«Meine Freiheit lasse ich mir nicht nehmen»

«Meine Freiheit lasse ich mir nicht nehmen»

2019 porträtierten wir in dieser Zeitung die erfolgreiche Duathletin. Sie wollte Profi-Triathletin werden und suchte weitere Sponsoren. An ihrem Stand auf dem Bläuackerplatz präsentierte sie zusammen mit ihrer Lebenspartnerin sowie Betreuerin den Passanten ihre Medaillen und bot bei einem Gespräch Kaffee und Cupcakes an. Was ist seither aus ihrer Karriere geworden?

Damals hat Melanie Maurer viele Partnerschaftsdossiers mit ihrem Lebensmotto «Wer etwas will, findet Wege – wer etwas nicht will, findet Gründe» an zahlreiche Firmen verschickt. «Gemessen am Aufwand waren beide Aktionen leider wenig erfolgreich. Ich würde das heute nicht mehr machen» resumiert die zierliche, 1,65 Meter grosse, gebürtige Luzernerin. In unterschiedlicher Form wurde sie von ein paar Könizer Geschäften und Firmen unterstützt, was sie schätzte.

Maurer gehört seit 2016 dem A-Kader von «Swiss Duathlon» an. In den Jahren 2018 und 2019 wurde Maurer ITU-Vizeweltmeisterin am Powerman in Zofingen auf der Duathlon-Langdistanz. In diesen Jahren folgte jeweils auch die Wahl zur Duathletin des Jahres.

Durchkreuzte Pläne
Für das Jahr 2020 hatte sich die 33-jährige Ausdauerathletin viel vorgenommen, sollte es doch ihre erste Saison als Profi-Triathletin werden. Entsprechend hat sie die Wettkämpfe akribisch geplant. Dann kam COVID-19 und durchkreuzte, wie bei so vielen Athletinnen und Athleten, auch ihre Pläne. Während des Lockdowns, «wir konnten ja zum Teil auch nicht arbeiten», absolvierte Maurer viele Grundlagenkilometer mit dem Rennrad. An der Rad-Schweizermeisterschaft im Bergrennen in Martigny belegte Maurer Rang zwei. Gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin Susanne Schlachter arbeitet sie in ihrer Praxis «Steadystate» in Zofingen, die sie seit 2019 als GmbH mit Schlachter als Teilhaberin und Geschäftsführerin betreibt. Sie bieten Physiotherapie, Coaching, Lauftechnikkurse und Athletiktrainings an. Susanne Schlachter betreut seit 2014 als Physiotherapeutin die Frauen-Eishockey-Nationalmannschaft. Ihre Partnerin, die Sportwissenschaftlerin ist, hat ihr Arbeitspensum weiter auf 50 Prozent reduziert und ihr Trainingspensum mit 18 bis 30 Stunden pro Woche nochmals gesteigert. «Melanie ist in den letzten zwei Jahren stärker und professioneller geworden», sagt Schlachter, die sie in erster Linie als Physio betreut und sich um Organisatorisches kümmert.

Entweder – oder
2021 fuhr Maurer für das französische UCI-World-Frauen-Radsportteam «Stade Rochelais Charente Maritime», wo sie wichtige Radsport-Erfahrungen sammeln konnte. «Allerdings merkte ich rasch, dass bei der Sportgruppe meine zusätzlichen Lauftrainings für den Duathlon und Triathlon gar nicht gut ankamen und nicht geduldet wurden.» Das resultierte Mitte Saison in einem neuen Vertrag, der ihr jegliche Teilnahme an Duathlon- und Triathlonwettkämpfen sowie Laufveranstaltungen untersagte. «Meine Freiheit lasse ich mir jedoch nicht nehmen» betont die freiheitsliebende Spitzensportlerin energisch ihre konsequente Haltung in der Ausübung ihrer Leidenschaft. Auch bei «Swiss-Cycling» würden die Verantwortlichen ihr sportliches «Doppelleben» mit Argusaugen beobachten, ergänzt sie.

«Swiss-Cycling» startete im Frühjahr 2021 das Projekt «Frauen-Bahn-Vierer», auch im Hinblick auf die Sommerolympiade 2024 in Paris. Bahn-Trainer Scott Bugden hat Melanie Maurer im Visier. Sie trainiert in den Disziplinen Einzel- und Mannschaftsverfolgung. «Als es um die Selektion für das Bahn-Kader ging, sagte er mir, dass ich die anderen Track Races ebenfalls fahren müsse, um für die Nati selektioniert zu werden. Für mich war aber von Anfang an klar, dass ich das nicht will, weil mir das aufgrund der vielen Stürze, die es gibt, zu gefährlich ist», begründet Maurer. Zurzeit ist sie nicht selektioniert, sondern «nur» im erweiterten Bahn-Kader.

WM-Imola – das Erlebnis
Zwischenzeitlich gehörte Maurer dem Strassen-Kader der Frauen-Nationalmannschaft an, mit der sie im Herbst 2020 die Stras­sen-Europameisterschaft in Trient (ITA) und die Strassen-WM in Imola (ITA) bestritt. «Das war für mich ein Hammer-Erlebnis und ein Mega-Gefühl, zu realisieren, dass ich auf diesem technisch anspruchsvollen Rundkurs mit zum Teil bis zu 15% durchsetzten Steigungen lange im Mittelfeld mithalten konnte. Die ersten drei Runden waren jedenfalls schön, erst dann kam das grosse Leiden», sagt die sympathische Allrounderin schelmisch lachend. Sie belegte den 74. Rang von 140 Fahrerinnen. An der SM im Zeitfahren WE-ITT in Le Chalet-à-Gobet wurde Maurer zweite hinter Marlen Reusser und an der SM im Zeitfahren in Belp belegte sie den 5. Patz. 2022 fährt Maurer für kein Team. Mit guten Leistungen auf Bahn und Strasse will sie sich für beide Nationalteams empfehlen. Nächste Gelegenheit dazu bietet sich ihr auf nationaler Ebene an der Rad-Strassen-Schweizermeisterschaft und bei der Schweizermeisterschaft im Zeitfahren Ende Juni.

INFO:
www.steadystate.ch

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