Mehr Wertschätzung als Lebensprinzip, Teil 3

Mehr Wertschätzung als Lebensprinzip, Teil 3

Gemäss verschiedenen Untersuchungen hängen 40 Prozent des Glücks von unseren Gedanken und dem daraus resultierenden Verhalten ab. «Man kann lernen, das sprichwört- liche Glas häufiger halb voll als halb leer zu sehen», sagt Julia Kalenberg, die überzeugt ist, dass sich der eigene Gedanken- und Handlungsspielraum dehnen und stärken lässt wie ein Muskel.

«Unser Leben ist das, was unsere Gedanken daraus machen», zitiert Julia Kalenberg gerne den römischen Kaiser Marc Aurel, wenn sie über den Einfluss der Gedanken auf die Zufriedenheit spricht. Sie ist davon überzeugt, dass jeder die Fähigkeit besitzt, eine Situation in einer bestimmten Art und Weise zu interpretieren und damit zu beeinflussen. «Psychisch Kranke oder angeschlagene Menschen bilden eine Ausnahme», ist es ihr wichtig zu erwähnen. Ausgenommen davon sei dieser Spielraum aber vielfach grösser als ursprünglich angenommen, erklärt Coach Julia Kalenberg. Sie erlebe oft, dass in einem ersten Impuls zuerst auf das Unveränderbare fokussiert werde. «In diesem Fall befinden wir uns in der Opferrolle, wir sind der Situation hilflos ausgeliefert.» Konzentriere man sich hingegen auf das, was man beeinflussen könne, sei man nicht mehr Opfer, sondern Gestalter, betont Julia Kalenberg, die 2007 an Brustkrebs erkrankt ist und so selbst erlebt hat, was es heisst, ihren gedanklichen Fokus jeden Tag bewusst zu wählen. Dabei gehe es nicht nur um eine wertschätzende Haltung sich selbst, sondern auch dem Leben gegenüber, präzisiert sie. Seither trägt sie einen kleinen schwarz-weis-
sen Stein als symbolische Erinnerungshilfe mit sich. «Wenn ich das Gute sehen und ausbauen kann, dann befinde ich mich eher auf der weissen Seite des Steins.» Wenn sie sich hingegen frage «warum muss das ausgerechnet mir passieren?», dann setze sie eine negative Spirale in Gang und befinde sich eher auf der schwarzen Seite. Sie rät daher, sich darauf zu konzentrieren, was selbst in schwierigen Situationen bereits oder noch funktioniert und erreichbare Ziele sowie die gewünschte Zukunft zu definieren sowie KLEINE Schritte in die gewünschte Richtung zu erkennen und wertzuschätzen.

Frage der Perspektive
«In meiner täglichen Arbeit als Coach und bei Trainings von Führungskräften beobachte ich immer wieder, wie sich unser gedankliche Fokus auswirkt auf unsere Zufriedenheit, unsere Motivation, unsere Leistungsfähigkeit und nicht zuletzt auf unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen», betont Julia Kalenberg. Nicht alle müssten nun aber mit einem Stein in der Hosentasche rumlaufen, sagt sie mit einem Schmunzeln. Im Alltag hätten sich bei ihr z.B. auch das Glücks- und das Lösungstagebuch als hilfreich erwiesen. In ersterem hält sie am Abend täglich drei Dinge fest, die sie während des Tages erfreut haben. In zweiterem notiert sie ihre Ziele und erste kleine Schritte auf dem Weg dorthin. «Ziele entfalten eine enorme gedankliche Kraft und können – gerade auch in schwierigen Zeiten – eine klare Ausrichtung geben.» Daher sei es wichtig, Ziele positiv zu formulieren, also zu sagen was man will anstatt, was man nicht will. «Insbesondere erfolgreiche Sportler visualisieren den optimalen Ablauf. Ich bin sicher, Carlo Janka stellt sich im Starthaus vom Lauberhornrennen nicht vor, was alles schieflaufen könnte, sondern wie die optimale Fahrt aussieht.»

Üben, üben, üben
Julia Kalenberg ist überzeugt: «Denk- und Verhaltensmuster lassen sich nur mit Geduld und Zeit ändern.» Es brauche regelmässiges Training wie bei einem Muskel. Um diesen «Muskel» zu stärken und mehr Wertschätzung als Lebensprinzip zu trainieren, schlägt sie vor, sich täglich anhand von zwei Fragen (siehe Kasten) mit der Wertschätzung auseinanderzusetzen. Besonders Frauen falle es oft schwer, sich selbst zu loben und kleine Schritte sowie Teilerfolge anzuerkennen. «Wir Frauen haben oft das Gefühl, dass andere besser sind und dass wir noch mehr leisten müssten, um zu genügen. Naturgemäss sind diese Gedanken nicht hilfreich, sondern blockieren uns», so ihr Fazit.

Yvonne Mühlematter

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Mehr Wertschätzung als Lebensprinzip, Teil 3»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2