Neue Labore oberhalb der Sense

Neue Labore oberhalb der Sense

Ab Ende September können sich Planungsteams bewerben: Das IVI soll ab 2035 dank eines Neubaus in modernen Laboren seinen Dienst zum Schutz von Tieren und Menschen weiterführen können.

«Die Krisenbereitschaft muss jederzeit sichergestellt sein.» Barbara Wieland fasst gleich zu Beginn des Gesprächs zusammen, worum es hauptsächlich geht. Das eidgenössische Institut für Virologie und Immunologie IVI betreibt Forschung zu hochansteckenden und anderen viralen Tierseuchen und Zoonosen; der Diagnostikbereich ist zuvorderst mit dabei, wenn es gilt, solche Krankheiten schnell feststellen zu können. Seit 30 Jahren ist die Anlage mit ihren vier Gebäuden in Betrieb. Die Institutsleiterin betont: «Die Labore sind zwar immer noch absolut sicher.» Doch: «So, wie die Gebäude mit den Laboren eingerichtet sind, ist es nicht mehr zeitgemäss.» Effizientes Arbeiten und die heutige Technik erfordern andere Strukturen. Die Räumlichkeiten seien voll ausgelastet. «In Zukunft werden wir die Anforderungen nicht mehr erfüllen können.»

Komplexe Anforderungen
Ende September startete das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL deshalb ein sogenanntes Studienauftragsverfahren zur Arealentwicklung. Da es sich unter anderem um einen Labortrakt handelt, in dem mit hochansteckenden Viren gearbeitet wird, sind die Anforderungen hoch. Ein rund 100-seitiges Dossier listet auf, was erfüllt werden muss – es schadet bestimmt nicht, Erfahrung im Laborbau zu haben. Sicher ist: Es entsteht ein Neubau, während in den bestehenden Trakten weitergearbeitet wird. «Eine Vollsanierung wurde geprüft, doch hauptsächlich aus Sicherheitsgründen verworfen», so Wieland. Um diese stets zu gewährleisten, wären Kompromisse bei der Kapazität nötig, was wiederum die Krisenbereitschaft tangiere. «Das können wir nicht riskieren.»

BBL hält am Standort fest
Wurde der Standort nie in Frage gestellt? Denn manche Bereiche, etwa die Schweizerische Tollwutzentrale, sind nicht in Mittelhäusern, sondern in der Länggasse angesiedelt, in Räumlichkeiten der Universität Bern. In Gebäuden notabene, die ihre besten Jahre schon hinter sich haben. Die Institutsleiterin nickt: «Ja, solche Fragen wurden geprüft. Ein besserer Standort hat sich nicht angeboten. Mittelhäusern ist ideal für uns und wir können die bestehenden Ställe und Supportgebäude weiternutzen. Es wurde zudem klar, dass wir den Standort Bern aufgrund der Nähe zur Universität behalten möchten.» Es mache jedoch Sinn, einzelne Aufgaben in Zukunft nach Mittelhäusern zu verlagern. «Das ist auch darum möglich, weil mit dem Neubau mehr Kapazität auf dem tieferen BSL-2-Niveau für die Arbeit mit weniger gefährlichen Viren zur Verfügung stehen wird.» In Gesprächen mit anderen Bundesinstitutionen und Universitäten konnte ausserdem sichergestellt werden, dass der Neubau eine sinnvolle Ergänzung für den Forschungsplatz Schweiz ist.

Der Zeitplan
Bis im November ist das Fenster für Erstbewerbungen offen. Anschliessend wählt die Jury vier bis fünf Planungsteams aus, die einen ersten Projektvorschlag ausarbeiten dürfen. Nach dem mehrstufigen Verfahren wählt die Jury bis Dezember 2025 das Siegerprojekt aus. Während ab 2026 das Bauprojekt im Detail ausgefeilt wird, muss die bestehende Überbauungsordnung durch ein neues Planungsinstrument abgelöst werden. Um diese neue baurechtliche Grundordnung kümmert sich die Gemeinde Köniz. Schlussendlich wird das Stimmvolk darüber befinden, dies frühestens 2028. 2035 sollen die neuen Labore betriebsbereit sein.

Möglichkeiten für die Zukunft
Wird nun ein riesiger Laborkomplex auf die grüne Terrasse zwischen dem Dorfkern und der Sense gepflanzt? Barbara Wieland winkt mit einem Schmunzeln ab. Für Mittelhäusern sei klar: «Das neue IVI soll sich harmonisch in die Landschaft eingliedern.» Wohl werden die Gebäude etwas mehr Kapazität bieten müssen und mehr Platz einnehmen, aber das IVI verfolge keine grosse Wachstumsstrategie; die Parzellengrösse bleibt bestehen. Hingegen freut man sich über neue Möglichkeiten. So werde es zukünftig möglich sein, vermehrt mit Viren zu arbeiten, die von Mücken und Zecken übertragen werden. «Wir schliessen so eine wichtige Lücke in der Schweiz, vor allem im Veterinärbereich.»

Krankheitserreger und die Bedingungen für ihr Bestehen sind stetigem Wandel unterworfen. Heute treten Tierseuchen in der Schweiz auf, die früher noch weit weg von uns wüteten. Das IVI erlebt diesen Wandel mit seinen Forschungs- und Diagnostikteams Tag für Tag und in internationaler Zusammenarbeit. Nun soll die Zeit auch bei den Gebäuden nicht stehen bleiben. Denn Krisenbereitschaft braucht es auch in weiteren 30 Jahren noch.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Neue Labore oberhalb der Sense»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2