«Mein Job ist die Tiergesundheit

«Mein Job ist die Tiergesundheit

Hanspeter Lüthi und Daniel Brechbühl sind Tierpfleger am Institut für Virologie und Immunologie (IVI). Sie bewegen sich zwischen Ställen und Hochsicherheitslabors.

Mäuse, Hühner, Schweine, Schafe, Ziegen, Rinder – sie wollen gefüttert werden, ihre Ställe gemistet. So auch am Institut für Virologie und Immunologie (IVI), dem einzigen Schweizer Hochsicherheitslabor, das sich hauptsächlich der Erforschung von Tierkrankheiten verschrieben hat. Zwei der Tierpfleger, die sich um sie kümmern, sind seit den ersten Tagen dabei. 

Hineinduschen

«Tierpflege tönt einfach», sagt Hanspeter Lüthi mit einem Schmunzeln im Gesicht, «aber so wie hier ist es schweizweit einmalig.» Während man sonst eher nach dem Besuch im Schweinestall duscht, ist es hier umgekehrt: Kein Keim darf hinein, denn die Tiere dienen unter anderem als Blutspender; ihre Zellen werden zum Beispiel im Labor Erregern ausgesetzt und untersucht. Mindestens zweimal täglich muss der Tierpfleger darum fürs Füttern oder Misten «hineinduschen» und auf der anderen Seite der Schleuse sterile Arbeitskleidung anziehen. In den 30 IVI-Jahren hatten Lüthi und sein Team kein einziges krankes Schwein, wie er stolz erzählt. Die Ziegen, Schafe und Rinder hingegen leben draussen, auch ihnen entnimmt Lüthi ab und zu Blut. Der Tierpfleger ist auf einem Bauernhof aufgewachsen und hat ursprünglich Metzger gelernt. Dies ist Voraussetzung für seine Stelle, denn er begleitet die Tiere von der Geburt bis zum Tod. 

Für die Tiergesundheit

Die Tierversuche seien sicher nicht immer einfach. Doch er sieht das Ganze im grossen Zusammenhang: Die Schafe, Hühner, Schweine oder Mäuse sterben hier, damit Millionen andere Tiere zukünftig vor Krankheiten geschützt werden können. «Unser Job ist die Tiergesundheit», fasst er es zusammen. In Mittelhäusern gehen seine 30 Jahre als Tierpfleger nun einem Ende zu. Jeder Tag sei voller Abwechslung, das schätze er an seinem Beruf. Er organisiert Futter und Stroh, richtet die Ställe ein, erledigt die Blutentnahmen oder führt das Schlachten aus. All dies in verschiedenen Ställen – manche steril, wo hineingeduscht werden muss, andere herkömmlich. «Für mich war das kein Job, sondern eine Lebensaufgabe», betont der Emmentaler. Er zeigt auf die Wände: «In der Anfangszeit habe ich hier sogar ‹geplättelt›.» Ende April wird er sich von seinen Tieren und den Mitarbeitenden verabschieden. Und sich gleich in die nächste Aufgabe stürzen: Am 1. Mai zieht Hanspeter Lüthi mit rund hundert Rindern, Kühen und Kälbern auf eine Alp, «zuhinterst im Eriz». Ein Traum, den er schon lange hegt. Auch dort ist er für die Tiergesundheit zuständig – nur hineinduschen muss er nicht. 

Ein würdiges Leben

Daniel Brechbühl ist Lüthis langjährigster und engster Mitarbeiter – und doch sehen sich die beiden höchstens vor Arbeitsbeginn zum Kaffee. Denn Brechbühl arbeitet «drinnen», das heisst: im Hochsicherheitsbereich. Dort, wo die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an hochansteckenden Krankheiten forschen und Tierversuche durchführen. Acht Ställe, jeweils in Kojen unterteilt, säumen einen langen Gang. Hier ist der Tierpfleger, auch er gelernter Metzger mit landwirtschaftlichem Hintergrund, für die Versuchstiere zuständig. Diese sind jeweils nur ein paar Wochen bei ihm. «In dieser kurzen Zeit kann ich keine Beziehung zu ihnen aufbauen», sagt er. Trotzdem: «Mein Job ist es, dem Tier während seiner Zeit hier ein würdiges Leben zu gestalten.» Etwa, indem er die Küken in einer Koje mit Einstreu unterbringt, obwohl sie per Gesetz auch in einem Käfig gehalten werden dürften. Oder, indem er mit den Schweinen, Schafen oder Hühnern spricht, ihnen beruhigende Musik abspielt. Je nach Versuch, je nach der Art der Viren muss auch er duschen – hier aber beim Verlassen des Stalls. 

Multikulturelle Zusammenarbeit

Damit auf seiner Versorgungsrunde keine Erreger von einer Tiergruppe zur nächsten gelangen, sind Duschen zwischen den Ställen nötig. Bis zu acht solche können so täglich zusammenkommen – wohlgemerkt: «Eine» Dusche bedeutet, sich dreimal hintereinander von Kopf bis Fuss einzuseifen und abzuspülen. Bei hochansteckenden Krankheiten arbeitet er im Ganzkörperanzug mit anschliessender Desinfektionsdusche. Füttern, Blutproben entnehmen, Misten und am Ende Schlachten: «Meine Arbeit ist äusserst abwechslungsreich.» Auch, weil immer wieder andere Tiere kommen. 

Zudem forschen am IVI Virologinnen und Immunologen aus der ganzen Welt. «Aktuell werden hier circa 19 verschiedene Sprachen gesprochen», weiss Brechbühl. Es ist herausfordernd, weil Englisch nicht seine tägliche Umgangssprache sei, meint er. Er unterhält sich mit den Wissenschaftlern, fragt sie aus. «Ich will wissen, warum sie was machen, was mit meinen Tieren geschieht.» Manchmal interveniert er zugunsten seiner Schützlinge, wenn etwas nicht konform durchgeführt wird. Auch Daniel Brechbühl ist Emmentaler und seit 1992 am IVI. Zuerst draussen, seit 2007 im Hochsicherheitsbereich. «Meine Arbeit ist äusserst abwechslungsreich», fasst er zusammen, «es ist eine schöne Herausforderung». 

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