Vielseitige Landorfstrasse in Feierlaune

Vielseitige Landorfstrasse in Feierlaune

13 Geschäfte schlossen sich zusammen, um Ende August gemeinsam zu feiern. Gründe gab es zahlreiche – Jubiläen, Neueröffnungen und das unermüdliche und kreative Engagement des Kleingewerbes, das die Quartiere vielfältig und lebenswert machen.

Schon von weitem war klar: hier wird’s farbenfroh und gesellig. Bunte Ballons, Gelächter und ein ungemein köstlicher Geruch nach leckerem Risotto hiessen die Gäste eingangs Landorfstrasse willkommen und machten den Regen beinahe vergessen. Der ausgelegte rote Teppich führte die Besucherinnen und Besucher durch die Landorfstrasse, nahm sie mit von Tür zu Tür und lud ein, neugierig in alle Geschäfte und Läden hinein zu schauen. Vor allem machte der rote Teppich aber klar: Hier ist der Kunde König, die Kundin Königin.

13 Geschäfte haben sich zusammengeschlossen, um das Fest auf die Beine zu stellen. Keine Selbstverständlichkeit, kannte man sich doch eher flüchtig. Eigentlich habe er sich mit Nehat Rexhepi vom Restaurant Brunnenhof bloss über das Catering zu seinem Jubiläum – 75 Jahre, die vierte Generation steht bereit – beratschlagen wollen, so Reto Rolli von Rolli Optik. Doch dann habe sich gezeigt, dass auch das Restaurant vor einem Jubiläum steht und feiern will. Genauso wie Christine Vogt, die mit ihrer Colora Boutique auf zehn Jahre zurückblicken kann. Schnell war die Idee geboren, gemeinsam zu feiern und ein grösseres Fest auf die Beine zu stellen. Mit jedem Kontakt zu den übrigen Geschäften und Cafés  wurde klarer, dass es überraschenderweise eine ganze Menge zu feiern gibt dieses Jahr. Ob nun die Neueröffnungen des Cafes Hermanos oder Eurocave, das noch junge Bestehen des Ampelwerk Markts oder der Augenpraxis Köniz, die langjährigen Existenzen der Steinbildhauerei, heute unter dem Namen Atelier Artis, des Claro Weltladens oder der Genossenschaft Am Hof bis hin zu beeindruckenden Jubiläen wie 110 Jahre Johanniterkellerei aus Salgesch (VS) mit neuem Weinshop im Herzen von Köniz und gar 120 Jahren Heilsarmee Buchseegut spielte keine Rolle. «Wir wollen das Bestehen zelebrieren und alles, was wir geleistet haben», strahlt Christine Vogt, «es ist auch aussergewöhnlich in der heutigen Zeit, dass Geschäfte so lange überleben!»

Nicht nur die Feierlaune verbindet die 13 Geschäfte im Quartier. Dem roten Teppich entlang berichten die Inhaberinnen und Inhaber der Läden von ähnlichen Herausforderungen im Alltag, mit denen man sich bereits ein paar Schritte neben dem Zentrum konfrontiert sieht. «Es braucht das Bewusstsein, dass es nebst den Grossverteilern auch kleinere Läden gibt. Wir haben dadurch, dass wir hier sind, zwar mehr Laufkundschaft, aber erstaunlicherweise gibt es immer noch Leute, die nicht wissen, dass es uns gibt», erzählen etwa Christine Stalder und Rita Gut, die den Fairtradeladen Claro führen und sich für bewussten und fairen Konsum engagieren. Nehat Rexhepi vom Restaurant Brunnenhof sieht das genauso: «Es ist wichtig zu zeigen, dass auch neben dem Zentrum etwas läuft.» Die Vielfalt ist beeindruckend. Unterschiedliches Handwerk, Mode, Wein, Optik und Gastronomie finden sich Tür an Tür. «Wir sind der kleine Handwerkermarkt im Herzen von Köniz», so Mascha Marek und Oliver Grichting vom Ampelwerk Markt, «alle Artikel sind liebevoll von Hand angefertigt und einzigartig.» Auch nebenan im Atelier Artis dreht sich alles ums Handwerk, wenn auch um anderes Material. Am Jubiläumsfest darf auch gleich selber ausprobiert werden. Besonders Kinder können sich fast nicht mehr von Werkzeug und Steinblöcken lösen. Nenad Stojkovic freut sich ab der Begeisterung für seinen Beruf und gibt gerne Einblick.

Die Zusammenarbeit rund um die Vorbereitung und Durchführung des Fests hat auch gezeigt, dass sich die gewerbliche Nachbarschaft noch besser vernetzen kann. «Synergien wurden bislang zu wenig genutzt», erzählt Reto Rolli, «die Vorbereitung hat uns aber alle auf jeden Fall näher zusammengebracht.» Es habe sich im Austausch gezeigt, wo allenfalls Kundschaft zusammenpassen und man sich in Zukunft besser unterstützen könnte. «Es ist wichtig, dass man vernetzt ist», erklärt auch Nehat Rexhepi. Er legt grossen Wert auf den Austausch, nicht nur mit anderen Geschäften, sondern auch mit lokalen Vereinen. Die Vorbereitung für einen Festtag zu koordinieren und in den bereits vollen Geschäftsalltag einzubinden, sei nicht nur einfach gewesen. «Alle an einen Tisch zu bringen war eine Herausforderung. Wichtig war, dass alle sich beteiligen können und etwas einbringen», so Christine Vogt. Schliesslich soll das Fest für alle die Möglichkeit sein, sich von der besten Seite zu zeigen.

Die Stimmung am Jubiläumsfest macht klar: Die Zusammenarbeit ist ein Erfolg. Auch der Regen vermag nicht auf die Gemüter zu drücken, man mag sich die Laune nicht verderben lassen. Die Models, die die Herbstkollektion der Colora Boutique präsentieren, defilieren unter Regenschirmen, was aber weder Outfits noch Stimmung schmälert und entlang des roten Teppichs markieren bunte Regenschirme die Eingänge zu den Geschäften. Es wird herzliche Gastfreundschaft gelebt. Im vor einigen Monaten eröffneten Cafe Hermanos heissen Alina Bogdana und Durim Iliaci ihre Gäste mit warmem Lächeln und grossartigem Kaffee willkommen. «Die Leute haben Freude, die Stimmung ist perfekt», so ihr Eindruck. Die Zusammenarbeit im Vorfeld hätten sie sehr geschätzt, alles habe gut geklappt. Durim Iliaci schmunzelt: «Nächstes Jahr machen wir es noch besser!»

Die Motivation, den roten Teppich erneut auszurollen, scheint auf jeden Fall da zu sein. Im übertragenen Sinne machen das die Geschäfte im Quartier aber täglich: man nimmt sich gerne Zeit für die Kundschaft und ihre Wünsche. «Die Begegnung mit den Menschen ist auch unser Beruf, dafür begeistern wir uns», strahlt Reto Rolli. Ob es wieder ein Fest geben wird? Das ist in weiter Ferne. Doch die gute Stimmung, die spürbare Begeisterung und der Austausch mit den nachbarschaftlichen Geschäften sind auf jeden Fall der Anfang für ein tolles gemeinsames Jahr an der Landorfstrasse.

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