Die 24-jährige Tanja Iten aus Schwarzenburg hat nach Schulabschluss die Lehre als Verkäuferin absolviert und anschliessend mehrere Jahre auf dem Beruf gearbeitet. Im Beruf zu wenig gefordert, suchte sie eine neue berufliche Herausforderung. Sie bewarb sich auf Stellen im Logistikbereich. Es folgten viele Absagen. Schliesslich klappte es bei einer Umzugsfirma. Aufgrund eines Unfalles und den damit verbundenen Rückenproblemen war sie längere Zeit arbeitsunfähig und wurde arbeitslos. Sie durchlief ein professionelles Einzelcoaching bei Nicole Mosimann des Dienstzweiges Weiterbildung und Beschäftigung (DWB) der Gemeinde Köniz. Der DWB hat mit Tanja Iten und anderen Lehrstellensuchenden die 1. Last-Minute-Börse 2015 besucht. Am Stand der Firma Wander AG hat sie ihr Glück gefunden. Es folgten ein Vorstellungsgespräch und ein Selektionstag. Tanja war nicht die einzige Bewerberin auf diese Lehrstelle. Im Mai erhielt sie die Zusage und den Lehrvertrag. Anfang August hat sie die Lehre begonnen. «Ich finde es schön, dass ich nach sechs Jahren Berufspraxis noch eine Ausbildung als Logistikerin EFZ absolvieren kann, die meinen Bedürfnissen und Neigungen entspricht», betont Iten. «Es gefällt mir sehr gut. Die Firma Wander ist sozial eingestellt, und es geht recht familiär zu und her. Die Arbeit ist vielseitig, es gibt viel zu überlegen; auch deshalb, weil die Firma Wander stark exportorientiert ist. Dieser Beruf wird mir auch nach der Lehre viel Entwicklungspotenzial bieten.»
Madlen Wegmüller, Bereichs-Personalleiterin und seit Kurzem auch verantwortlich für die Lernenden bei der Wander AG, sagt: «Wir sind sehr zufrieden mit Tanja. Sie ist eine offene, motivierte Person, sehr interessiert und hat Freude am Beruf» und fügt an: «Wir konnten über die Last-Minute-Börse auch die Lehrstelle des Lebensmittelpraktikers kurzfristig besetzen. Bei Bedarf werden wir auch nächstes Jahr an der Last-Minute-Börse mitmachen.»
Kurzfristig organisiert
Die erste Last-Minute-Börse der Region Bern, Kontaktplattform für Betriebe mit offenen Lehrstellen und Lehrstellensuchenden vom 11. März in der Mehrzweckhalle des Schulhauses Blindenmoos in Schliern, geht auf die Initiative von Michael Raaflaub, Geschäftsleiter des Vereins Lehrstellennetz Köniz, zurück. «In Gesprächen mit Lehrverantwortlichen von Unternehmen wie auch mit Schulabgängerinnen und Schulabgängern wurde mir zunehmende Nervosität aufgrund unbesetzter Lehrstellen auf Lehrbeginn August mitgeteilt. Das hat mich bewogen, kurzfristig, innert knapp drei Wochen, gemeinsam mit den Schulen und Betrieben aus der Region, die Last-Minute-Börse zu organisieren und noch vor den Frühlingsferien durchzuführen», erklärt Raaflaub. 14 Betriebe und rund 130 Schüler und Schülerinnen sowie Personen, wie zum Beispiel stellenlose Uni-Abgänger, trafen aufeinander. 50 Prozent betraf die 10. Klassen von Köniz, Bern und Zollikofen, 30 Prozent die 9. Klassen und 20% Personen, die zu diesem Zeitpunkt erwerbslos waren.
Erfreuliche Bilanz
Eine erste Bilanz der 1. Last-Minute-Börse fällt sehr positiv aus. Während den drei Stunden wurden rund 30 Schnupperstellen vermittelt. Insgesamt konnten über zehn Lehrstellen in Berufen wie Logistikerin, Lebensmittelpraktiker, Gleisbauer, Polymechaniker, Kaminfeger oder Buchbinder vermittelt werden. Das ergibt ein sehr gutes Kosten-/Nutzen-Verhältnis. «Jeder zustande gekommene Lehrvertrag bietet in der Zeit des Fachkräftemangels den Betrieben den erforderlichen Nachwuchs und den jungen Menschen den Einstieg in einen Beruf mit guten Zukunftsperspektiven. Das ist, gerade in Situationen, in der sich Frau Iten befand, auch ein grosser gesellschaftlicher Nutzen und entlastet entsprechend unser Sozialsystem. Dies ist mein persönlicher Antrieb, weshalb ich die Last-Minute-Börse auch nächstes Jahr organisieren werde», betont Michael Raaflaub. Die 2. Last-Minute-Börse findet am Mittwoch, 16. März 2016, statt.