«Ich bekomme viele Rückmeldungen aus der Bevölkerung, dass die Vereine finanziell am Anschlag sind», beginnt Brigitte Rohrbach. Vom Sportklub bis zum Musikverein, sie alle bezahlen bei der Gemeinde Miete für die benötigte Infrastruktur. Ein ansehnlicher Betrag, der viele Vereinsbudgets sprengt, sodass diese auf die finanziellen Reserven zurückgreifen müssen. Wo diese knapp werden oder fehlen, stirbt ein Verein. Ganz ähnlich äusserte sich unlängst der Sportclub Schliern. Immerhin seit
55 Jahren ein Erfolgsverein, wenn man auf die Mitgliederzahlen schaut. Rohrbach ist Präsidentin des Ortsvereins Schliern und hat die Dringlichkeit hautnah miterlebt.
Viele Betroffene
«Ich habe als erstes geschaut, ob es anderen Vereinen auch so ergeht», hielt die Parlamentarierin vorerst den Ball noch flach. An einem Match von Volley Köniz habe es ganz ähnlich geklungen. «Daraufhin habe ich mich reingekniet.» Und was sie in den Gesprächen mit dem FC Sternenberg oder dem TV Niederscherli erfahren hat, erhärtet die Vermutung, dass die finanzielle Belastung aufgrund der Miete von gemeindeeigenenen Anlagen die Vereine akut gefährdet. «Oder es wären Infrastrukturen da, welche die Vereine nicht nutzen, weil sie es sich nicht leisten können», präzisiert Rohrbach. Ihre Motion will nun, dass die Gemeinde die Beiträge für die ortsansässigen Vereine spürbar senkt.
Die Kirche macht es vor
Versammlungen finden verdächtig oft in kirchlichen Gebäuden statt. Die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Köniz hat deutlich tiefere Ansätze und fungiert so fast wie ein Rettungsanker. Zumindest für jene, die das können. Was die Motion erreichen will, ist eine deutliche Senkung, mindestens zurück auf die Preise aus dem Jahre 2018. «Die Vereine sind schon bereit, etwas zu bezahlen, aber sicherlich nicht so viel», fasst Rohrbach zusammen. 300‚000 Franken nimmt die Gemeinde aktuell mit der Ausmietung ihrer Infrastrutur bei den Vereinen ein. Diese Einnahmequelle zu schmälern, sei bei Einnahmen von insgesamt 250 Mio. Franken verkraftbar, ist sie sich sicher.
Vereine als sozialer Kit
Klar könnten die Vereine auch einfach die Mitgliedsbeiträge erhöhen, um sich die Mieten zu leisten, aber: «Dann können sich Menschen die Vereine nicht mehr leisten und treten aus, eine Negativspirale beginnt.» Vereine leisten viel für die Gemeinschaft, sie übernehmen viele Arbeiten, «und das muss der Gemeinde etwas wert sein. Je mehr Vereine desto besser für die Gemeinde», findet Rohrbach. Und nicht nur sie. Parlamentarierinnen und Parlamentarier von links bis rechts unterstützen dieses Vorhaben und haben mitunterschrieben. Weit über die Hälfte des Parlaments. Kommt die Motion also ohnehin durch? Rohrbach schmunzelt, fast könnte man meinen, ein kleines Nicken zu erkennen. Die Ausgangslage ist auf alle Fälle vielversprechend.
Rettet das Parlament die Vereine? Vorerst muss das Vorhaben als Richtlinienmotion überwiesen werden, denn die Mietkosten der gemeindeeigenen Infrastruktur liegen in der Kompetenz des Gemeinderats. Aber es wäre bei dieser Übermacht im Parlament wenig schmeichelhaft, wenn der Gemeinderat kein Einsehen zeigen würde. Mehr noch, dem Parlament stünden dann weitere Möglichkeiten offen. Doch vorerst wird das Geschäft im Herbst im Parlament behandelt. Danach hat der Gemeinderat zwei Jahre Zeit, den Vorstoss umzusetzen. Es braucht also noch etwas Geduld bei den vielen Freiwilligen aus Köniz. Aber die Ausgangslage sieht gut aus, noch bevor das Parlament dazu getagt hat. So wie Vereine Gleichgesinnte vereinen, so vereint ist das Parlament, um den Vereinen ein besseres Auskommen zu ermöglichen. Als Dank und Anerkennung für die wichtige Arbeit, die sie tagein, tagaus für die Gemeinde leisten. Vereinigte Vereine – Hilfe naht.