«Schreiben ist für mich wie atmen»

«Schreiben ist für mich wie atmen»

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Poesie am Sonntagnachmittag» des Kirchenkreises Wabern liest Maria Sassin am 29. März aus ihren Texten.

Maria Sassin wurde 1963 in Rees am Niederrhein geboren. Früh wurde bei ihr eine Erkrankung festgestellt, die sie bis heute phasenweise zum Stillhalten zwingt. Nach dem Abitur studierte sie Romanistik. Die Mutter von drei Kindern veröffentlicht ihre Texte auf verschiedenste Arten, auch im Internet. Ihr Schreiben entspringt meist aus drei Quellen: der Betrachtung der Natur, mystischen Erfahrungen und ihrer grossen Lebenserfahrung.

Maria Sassin, Sie holen sich Anregungen auch aus der Begegnung mit der Natur. Können Sie beschreiben, was dabei den schöpferischen Prozess in Gang setzt?
Ich denke, wir sind mit allem, das uns umgibt, verbunden. Winzige Fingerzeige jeden Tag sind sicher grundlegend für meine Texte. Der Natur bin ich als Bauernkind stets eng verbunden gewesen. Wenn ich sie mit allen Sinnen offen aufnehme, bin ich zum einen immer wieder fasziniert, wie wunderbar Dinge geschaffen sind, zum anderen sehe ich auch, wie viele Phänomene sich auf das Menschenleben übertragen lassen – zum Beispiel der ganze Kreislauf des Wachsens, Werdens und Vergehens. Dann reicht es oft, spazieren zu gehen oder mich ganz still und aufmerksam irgendwo draussen hinzusetzen, und schon ist ein Text einfach da.

Ihnen ist der Bezug zum Transzendenten immer sehr wichtig. Kann in Gedichtform Religiöses besser dargestellt werden?
Das lässt sich nicht verallgemeinern. Es gibt wunderbare spirituelle Autoren, die niemals Lyrik schreiben, weil es einfach nicht ihre Sprache ist. Die meine ist es, gerade durch die Möglichkeit der Verdichtung von Dingen und dem grossen Interpretationsspielraum, den Lyrik dem Leser/der Leserin bietet. In meinen Texten spiegelt sich auch ein wichtiges Lebensthema für mich: Gleichwertigkeit und Fairness; was ich gar nicht mag, sind soziale Ungerechtigkeit und wenn Menschen von oben herab behandelt werden wegen ihres Anders-seins.

Viele Ihrer Texte beziehen sich auf Geschichten und Bilder aus der Bibel. Gibt es eine Grundtendenz, die Ihnen die biblischen Texte nahelegen?
Für mich ist die Bibel ein lebendiges, dynamisches Buch und ich versuche, die Texte mit meiner, unserer heutigen Lebenswirklichkeit in Verbindung zu bringen. Ich frage mich oft, was ist es eigentlich, was da menschlich in und zwischen den biblischen Personen ablief und wo und wie erlebe ich Ähnliches? Es tröstet mich, darauf zu vertrauen: Gott weiss durch Jesus Christus, wie sehr Menschen leiden können, und ich muss nicht perfekt sein, damit er mich liebt. Ich darf Gott, wie Hiob, auch anschreien. Vielleicht sind Hoffnung und ein verständnisvoller, liebender, mütterlicher Gott Kernthemen, die ich beschreibe.

Sie verbringen immer wieder Zeit in Flüeli-Ranft im Kanton Obwalden. Was beeindruckt Sie am Leben von Bruder Klaus, der dort im 15. Jahrhundert lebte?
Die Art, wie Klaus aus der Einsiedelei im Ranft menschlich und politisch so stark in die Welt wirken konnte auf einem Weg des Friedens. Das Leben von Bruder Klaus und seiner Frau Dorothea, die unbeirrbar gemeinsame Entscheidungen getroffen haben, die von allen anderen für Spinnerei gehalten wurden.

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