«Sowohl der Sensebezirk als auch Polen schöpfen ihr Selbstverständnis aus ihren Traditionen. Daher ist es durchaus passend, im Sinne eines Kulturaustausches den Besuchern des Sensler Museums die polnische Weihnacht näher zu bringen», erklärt Museumsleiterin Franziska Werlen.
Farbenfrohe Krippen
Der Heilige Abend, die «Wigilia», ist das wichtigste Familienfest im streng katholischen Polen und wohl eines der traditionsreichsten der Welt. Man glaubt, dass die Stimmung am Heiligen Abend entscheidend ist für den Ablauf des folgenden Jahres. Besonderen Wert gelegt wird deshalb auf die Harmonie innerhalb der Familie.
Zentrales Element der polnischen Weihnacht bilden aufwendig gestaltete, farbenfrohe Krippen, deren Architektur und Inhalt sich oft an berühmte lokale Gebäude und Gestalten aus der Geschichte oder der Sagenwelt Polens anlehnen. Als Baumaterial und Verzierung dienen einfachste Mittel, wie Stroh und vielfarbig glänzendes Schokoladepapier, welches über das ganze Jahr gesammelt wird.
In ländlichen Gebieten herrschen grob geschnitzte Holzkrippen vor. Häufiges Erkennungsmerkmal sind dort Figuren mit übergrossen Köpfen und durchdringendem Blick. Auffallend sind Symbole, die Gesundheit, Fruchtbarkeit oder eine gute Ernte und den Glauben an die zyklische Erneuerung allen Lebens versinnbildlichen. Sie verbinden das Weihnachtsfest mit anderen kirchlichen und zum Teil vorchristlichen Volksbräuchen. Der jährliche Wettbewerb auf dem Marktplatz in Krakau hält die Tradition der Krippengestaltung am Leben.
Mit ironischem Unterton
Die polnische Weihnacht ist in mancherlei Hinsicht einzigartig. Ihre symbolhaften Krippen sind schlicht und einfach, ab und zu mit einem ironischen Unterton, der auch vor Tod und Teufel nicht Halt macht. Die Frage, ob es sich dabei um naive Kunst, Kunsthandwerk oder blossen Kitsch handelt, ist müssig. Auch in unseren Breitengraden haben Lichterglanz und die farbenfrohen Weihnachtsdekorationen einen kitschigen Anstrich. Und wer mit dem Katholizismus oder generell mit religiösem Glauben wenig am Hut hat, kann sich der starken Ausdruckskraft der im Sensler Museum ausgestellten polnischen Weihnachtskrippen kaum entziehen.