«Schritt um Schritt – Gang um Gang»

«Schritt um Schritt – Gang um Gang»

m Mittelländischen Schwingfest in Bern gewann Ledermann Michael das erste Schwingfest seiner Karriere. Am «Seeländischen» bestätigte er seine gute Form und siegte punktgleich mit vier weiteren Festsiegern. Mit ihm ist ein weiterer Athlet aus der Region zu den Spitzenschwingern der Schweiz avanciert.

Ledermann Michael erzählt von diesem Wochenende Anfang Mai, das ihm noch lange in Erinnerung bleiben wird. «Nach meinem Sieg am Mittelländischen habe ich sehr viele coole Reaktionen und auch unerwartete Glückwünsche erhalten. Ich war überwältigt. Am Abend haben wir zusammen mit rund 50 Schwingerkollegen, Freunden und der Familie in Schwarzenburg noch etwas gefeiert. Dass mit Walther Adrian auch mein Schlussganggegner dabei war, hat mich sehr gefreut», betont er.

Starke Gefühle
Überhaupt sei das Ganze rund um das Mittelländische eine sehr emotionale Angelegenheit gewesen. Er sei ein emotionaler Mensch und geniesse dieses Gefühl. «Den Festsieg und das, was nach dem Schlussgang alles abgegangen ist, werde ich mein Leben lang nicht vergessen», sagt der gelernte Landwirt. Er arbeitet als stellvertretender Leiter des Agrarbereichs der Landi Schwarzenburg in einem 60 Prozent-Pensum. Sein Chef ist Reto Zbinden. Der ehemalige Schwinger und Jungschwingerleiter hat die Generation um Staudenmann, Ledermann und weiteren Schwingern aus dem Schwingklub Schwarzenburg und der Region begleitet und engagiert sich weiter für den Schwingsport. Der 21-jährige «Michu» findet in seiner beruflichen Tätigkeit den Idealjob als Schwinger, verlädt er doch mitunter fünfzig Kilo schwere Futtersäcke. «Damit absolviere ich bereits bei der Arbeit ein gutes Krafttraining», erzählt der 1,93-Meter-Hühne schmunzelnd.

Starke Entwicklung
Infiziert mit dem Schwinger-Virus hat sich Ledermann im Alter von sieben Jahren, als er dem letzten Schwingwettkampf seines Onkels Thomas Stöckli beiwohnte. Bereits ein Jahr später gewann der junge Blondschopf bei seinem ersten «Buebe-Schwinget» das «Zweigli». Aus Schwingersicht war Ledermann als Jugendlicher immer einer der Grösseren, konnte aber mit dem Gewicht der Gleichaltrigen nicht mithalten. Er gewann zwar Zweige, realisierte aber keinen Festsieg. Der Gang zur Ernährungsberaterin zeigte, dass er aufgrund seiner körperlichen Leistungen in Beruf und Sport ab sofort doppelt so viel essen müsse. «Dank meiner Mutter, einer gelernten Köchin, fiel es mir nicht schwer, diesen Rat in die Tat umzusetzen.» So hat «Michu» in drei Jahren über 20 Kilo Muskelmasse zugelegt und wiegt heute 114 Kilo. Seine athletische Figur ist auch der Verdienst des ehemaligen Triathleten Stefan Riesen. Der Sieger des «Ironman France 2004» betreut Ledermann seit acht Jahren als Kraft- und Konditionstrainer. «Als Vierzehnjähriger brachte ich im ersten Training mit ihm gerade mal drei Liegestütze hin. Dank seinen Methoden erzielte ich rasch Fortschritte.» Das Gesamtpaket aus Kraft, guten Teamkollegen und gutem Umfeld macht Ledermann Michael heute stark. Hinzu kommt seine einzigartige Schwingart; er improvisiert sehr viel – damit ist er für seine Kontrahenten unberechenbar.

Volles Programm
Während der Schwingsaison sind Ledermanns Wochen mit Arbeit, Schule, Lernen, Training und der Teilnahme an Wettkämpfen vollgepackt. Am Montag nach einem Schwingfest gibt es kein Training, jedoch arbeitet er. Dienstags und mittwochs absolviert er die Schule. Je zweimal in der Woche sind Schwingtrainings und Krafttrainings angesagt. Am Sonntag ist er meistens wieder an einem Schwingfest im Einsatz. Da bleibt kaum Zeit für Freizeitaktivitäten. Der in Mamishaus bei den Eltern wohnende «Michu» hilft manchmal seiner Mutter mit Transporten nach Ortschauben im Gantrisch. Dort betreibt sie das schmucke Alpbeizli «Oschubi». Seine Eltern sind stark mit dem Schwingsport verbunden und unterstützen ihren Sohn auch an den Schwingfesten. «Meine um zwei Jahre ältere Schwester Andrea war nicht partout schwingbegeistert. Um mich zu unterstützen, war sie trotzdem an verschiedenen Schwingfesten mit dabei, unter anderem am Schwarzsee. So hat sie sich inzwischen ein gutes Fachwissen angeeignet», attestiert ihr der Bruder.
Starker Zusammenhalt
Unter den Schwingern im Raum Schwarzenburg und im Mittelländischen Schwingverband besteht ein starker Zusammenhalt. Ledermann gibt ein Beispiel: «Wir unterstützen und pushen uns gegenseitig und treten als eingeschworenes Team auf. Jeder mag dem anderen den Erfolg gönnen. Am Schwarzsee Schwinget sind wir alle mit weinrotem Hemd angetreten, wie es der zurzeit verletzte Renfer Lukas sonst trägt. Damit signalisierten wir ihm: ‹Du bist mit uns dabei›.» Die starke Verbundenheit dürfte für die Berner auch am Eidgenössischen Schwingfest in Pratteln ein Vorteil sein. «Klar, jeder Schwinger muss seine Gänge selber absolvieren und versuchen, an beiden Tagen seine beste Leistung abzurufen», betont Ledermann, der stets fokussiert, mit starkem Selbstbewusstsein und mit stoischer Ruhe Gang um Gang angeht. Und der Sennenschwinger hat noch Luft nach oben. Seinen Namen muss man sich auf jeden Fall merken.

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