Seit 20 Jahren lässt sich die feuchte Makuladegeneration behandeln, seit 2 Jahren gibt es nun auch erste Möglichkeiten zur Behandlung der trockenen Makuladegeneration – allerdings mit teuren Spritzen, deren Kosten von der Krankenkasse bislang nicht übernommen werden. «Durch die Spritzenbehandlung wird das Fortschreiten der Sehverschlechterung bei trockener Makula-
degeneration nicht aufgehalten, sondern nur verlangsamt», relativiert der in Wabern wohnhafte Justus Garweg den Erfolg der Behandlung gegen diese heimtückische Erkrankung. Aus Angst, eines Tages als Folge der Makuladegeneration die Selbständigkeit zu verlieren, suchen viele Betroffene die Augenklinik zur Beratung auf. Aus gutem Grund, denn viele haben die erblich belastete Erkrankung der Netzhaut bei ihren Eltern miterlebt.
Licht am Ende des Tunnels
Indes: Im Gegensatz zur Generation der Eltern können heute auch Menschen mit fortgeschrittener Makuladegeneration ihre Selbständigkeit und ein hohes Mass an Lebensqualität erhalten. Mit technischen Hilfsmitteln wie guter Beleuchtung, speziellen Brillen und Tablets können Bilder, Texte und Mails heute nach Bedarf vergrössert werden. Nach wie vor sind jedoch Medikamente für die trockene Makuladegeneration vom Risiko-Nutzen-Verhältnis her uninteressant. Dennoch werden irgendwann wirksame und sichere Medikamente auf den Markt kommen, deren Kosten die Krankenkassen übernehmen werden.
Abgesehen von Hilfsmitteln und der Hoffnung auf neue Medikamente haben wir es auch in den eigenen Händen, der altersbedingten Makuladegeneration entgegenzuwirken, wie Garweg ausführt: «Hilfreich für die Risikominimierung sind Lifestyle-Interventionen wie körperliche Fitness, mit dem Rauchen aufzuhören, auf den Blutdruck zu achten und auf mediterrane Ernährung mit viel Gemüse und Fisch und wenig tierischen Fetten umzustellen. Im Zentrum muss aber der Wille stehen, den Blick auf das zu richten, was funktioniert, nicht auf das, was nicht mehr geht.»
Projekte in den ärmsten Regionen der Welt …
Die von Garweg 2015 gegründete Stiftung Fight4Sight setzt sich für den Zugang zu menschenwürdiger Grundversorgung mit Zugang zu sauberem Wasser, Ernährungssicherheit, Bildung und medizinischer Grundversorgung ein – u. a.
mit Projekten zur beruflichen Ausbildung von Waisenkindern und Ausstattung von medizinischen Zentren mit Wasser und Strom in Benin, dem Aufbau einer Geburtsklink in Tansania, der Lieferung und Inbetriebnahme von berggängigen Krankenwagen in Nepal, Aufforstungsprojekten gegen die Bodenerosion in Uganda und einer verbesserten augenmedizinischen Versorgung in Eswatini.
… und ein Integrationsprojekt für Geflüchtete in der Schweiz
Zielgruppe des Projektes Work in Sight sind in der Region Bern lebende Migrantinnen und Migranten mit Ausweis B oder F (Aufenthaltsbewilligung für vorläufig aufgenommene Ausländerinnen und Ausländer), die sich noch nicht auf dem Schweizer Arbeitsmarkt etablieren konnten. Das Projekt richtet sich an Unternehmen, die qualifiziertes Personal suchen und bereit sind, Einzelpersonen mit ausreichender Sprach- und Fachkompetenz eine Chance für den Einstieg in die Berufswelt zu geben.
Zur Person
Justus Garweg kommt 1991 nach dem Medizin-Studium und der Facharztausbildung an der universitären Augenklinik Hamburg als Oberarzt nach Bern, wo er bis 2007 als Leiter der Abteilung für Netzhauterkrankungen an der Universitäts-Augenklinik Bern arbeitet. Nach der Ernennung zum Titularprofessor gründet er 2007 die Berner Augenklinik. Seither arbeitet er als Experte für Netzhauterkrankungen in internationalen Gremien, leitet klinische Studien und wird von Universitäten und Forschungsinstitutionen aus aller Welt zu Vorträgen eingeladen. Für Justus Garweg eine willkommene Gelegenheit, in Regionen mit ungenügender medizinischer Grundversorgung und ohne Zugang zu sauberem Wasser etwas vom Wohlstand, der sozialen Stabilität und exzellenten medizinischen Versorgung in der Schweiz weiterzugeben.