Üblicherweise findet Kunst in Galerien oder Museen statt. Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel «proiectum – Kunst bei Kuhn und Bieri». Die Idee, Kunstwerke in einem normalen Arbeitsumfeld zu präsentieren und so nach aussen zu tragen, zeichnet das Non-Profit-Projekt der Firma Kuhn und Bieri aus.
Seit mittlerweile acht Jahren stellt die Spezialistin für Medizingeräte- und Verbrauchsmaterial in ihren Büroräumen Kunst aus. In Einzel- und Gruppenausstellungen wurden bisher Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie beispielsweise Bea-
trix Sitter-Liver, Elena Loderer, Jakob Jenzer, Sylvia Hostettler und Fritz Mühlemann gezeigt. «Aber auch junge Künstler sind regelmässig vertreten», betont Markus Joho, der das Projekt als Geschäftsführer und Mitinhaber von Beginn an begleitet, geprägt und mitbetreut hat – dies an der Seite von Kathrin Kuhn, die mit dem Rückzug aus der Firma Ende 2016 auch die Leitung von «proiectum» abgegeben hat.
Kunst greifbar machen
Seit Anfang dieses Jahres führt Markus Joho «proiectum» gemeinsam mit seiner Ehefrau Sandra fort. Die beiden teilen sowohl die Faszination für Kunst wie auch den Anspruch, die Projekte auf einem qualitativ hohen Niveau weiterzuführen. Qualität beziehen sie nicht nur auf die gezeigte Kunst, sondern auch auf deren Vermittlung. Dabei können sie sich freier bewegen als klassische Galerien oder Museen. «Als Non-Profit-Galerie stehen nicht die finanziellen Aspekte im Vordergrund, sondern das Ziel, Kunst greifbar zu machen und zwischen den Menschen eine Brücke zu bauen.»
Gegenteil von beliebig
«proiectum» kommt aus dem Lateinischen und steht für ein zeitlich begrenztes Vorhaben. Gemeinsam mit dem Künstler eine Ausstellung entwickeln und diese für eine bestimmte Zeit zeigen, um sie dann wieder aufzulösen und Raum für Neues zu schaffen – darin sieht Markus Joho eine der Stärken des Projekts. Von der Idee bis zur Vernissage: Diesem Prozess räumt auch seine Ehefrau Sandra einen hohen Stellenwert ein. «Ich bin überzeugt, dass das Publikum spürt, ob eine Ausstellung beliebig zusammengestellt wurde oder ob man sich längere Zeit mit dem Künstler und dessen Werken auseinandergesetzt hat.»
Was gezeigt wird, muss indes nicht allen gefallen: «Wenn die Werke Beachtung finden, den Betrachter überraschen und Menschen miteinander ins Gespräch bringen, haben wir unser Ziel erreicht.» Diese Ambition zeichnet denn auch das neuste Projekt «Faszination Sense» aus. «Wir möchten die Begeisterung der Sense-Landschaft in die Galerie hineinbringen und mit verschiedenen Geschichten unterschiedliche Blickwinkel bieten», erläutert Markus Joho. Über all den Aktivitäten steht der Bildband «sense» von Peter Imhof. «Ausgewählte Bilder entführen den Betrachter an stimmungsvolle, wundersame Stellen am Flusslauf der Sense.» Ergänzt wird die Ausstellung durch Aquarelle aus der Sense-Schlucht von Walter Poffet sowie Installationen der Landart-Künstler Ulla und Rolf Klaeger, die mit «Sense-Chempe» und Naturmaterialien den Senselauf nachempfunden haben.
Auf dem richtigen Weg
Bei Markus Joho sind in den vergangenen acht Jahren unzählige ehrenamtlich geleistete Stunden in das Kunst-Projekt geflossen, «mit jeder Menge Herzblut», wie der Familienvater ergänzt. Das Konzept überzeugt nicht nur die Besucherinnen und Besucher – an den Vernissagen nehmen bis zu 120 Personen teil – sondern auch die Gemeinde Köniz. Im vergangenen Herbst zeichnete sie «die Privatinitiative am Schnittpunkt von Kunst und Wirtschaft» mit dem zweiten «Kulturpreis Köniz» aus. Die Gemeinde würdigte damit das «Engagement der Geschäftsführer, in den Räumen der Kuhn und Bieri AG in Köniz regelmässig Ausstellungen einzurichten und damit Mitarbeitende und Besucher mit aktuellem Kunstschaffen zu konfrontieren».