Ich bin keiner, der an Wettbewerben teilnimmt. Hier die Ausnahme der Regel: Im «Blick» war eine einzigartige Sache zu gewinnen, nämlich die Reise mit dem FC Bayern München zum Viertelfinal-Hinspiel der Champions League nach Porto. Ab/Bis München. Mit einem Spezialflug der Lufthansa. Mit der Mannschaft und «Anhang». Mit VIP-Tickets für das Spiel. Mit Übernachtung im Mannschafts-Luxushotel. Und einmal nur dürfen Sie jetzt raten, wer unter Zehntausenden von Teilnehmenden den Wettbewerb gewonnen hat. Genau.
Zuerst dachte ich an einen dummen Scherz von Kollege Daniel Grünenfelder, einem Bayern-Fan der Extraklasse (selber dummerweise zu jener Zeit an der Senioren-Curling-WM teilnehmend, in Sotchi, unser Land vertretend). Nichts dergleichen: Es war wirklich ein «Blick»-Vertreter, der mir die frohe Botschaft per Telefonanruf überbrachte. Und über den «Blick» mag man denken, was man will: Das war grosse Klasse, was die Zeitung geboten hat. Wirklich.
Bereits der Empfang in Zürich durch den Sportchef der Boulevardzeitung war herzlich, ebenso die Aufnahme im Reporter-Team, das mit mir nach München und Porto fliegen sollte. Ab also nach Kloten mit Zielflughafen München «Franz Joseph Strauss», dessen Namensgeber als Verteidigungsminister einstmals mit der Starfighter-Beschaffung ungefähr so ins offene Messer lief wie unser allerseits hochverehrter Paul Chaudet mit seinen Mirages. Vom ehemaligen EMD-Chef hiess es bekanntlich zu Zeiten des Kalten Krieges, dass bei der Klingel zu seinem Büro auf einer Plakette Folgendes zu lesen stand: «En cas de guerre sonnez deux fois.» Im Kriegsfall bitte zweimal läuten.
Ich war nicht der einzige
Wettbewerbsgewinner: Auch ein Mesut aus Deutschland stand auf der Matte – und ein Stephan aus Wien, von «Bild» resp. der «Kronen Zeitung» eingeladen. Nur kurze Zeit später wurden wir von Karl Heinz Rummenigge begrüsst und zur Mannschaft geführt, die im VIP-Wing – einer wirklich exklusiven Lounge für wichtige Leute (oder die sich dafür halten) – auf den Abflug mit der Lufthansa-Maschine wartete. Was für ein Gefühl, inmitten der Cracks zu stehen und mit ihnen zu plaudern, auch mit Ehemaligen wie Paul Breitner, «Kaiser Franz», Gerd Müller oder Oli Kahn.
Der dreistündige Flug nach Porto – an Bord waren auch die Verletzten wie Frank Ribéry, David Alaba, Arjen Robben oder Sebastian Schweinsteiger – verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge, bleibt aber in grossartiger Erinnerung. Ein Höhepunkt dann beim Gespräch mit dem Bundestrainer, ebenfalls anwesend. Yogi Löw, in der ersten Hälfte der Neunziger als Fussballer beim FC Schaffhausen, FC Winterthur und FC Frauenfeld engagiert, erinnerte sich daran, dass es in Weinfelden eine Thomas Bornhauser-Strasse und ein gleichnamiges Schulhaus gibt, weil ein Freund von ihm damals dort wohnte. «Das hast du mir voraus», meinte er mit Schalk in den Augen. Er mir dafür den Weltmeistertitel. Auch nicht schlecht.
Nach der Landung in Porto ging alles ruckzuck – Vorbereitungen mit deutscher Gründlichkeit –, keine Stunde nach der Landung waren wir bereits im Hotel Sheraton, wo später das offizielle Nachtessen ohne die Stars über die Bühne ging. Immerhin hatte ich dadurch Gelegenheit, mit dem mitgereisten Uli Hoeness zu sprechen, dessen Anwesenheit aber «höchst geheim und vertraulich» schien (das Spiel verfolgte er dementsprechend im Hotel). Seine Zeit hinter schwedischen Gardinen scheint kein wirklicher Hit zu sein. Aber äbe.
Nach dem Morgenessen gings am Tag darauf im Mannschaftsbus zum Estádio do Dragão, wo Pep Guardioli zu einem lockeren Training bat. Auch das war ein Gefühl: Sozusagen allein mit Lewandowski, Dante, Müller, Lahm & Co. im Stadion. Samt der anwesenden Journalisten-Meute.
Der Abend verlief allerdings weit weniger locker, als die bisherige Reise (entsprechend die Stimmung auf dem Rückflug): Die Portugiesen führten nach einer Viertelstunde bereits mit 2:0, nach zwei verheerenden Verteidigungs-Blackouts. Zum Schluss stand es 3:1, niemand mehr aus Bayern war für ein Spässchen zu haben. Mesut, Stephan und ich hielten uns mit Kommentaren zurück, denn zumindest als Schweizer hatte ich fussballerisch genügend Erfahrung mit kalten Duschen, als Berner ohnehin. Zu allem Übel gab es Backstage zusätzlich Ungemach, weil Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt das Handtuch warf. Über die Gründe mag ich nicht spekulieren. Item: Der Schluss der Reise war ein einziger Albtraum, aus dem ich um 07.15 erwacht bin, als mein Wecker zum neuen Tag klingelte. Denn: Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass…