur Realität – das junge Alter des Autors: Sebastian Gfeller ist 18 Jahre alt, als er das Stück in der 11. Klasse als Matura-Arbeit verfasst.
Entstanden ist eine Geschichte über ein verhängnisvolles Trinkgelage: «Die wilde Saufparty, die auf die Bühne kommt» und «Partynacht im Stahlträgerwald» – unter diesen Titeln thematisierten die Berner Tageszeitungen das Geschehen auf der Bühne. Dieses handelt – wie die Überschriften andeuten – von Jugendlichen, die sich betrinken. Sie treffen sich an einem verlassenen Flussufer, wo sie Alkohol in Strömen konsumieren. Ihr Ziel: maximaler Spass und den Alltag vergessen. Nachgeholfen wird mit Joints. Die Partygänger haben es mehr oder weniger lustig, bis die Situation eskaliert.
Trinken als Freizeitbeschäftigung
Der Bezug zum Theater und seine Vorliebe für dramatische Erzählungen haben Sebastian Gfeller bewogen, als Matura-Arbeit ein Theaterstück zu verfassen. Markus Keller, Leiter des Theaters an der Effingerstrasse, unterstützte ihn von Beginn weg. «Er hat mir geraten, über etwas zu schreiben, das mich beschäftigt und direkt betrifft», begründet der Schwarzenburger die Wahl seines Themas. Damals standen bei ihm und seinen Kollegen oftmals das Konsumieren von Alkohol im Mittelpunkt. An den Wochenenden trafen sie sich im Wald und tranken. «Es ging darum, sich zu entspannen, abzuschalten und Spass zu haben.» Gfeller betont, dass, anders als in der Geschichte, diese Partys nie ausgeartet sind. «In meiner Matura-Arbeit interessierte mich dennoch die Frage, was hätte passieren können.»
Drama wurde Wirklichkeit
Obschon Sebastian Gfellers Erlebnisse ohne Folgen blieben, realitätsfern ist das Theaterstück nicht: Nahe Schliern lief vor mehr als einem Jahr eine Wald-Party aus dem Ruder, ein Jugendlicher starb an den Folgen von Drogen. Zurück blieb die Frage nach der Verantwortung der Mitfeiernden. Der Vorfall habe aber nichts mit seinem Stück zu tun, stellt der heute 20-Jährige klar. Seine Arbeit reichte er ein Jahr vor dem Vorfall ein. «Dass sich im echten Leben ein solches Drama abgespielt hat, zeigt aber leider auf, wie aktuell meine Geschichte ist», bedauert Gfeller. Für ihn gehören solche Abende mittlerweile der Vergangenheit an. Ausgelöst durch die Auseinandersetzung mit dem Thema habe bei ihm ein Prozess stattgefunden. «Ich bin kritischer geworden bei der Frage, wie ich meine Freizeit verbringen will.»
Fokussiert auf die Uni
«Meine Arbeit auf der Bühne zu sehen, war schon schön», bekennt Sebastian Gfeller mit einem Lächeln. Dass das Original mehrmals überarbeitet wurde, findet er gut. Rückblickend würde er einige Szenen ebenfalls anders schreiben, beispielsweise weniger moralisierend. Ist nach dem Erfolg seines Theaterstücks eine Fortsetzung geplant? Er konzentriere sich im Moment vor allem auf seine Ausbildung, sagt Gfeller, der im ersten Semester Geschichte und Deutsch an der Uni Bern studiert. Aber, er schreibe gerne und liebe Theater. «Wenn sich die Gelegenheit ergibt, mich nochmals als Autor zu versuchen, sage ich sicher nicht nein.»