65 Jahre Altersunterschied trennt die beiden Frauen, doch beim gemeinsamen Skip-Bo-Spielen fällt das nicht auf. Einmal pro Monat besucht Meltem Altun die Könizerin Gertrud Oelmann. Sie ist Freiwillige beim Besuchs- und Begleitdienst des SRK Kanton Bern und verbringt in dieser Funktion auch regelmässig Zeit mit Kindern im Spital.
«Ich habe keine Grosseltern in der Schweiz», sagt sie. «Der Besuchsdienst ermöglicht mir den Kontakt zu dieser Altersgruppe, das finde ich bereichernd.» Die 29-jährige arbeitet in einem 90%-Pensum: «An meinem freien Nachmittag möchte ich etwas Sinnvolles tun.» Oelmann wiederum hat sich beim Besuchs- und Begleitdienst gemeldet, weil sie Geselligkeit mag. Anfang Jahr organisierte der SRK Kanton Bern ein erstes Kennenlerntreffen – die Chemie stimmte sofort. «Ich bin eine Person, die gerne zuhört», sagt Altun. Oelmann ergänzt lachend: «Und ich habe schon in der Schule gerne geschwatzt.» Die 94-Jährige lebt seit 60 Jahren im selben Quartier und schon 35 Jahre in derselben Wohnung. Meltem Altun ist davon beeindruckt: «Diese Generation verfügt über viel Erfahrung. Ihr Blick auf das Leben hilft mir, Sachen gelassener zu sehen. Der Austausch mit ihr macht mich sehr froh.» Sie ist denn auch überzeugt, dass bei einem sozialen Austausch alle profitieren.
Beim Besuchs- und Begleitdienst entstehen oft langjährige Beziehungen – besonders, wenn gemeinsame Interessen bestehen. Bei Oelmann und Altun ist dies das Kartenspiel Skip-Bo. Sie spielen es bei jedem Besuch – und in neun von zehn Fällen gewinnt die Ältere.