Tierheim war gestern – Tierzentrum heute

Tierheim war gestern – Tierzentrum heute

Umzug. In diesen Tagen dominiert dieses Thema den Berner Tierschutz mehr als alles andere. Gestrandete Tiere zu zügeln, ist deutlich mehr Aufwand als ein paar Bananenkisten, ein Bett und ein Sofa. Doch es sollte sich lohnen – vor allem für die Tiere.

Der Grund dafür liegt in einer idyllischen Waldlichtung, unweit der Aare: das Berner Tierzen-
trum. Am 1. Oktober nimmt der 11,7 Mio. Franken teure Neubau seinen Betrieb auf. Der Berner Tierschutz musste in die Vollen gehen, um das Grossprojekt zu stemmen; zeitlich und finanziell. Seit 28 Jahren setzt sich der Baukommissionspräsident Daniel Wyssmann an vorderster Front für eine neue Lösung ein, weil der Berner Tierschutz eigentlich seit Anbeginn im Jahr 1844 mit knappen Platzverhältnissen kämpfte und für den Bau eines neuen Heims nicht auf jedem Stück Land willkommen ist. «Es findet eine klare Verbesserung für die Tiere statt», resümiert Wyssmann.


Wichtiger denn je

Der Gang durch die noch leeren Ausläufe, Gehege, Untersuchungsräume, Quarantänestation und Lebensräume offenbart ein Raumangebot, dass für die natürlichen und sozialen Bedürfnisse der Tiere ausgelegt ist. Das wird auch nötig sein, denn während der Pandemie fand fast eine Art Ausverkauf an Tieren statt, währenddem nun immer mehr wieder zurückkommen. Die Anlage wird also gut gefüllt sein. Bei den Betriebskosten wird das zusätzlich zu spüren sein. «Das macht uns ein wenig Bauchweh. Wir erfüllen damit aber auch einen Auftrag, der staatlich geregelt ist», präzisiert Präsidentin Dorothea Loosli. Der Berner Tierschutz geht ein Risiko ein und ist auf Unterstützung vom Kanton und den Gemeinden angewiesen.


Mehrwert für alle

Die öffentliche Hand könnte das auch als gutes Investment verstehen, wenn man sieht, wie das Tierzentrum ausgelegt ist. Die tierfreundlichen Bereiche sind das eine, auf der anderen Seite sorgen ein grosser Schulungsraum und ein Empfangsbereich, der auf Information setzt, für neue Aufgaben: «Wir vom Berner Tierschutz verstehen uns als Sprachrohr aller Tiere, auch der Nutz- und Wildtiere», betont Loosli. Konkret geht es um Prävention. Ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Tier bedeutet, dass die Gattung Mensch akzeptiert, dass sie eine zwischenartliche Partnerschaft eingeht und nicht versucht diese für ihre eigenen Interessen zurechtzustutzen. «Die Bedürfnisse der Tiere stehen über dem Nutzen», fasst es die Präsidentin zusammen. Mit Beratungen, Begleitungen, Informationen, Ausbildungen und Lehrgängen wird aus dem Heim ein Zentrum.


Das Zentrum

Hinter den Namen «Berner Tierzentrum» steckt also eine Vision. «Haustiere sind eine zivilisatorische Errungenschaft, wie Feuer oder die Schrift. Wir kümmern uns um sie, geben ihnen Namen und sie werden Teil der Familie. Manchmal klappt das nicht und dann braucht es ein Tierheim. Dass dies möglichst wenig vorkommt, dafür soll die Prävention sorgen», fasst Loosli zusammen. Dass diese Aufgaben über die Umzäunung hinaus gelten, das erklärt Geschäftsführer Lukas Bircher: «Es gibt auch Wildtiere und Pflanzen in unserer Umgebung. Wir wollen diese Waldlichtung ökologisch aufwerten», verrät er. Schon der Bau selbst legt davon Zeugnis ab. Die Dächer sind begrünt, es wurde möglichst wenig Fläche versiegelt, sogar der Parkplatz ist so konzipiert. Das Zentrum ist kein Koloss im Grünen, sondern eine grüne Oase.

Den Tieren, die in diesen Tagen aus Oberbottigen nach Hinterkappelen zügeln, ist zu wünschen, dass sie ein wenig erahnen können, wie sich ihre Situation mit diesem Umzug merklich verbessert. In doppelter Hinsicht: Fürs Erste erhalten Sie eine schönere Bleibe und fürs Zweite macht der Neubau vermehrt darauf aufmerksam, dass hier viele Geschöpfe auf eine zweite Chance hoffen. Das Tierzentrum kann vielleicht mit all diesen Aufgaben auch sensibilisieren: es muss nicht immer das fordernde Rassetier aus der Superzucht sein. Ein kleines Geschöpf, das Familienanschluss findet, kann für Mensch und Tier bereichernd sein. Damit die Konstellation funktioniert, dafür sorgt der Berner Tierschutz und klärt die jeweilige Situation vorgängig ab. «Diese Tiere sollten möglichst nicht mehr zurückkommen müssen», wünscht sich die Leiterin des neuen Zentrums, Therese Beutler. Tierheim war gestern, Tierzentrum heute. Und morgen? Vielleicht eine klein wenig bessere Welt für manche Tiere.

INFO:

www.bernertierschutz.ch

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