Oft ist völlig unklar, ob die Erstnennung eines Adelsgeschlechtes in einer mittelalterlichen Urkunde sich tatsächlich auf eine Burg bezieht oder nur auf einen Ort. Für Rümligen ist ersteres für einmal klar der Fall. Anlass für die erste Erwähnung ist, wie oft, eine Schenkung: Um 1075 übergab der Edelfreie Lütold von Rümligen Dorf und Pfarrkirche Rüeggisberg dem burgundischen Mönchsorden der Cluniazenser, die dort ein Kloster errichteten. In der Lebensgeschichte des heiligen Ulrich von Cluny, kurz nach 1093 verfasst, ist von einem Lütold vom «castello quod dicitur Rumelingen» (von der Burg, die Rümligen genannt wird) die Rede. Niemand weiss allerdings, wie diese Burg aus der Zeit um 1100 aussah – und ob sie schon am Hang des Längenberges stand oder nicht noch im Dorf Rümligen. Auch die Baugeschichte der damaligen Anlage ist völlig unbekannt.
Das heutige Schloss liegt auf einem durch Terrassenmauern akzentuierten Absatz am Hang über dem gleichnamigen Dorf. Auf der Westseite wird dieser Absatz von einem breiten Graben begrenzt. Das gegenwärtige Erscheinungsbild geht auf mehrere Umbauten im 18. und
19. Jahrhundert zurück. Die heutige Anlage beherrscht am Nordende ein ungewöhnlich schlanker, hoher Turm mit einem Grundriss von 7,7 x 5,3 m. Sein Turmsockel ist eindeutig mittelalterlich, aber er stammt nicht aus der Zeit um 1100, sondern entstand eher hundert Jahre später. Über dem Sockel folgt eine möglicherweise spätmittelalterliche Aufstockung und gar aus dem
19. Jahrhundert stammen das oberste Geschoss mit dem charakteristischen Marsardhelm, vorher trug der Turm einen spätmittelalterlichen Zinnenkranz.
Noch weniger weiss man von den heute südlich und westlich anschliessenden Wohngebäuden. Die älteste Darstellung des Schlosses von 1671 zeigt ein dreigeschossiges Gebäude mit Satteldach und spätgotischer Befensterung an der talseitigen Ostfassade. Nachdem der Berner Schultheiss Samuel Frisching 1709 die Herrschaft gekauft hatte, liess er es in barockem Stil massiv umbauen. Nach dem Übergang an die Familie von Tscharner 1877 kam es 1882–1884 zu weiteren Veränderungen. Bislang sind bei diesem Gebäude keine Elemente bekannt, die ins Mittelalter, geschweige denn in die Zeit um 1100 zurückreichen könnten.
Ebenfalls aus der Zeit der barocken Umgestaltung von 1709 stammen dürfte die das Schloss umgebende Gartenterrasse, die nordseitig durch zwei Eckpavillons mit geschweiften Hauben abgeschlossen wird. Eine Treppe dazwischen führt auf eine untere Gartenterrasse mit einem barocken Wasserbecken. Zum Schloss gehört ein südlich nahegelegenes Ensemble mit mehreren ehemaligen Landwirtschaftsgebäuden aus dem 18. Jahrhundert: das Schlossgut, die sogenannte Mühle, das Jägerhüsi und das Mauerhaus mitsamt Stöckli.
Über die Bewohner der mittelalterlichen Burg, die Herren von Rümligen, ist wenig bekannt, ihre Geschichte ist geradezu rätselhaft. Zur Zeit der Gründung des Klosters Rüeggisberg um 1075 handelte es sich um ein mächtiges Freiherrengeschlecht, das Allodial-(Eigen-)güter und Reichslehen im Gebiet zwischen Gürbe und Sense sowie einzelne Güter östlich der Aare und Reben bei Le Landeron besass. Ab 1240 erscheinen die Herren von Rümligen nur noch als Ritter. Sie waren also nicht mehr Freiherren, sondern nur noch im Stand des Nieder- oder Ministerialadels.
Wie ist das möglich? Früher glaubte die Forschung, die Freiherren seien im 13. Jahrhundert «entfreit», also sozial degradiert worden. Wahrscheinlich aber handelt es sich bei den Rittern von Rümligen nicht um direkte Nachkommen der Freiherren gleichen Namens, sondern eher um Ministerialen, die – nach dem Aussterben der Freiherren? – erfolgreich Ansprüche auf die Burg, die Besitzungen und die Ämter erheben konnten, aber eben nicht auf den Stand/Titel. Dafür spricht auch, dass die Ritter von Rümligen im 13. Jahrhundert Inhaber der Klostervogtei über Rüeggisberg waren. Ab dem 17. Jahrhundert waren bernische Patrizierfamilien Besitzer von Rümligen (um 1634 Erlach, 1680 Wattenwyl, 1709 Frisching, 1838 Wattenwyl, ab 1877 Tscharner und deren Erben).


