In den Räumlichkeiten des heutigen Standortes in Wünnewil betrieb Peter Boschung in den 60er-Jahren einst eine Autowerkstatt. Oft kam es zum Abschleppen von Unfallfahrzeugen. Dabei stellte er fest, dass er mehrheitlich noch vor der Ambulanz vor Ort war und die Verunfallten ohne Versorgung ausharren mussten. So gründete der ambitionierte Geschäftsmann 1970 parallel zur Werkstatt einen Rettungsdienst mit dem Ziel, die Zustände bei der Notfallversorgung zu verbessern. Diesen Herbst verstarb er, doch sein Lebenswerk bleibt erhalten. Seine Söhne haben vor Jahren den Betrieb der Ambulanz Sense übernommen.
Professionalisierung
und Abspaltung
Für Philipp Boschung war schon immer klar, dass er einmal zusammen mit seinem Bruder Jean-Pierre in die Fussstapfen des Vaters treten würde. Aufgewachsen in der Wohnung oberhalb der Einsatzzentrale bekamen die beiden hautnah das Geschehen mit. «Die Entwicklung, die das Gesundheitswesen in den letzten 50 Jahren gemacht hat, ist enorm», sagt Philipp Boschung und erzählt weiter: «Während früher bei einem Notfall die Mechaniker nur kurz den Arbeitsanzug mit dem weissen Kittel austauschten und zur Unfallstelle eilten, kommen heute diplomierte Rettungsfachkräfte und modernste technische Mittel zum Einsatz.» Mit der Professionalisierung drängte sich im Jahr 2008 eine Abspaltung der Carrosserie auf und die Familie Boschung setzte ihren Fokus auf den Ausbau der Ambulanz. Rund um die Uhr gewährleistet der privat organisierte Rettungsdienst die Notfallversorgung für den Sensebezirk und die umliegenden Gemeinden. Über 2200 Einsätze werden heute pro Jahr verzeichnet.
Investition in die Zukunft
Während sein Bruder die operative Führung übernommen hat, kümmert sich Philipp Boschung neben den Einsätzen als Retter um die Administration und die strategische Unternehmensentwicklung. Die Kombination von der Arbeit mit Menschen in Ausnahmesituationen und die wirtschaftliche Herausforderung bei der Führung der Firma sind seine Antreiber. Der gelernte Kaufmann und diplomierte Rettungssanitäter hat grosse Visionen für die Zukunft und will die Firma im Bereich der Telemedizin einen wichtigen Schritt weiterbringen. Mit der Investition in die technologische Ausrüstung, wie etwa Brillen mit eingebauten Kameras und Mikrofonen, soll künftig die ortsunabhängige Zweitmeinung eines Spezialisten möglich sein, mit dem Ziel eine Qualitätssteigerung bei der Diagnose zu erreichen. Was auf den ersten Moment etwas futuristisch klingt, macht bei näherer Betrachtung Sinn. «Eine Weiterentwicklung in diesem Bereich bringt den Patienten grossen Mehrwert», erklärt Philipp Boschung überzeugt. «Wir erreichen dadurch eine genauere Diagnose und somit gezielte Behandlung und gleichzeitig dämpfen wir die Kosten im Gesundheitssystem, indem wir den einen oder anderen unnötigen Spitaleintritt vermeiden können.»
Die Erfahrungen, die Philipp Boschung bei der Ambulanz in den letzten Jahren gemacht hat, haben den zweifachen Familienvater geprägt. «Die Zeit, die wir mit den Patienten verbringen, ist kurz, aber intensiv. Wir werden positiv wahrgenommen und erfahren grosse Wertschätzung. Gleichzeitig begegnen wir im Alltag belastenden Situationen, mit denen wir lernen müssen umzugehen. Mir ist es wichtig, im Moment zu leben und Projekte oder Wünsche nicht auf später zu verschieben», meint Philipp Boschung und fügt an: «Schliesslich ist kein Tag selbstverständlich, denn Leben und Tod sind oft nah beieinander.»