Die 20-jährige Julianna besuchte zwei Tage die Spitex Schwarzenburgerland. Die tägliche Tour bei den Klienten gefiel ihr besonders gut. Da sie neben Englisch auch gut Deutsch spricht, klappte die Verständigung. «Am liebsten habe ich mich mit älteren Menschen unterhalten», erzählte sie begeistert. Julianna erhielt einen umfassenden Einblick in die Spitex-Tätigkeiten. Neben der Grundpflege (Waschen, Körperpflege, Verbände anlegen) war sie auch im Hauswirtschaftseinsatz tätig. «Wir haben versucht, ihr ein abgerundetes Bild aller Einsätze zu vermitteln», erklärte ihre Betreuungsperson Marianne Binggeli. Daneben bekam Julianna allgemeine Informationen über die Ausbildungswege im Gesundheitswesen und den Aufbau der Spitex Schwarzenburgerland. Die Fachangestellten Gesundheit sind während drei Tagen in der Woche im Lehrbetrieb und besuchen an zwei Tagen die Berufsschule.
«So etwas kennen wir in Rumänien nicht, bei uns gehen fast alle nach der Matura auf die Universität», bemerkte Julianna erstaunt. Sie wird im September an der Universität ihr dreijähriges Studium zur Krankenschwester beginnen. Ab Januar folgen sechs Wochen Praktikum in einem Spital. «Ich denke, wir sollten so viel wie möglich lernen», rät Julianna jungen Menschen. Weiter konnte sie im Sozialdienst der Gemeinde Schwarzenburg KV-Luft schnuppern sowie in einer Drechslerei ihr kunsthandwerkliches Geschick einsetzen.
Andreea (20-jährig) arbeitete zwei Tage in der Stiftung Bernaville, in den zwei Werk- und im Kreativatelier. «Bernaville»-Bewohner stellen unter Gruppenleiter Jürg Läderach Industriearbeit und Eigenprodukte (Feueranzünder, Kerzen u.a.) her. «Im Kreativatelier geht es um lebenspraktische Dinge, und die Arbeiten sind zeitlich grosszügiger terminiert», erklärte Jürg Läderach. «Mir gefällt vor allem, dass die Arbeit exakt auf die Person zugeschnitten ist», zog Andreea nach eineinhalb Tagen Bilanz. Jeder kann seine individuellen Fähigkeiten einsetzen und wird entsprechend gefördert. «Die Bewohner sind anschmiegsam wie kleine Kätzchen. Sie haben mich offen und herzlich aufgenommen», schwärmte sie. Die Lehre zur Fachperson Betreuung dauert drei Jahre.
Fachlich konnte Andreea von ihren Praktika in einer Zahnmanufaktur und in der Zahnarztpraxis Dr. Stefanie Hirt profitieren. Andreea studiert an der Medizin und Pharmazie Universität von Târgu Mures Zahnmedizin. Das Studium dauert sechs Jahre, in den Sommerferien absolviert sie ein einmonatiges Praktikum. Die Ausbildung zum Zahntechniker erfordert in Rumänien ein drei Jahre dauerndes Studium an der Universität. «In der Schweiz gibt es die dreijährige Lehre zur zahnmedizinischen Fachangestellten», präzisierte Julia Schafer, leitende Dentalassistentin und Ausbildnerin. Die duale Ausbildung zum Zahntechniker dauert vier Jahre.
In Rumänien beginnen junge Leute nach der Matura ein Studium. Leider gibt es danach viele Arbeitslose. Im Rahmen der Gemeindepartnerschaft «Schwarzenburg – Topa/Sighisoara» organisierte ein Leitungsteam den Aufenthalt der jungen Rumänen in diversen Praktikumsbetrieben.
Auch Ausflüge fanden statt. «Weiter erhielten die jungen Leute Einblick in den Aufbau und das Funktionieren der Gemeinde», erklärte Peter Nussbaum, Koordinator der Gemeindepartnerschaft. Am Ende reisten die vier mit vielen Erfahrungen und neu geschlossenen Freundschaften zurück.