Die Schriftstellerin versteht es auch in ihrem fünften Fall ausgezeichnet, mit ihrer präzisen Sprache, den detailliert recherchierten Fakten und eindrücklichen Figuren sowie mit dem ihr eigenen, facettenreichen und trockenen Humor, die Leser in ihren Bann zu ziehen. Geschickt verwebt sie Reales aus ihrem Fachgebiet der Gesundheitsforschung mit Fiktivem aus ihrer Fantasie. Dabei schildert die 56-Jährige auch ihre sozialpolitischen Betrachtungen im Umgang der Menschen mit dem Thema Sterben. «Mein Ehrgeiz ist es, spannende Geschichten zu erzählen über das, was mich bewegt. Oft habe ich eine kritische Haltung gegenüber gesellschaftlichen Aspekten, deshalb greife ich immer wieder solche Themen auf.» So auch in ihren früheren Krimis «Doppelblind» (2008), «Inzidenz» (2011), «Endstation Bern» (2014, in Top 20 der Schweizer Bestsellerliste) und «Weites Land» (2018). Jeder dieser Bände hat eine in sich geschlossene Handlung.
«Schöner Sterben in Bern» ist stark beeinflusst durch die Mitarbeit Bachmanns als Redaktorin des Buches zum Thema «End of Life» (Das Lebensende in der Schweiz), das der Schweizerische Nationalfonds herausgegeben hat. Dazu konnte sie auch inhaltliche Themen beisteuern. Sie stellte sie sich viele Fragen zum grossen Themenbereich Sterben, wie beispielsweise: Welche Möglichkeiten bietet die hochtechnisierte Medizin? Was ist eine gute Art zu sterben? Was bedeutet Sterben, wenn man sich nicht verabschieden kann? «Es gibt nicht viele Länder in Europa, in denen denen Sterbehilfe so liberal geregelt ist, wie in der Schweiz. Organspende gehört zum Lebensende. Die Nachfrage ist international hoch. Dies führt als schrecklichstes Beispiel dazu, dass in China der Vollzug der Todesstrafe jeweils so angesetzt wird, dass er zeitlich perfekt für die Menschen passt, die auf ein Organ des Verurteilten warten. Interessant ist einerseits meine hauptberufliche Arbeit als Sozialwissenschaftlerin bei solchen Themen, andererseits sehe ich auch das gesellschaftspolitische Potential, in Geschichten darüber zu schreiben», so Bachmann.
Ausgleich zur Arbeit
Mit Schreiben von Kriminalromanen begann die gebürtige Baslerin im Jahr 2003. «Im Gegensatz zu meiner datenbasierten Arbeit wollte ich in meiner Freizeit einen Ausgleich schaffen, wo ich in meine eigene Welt abtauchen, Geschichten entwickeln und dabei meiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Das fasziniert mich und macht mir unglaublich Spass. Schreiben gibt mir psychische Gesundheit, Energie und treibt mich an», so die Mutter von 15-jährigen Zwillingen, die zusammen mit ihrem Lebenspartner und den Katzen Perrine und Gris-Gris in einem Reihenhaus in Köniz lebt. Neben der Schriftstellerei spielt die Autorin Violine, beobachtet gerne Vögel – insbesondere Zugvögel – und legt, wenn immer möglich, die Wegstrecken mit dem Fahrrad zurück.
«Schöner Sterben in Bern» ist Bachmanns letzter Krimi mit Lou Beck. «Als ich mit Schreiben begonnen habe, waren meine Protagonistin und ich etwa gleich alt. Mittlerweile bin ich, gemessen an Lous Alter, geworden, sie hingegen ist praktisch noch gleich jung geblieben. Auch wenn es eine fiktive Person ist und mit meinem Leben nicht direkt zu tun hat, finde ich den Altersunterschied von mir zu Lou nun doch zu gross. Deshalb habe ich keine Lust mehr, mit dieser Person weiterzuarbeiten und zu schreiben», sagt die Sozialwissenschaftlerin trocken, mit einem herzhaften Lachen. Der nächste Roman soll etwas ganz anderes sein Definitiv sei aber noch nichts. Die Schriftstellerin will auch vermehrt Hörspiele schreiben. Nach ihrem ersten Krimi-Hörspiel «Die Bewächter», das sie für Radio SRF geschrieben hat, wird dieses Jahr ein weiterer Krimi von ihr als Hörspiel eingespielt. Dabei geht es um ein Sinfonieorchester, das nach Sparmassnahmen ums Überleben kämpft.
Daniel Bill