An einem Informationsanlass von Ende März sprach der Gemeinderat Klartext: Die Schaffung von neuen Gebäuden sei unumgänglich. «Es werden grosse Kosten auf uns zukommen. Darum wollen wir euch als Bevölkerung frühzeitig ins Boot holen», so Gemeindepräsident Christoph Läderach (FDP).
20 Mio. Franken investieren
In den nächsten zehn bis zwölf Jahren sollen drei Doppelkindergärten und je ein neues Gebäude bei der Schulanlage Selhofen sowie beim Dorfschulhaus entstehen. Das geschätzte Investitionsvolumen beträgt gemäss Gemeinderätin Judith Meister (KLdM) circa 20 Mio. Franken. Dazu kommen bis 2029 durch die Erschliessung von Kehrsatz Mitte sowie Strassen-, Wasser- und Abwasserleitungssanierungen weitere 11,1 Mio. Franken. Zurzeit sei die Verschuldung mit 6 Mio. Franken gering. «Gemeinden kommen immer wieder in Phasen mit zusätzlicher Haushaltsverschuldung», ordnete Meister anhand verschiedener Vergleiche ein. Um die geplanten Investitionen im verträglichen Rahmen zu halten, soll über rund zehn Jahre verteilt und in drei Dringlichkeitsstufen gebaut werden.
Grosser Platzmangel
Co-Schulleiter Primarstufe, Kay Rether, erläuterte den Bedarf von Seiten Schule. «An allen Standorten fehlen moderne Einrichtungen.» Eine zeitgemässe Schulinfrastruktur sei nicht nur für den Unterricht und das Lernen wichtig, es erleichtere auch die Rekrutierung von Lehrpersonen. Beim über 50-jährigen Areal Selhofen fehlen aktuell Gruppenräume auf Primar- und Oberstufe. Ab 2030 fehlt zudem voraussichtlich mindestens ein Klassenzimmer. Am Standort Dorf mangelt es ebenfalls an Gruppenräumen und bereits ab nächstem Schuljahr braucht es ein zusätzliches Klassenzimmer. Die fünf Kindergärten platzen aus allen Nähten: «Nur dank einer Spezialerlaubnis dürfen wir die Klassen mit mehr Kindern führen, als es zulässig wäre.» Zwei Kindergartenklassen sind zudem in einem Schulzimmer einquartiert, das nicht auf den Unterricht auf dieser Stufe ausgerichtet ist. Bei der Tagesschule habe sich die Nachfrage in den vergangenen vier Jahren verdoppelt – und sie nimmt weiter zu. «Wir fragen uns, wie wir das bewältigen können», so Rether. Gerne würde er die jüngeren von den älteren Kindern trennen, damit sich alle wohler fühlen.
Zwei neue Kindergärten bereits im nächsten Sommer
Gemeinderat Roland Geiger (SVP) fasste zusammen: Aktuell hat die Gemeinde Kehrsatz rund 600 Schulkinder, bis 2040 werden es 700 sein. Darum brauche es längerfristig ausreichend Kindergartenplätze, Klassenzimmer, Gruppen- und Fachräume und ein entsprechendes Tagesschulangebot. Dringend benötigt werde der Doppelkindergarten Selhofen. Er soll bereits auf den Sommer 2026 hin oberhalb der Heizzentrale realisiert werden. «Das ist ein äusserst sportliches Ziel, denn wir haben noch keine Baubewilligung. Aber wir sind zuversichtlich.» Am 18. Mai soll die Stimmbevölkerung dem 2,9-Mio.-Franken-Projekt an der Urne den Segen erteilen. «Das tönt nach einem grossen Betrag. Aber 400’000 Franken davon sind für die Umgebungsgestaltung bestimmt, dazu gehört auch das Versetzen einer Treppe, was durch den Bau der Heizzentrale ohnehin nötig ist.» Auch das Mobiliar sei im Gesamtbetrag eingerechnet. Längerfristig möchte der Gemeinderat auch beim Dorfschulhaus sowie im oberen Dorfteil je einen Doppelkindergarten haben und die bestehenden Einzelkindergärten, die teilweise «hochgradig sanierungsbedürftig» seien, aufgeben.
Zwei neue Schulgebäude in Selhofen und im Dorf
Und die zwei neuen Gebäude bei den beiden Schulhäusern? In Selhofen habe der Architekt des bestehenden Schulareals schon vor 60 Jahren ein zusätzliches Gebäude vorgesehen. «Es wurde einfach nicht gebaut», so Geiger. Nun sei der Bedarf aber gegeben. Im Neubau soll sowohl unterrichtet wie auch ein Tagesschulstandort betrieben werden. Möglich sind bis zu vier Geschosse. Aktuell sei noch kein Projekt ausgearbeitet; an der Juni-Gemeindeversammlung beantragt der Gemeinderat den Planungskredit.
Die grösste Herausforderung sei jedoch der geplante Neubau beim Dorfschulhaus, denn dieser verfüge im Gegensatz zu Selhofen über direkte Nachbarschaften. Vorgesehen ist ein L-förmiges Gebäude, welches das Schulgelände zur Mättelistrasse hin abschirmt. Bei dieser Gelegenheit will der Gemeinderat auch die Zufahrt ändern, denn aktuell führt die Strasse mitten durch das Schulgelände. Geiger betonte: «Wir wollen das Schulhausareal verkehrsfrei halten.»
Judith Meister erklärte, dass gute finanzielle Voraussetzungen bestünden. In den letzten Jahren habe es Ertragsüberschüsse gegeben, die Gemeinde verfüge über solide Reserven und aktuell herrschten günstige Rahmenbedingungen. «Voraussichtlich ist keine Steuererhöhung nötig.» Gemeindepräsident Läderach erzählte, dass es im Kontakt mit Amtskollegen eigentlich nur ein Thema gäbe: «Schulraum, Schulraum, Schulraum.» Am 18. Mai könne die Stimmbevölkerung nun dem Doppelkindergarten Selhofen grünes Licht erteilen, am 16. Juni mit dem Planungskredit weitere Schritte ermöglichen. «Wir wollen die Schulen wieder zukunftsfähig machen – und jetzt schon für die nächsten Genera-
tionen planen.»