Wer die Werke der bekannten Schweizer Autorin Silja Walter (1919 bis 2011) kennt, weiss, dass sie immer wieder mit starken Bildern arbeitet. Dabei kennt ihr Einfallsreichtum keine Grenzen. Von lyrisch und zart bis fordernd und aufwühlend. In Silja Walters Schauspielen verbinden sich Wort, Tanz, Video und Musik zu einer Einheit. Zeit und Raum heben sich auf. Und dann öffnet sich ein Bereich, in dem Silja Walter die Figuren zu Metaphern für Leben und Tod werden lässt. Sie zeigt Menschen, die in die Tiefe hinabsteigen, um das Licht auf neue Weise zu entdecken. «Stadt ohne Tod» heisst das Werk von Silja Walter, das André Revelly mit dem Theater 58 nun auf die Bühne bringt. Zum Inhalt: Der Regisseur Hajo will einen Film drehen, der die Jesus-Geschichte von allen Mythen befreien soll. Jesus ist kein Auferstandener, sondern ein Mensch, der eine Frau leidenschaftlich liebt. Diese Rolle soll Hajos Freundin, die Tänzerin Susej, spielen. Während den Proben wird aber die Geschichte plötzlich Realität und Susej erlebt die «Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit» und deren Zeitlosigkeit.
Das Schauspiel versucht nicht, das Unerklärliche zu erklären. Silja Walter macht es in mystischen Augenblicken erlebbar. Zurück bleibt die Hoffnung, dass hinter Bomben, Trümmern und Krieg, auch hinter dem Schwein und der Schlange im eigenen Herzen, eine Wirklichkeit steht, die das Leben erleuchtet und sinnvoll macht.