Vom Orientierungslauf zum Trailrunning

Vom Orientierungslauf zum Trailrunning

Für viele ist der Name Judith Wyder fest mit dem Begriff Orientierungslauf verbunden. Mehrere Welt-, Europa- und nationale Meistertitel sammelte sie in dieser Disziplin. Heute hat die zweifache Mutter umgesattelt.

Zum Orientierungslauf kam die in Zimmerwald aufgewachsene Sportlerin durch ihre Familie: «Schon meine Eltern haben diesen Sport ausgeübt. Dort findet man rasch Anschluss und ich hatte schnell viele Freunde. So war es ‹wie normal›, dass ich weitermache.» Vom Regional- ging es weiter in den Junioren- und später in den nationalen Kader, «es war wie ein rollender Kreis». 2012 wurde sie zum ersten Mal mit ihren Mannschaftskolleginnen Weltmeister. «Ich war immer eine Staffelläuferin. Ich habe es geliebt, im Team Erfolg zu haben», erzählt Judith Wyder. Speziell in Erinnerung blieb ihr der erste Einzel-WM-Titel im Sprint in Venedig 2014: «Ich stand zum ersten Mal zuoberst auf dem Podium, es war ein cooler Ort und eine tolle Stimmung.» Überhaupt war es ihr Jahr. Bei den Europameisterschaften in Portugal holte sie 3 Goldmedaillen (Sprint, Langdistanz und Staffel), in Italien kamen zum ersten Platz im Sprint auch noch 2 in den beiden Staffeln hinzu sowie ein dritter Rang über die Langdistanz. An der Schweizer Meisterschaft ging der Titel im Sprint an sie und im Gesamtweltcup wurde sie Zweite.

Beeindruckende Bilanz
Damit stiegen die Erwartungen an die Läuferin. Doch 2015 verletzte sie sich. «Ich habe mit mir gehadert, es war schwierig, doch meine Familie, mein Partner und mein Beruf als Physiotherapeutin haben mir dabei geholfen, zurückzukommen. So konnte sie nach der Babypause 2018 (Tochter Linn wurde 2017 geboren) noch einmal 2 EM- und 1 WM-Titel feiern. Insgesamt kann die heute 32-Jährige auf eine beeindruckende Bilanz zurückblicken: WM – 5x Gold, 3x Silber, 4x Bronze; EM – 6x Gold, 2x Silber, 1x Bronze; SM – 7x Gold, 8x Silber, 1x Bronze. Dazu kommt der erste Rang an den «World Games» im Jahr 2013. Aber auch im Trailrunning ist sie erfolgreich. So gewann sie im letzten Jahr die «Golden Trail World Series», die wichtigste Trailrunning-Serie der Welt mit Rennen zwischen 18 und 42 km. Sie siegte dort mit Streckenrekord. «In Nepal beim Finale war ich in der 8. Woche schwanger. Es ist so gut gelaufen wie noch nie. Die Übelkeit in den ersten 14 Wochen war schwer einzuschätzen und nicht zu planen. So hätte ich am nächsten Tag beispielsweise nicht starten können. Ich habe einfach immer auf meinen Körper gehört, was er aushalten kann und Rücksprache mit Fachpersonen gehalten.»

Neue Sportart
Der Wechsel zum Trailrunning hatte praktische Gründe: «Es lässt sich besser mit der Familie vereinbaren. Beim OL muss ich erst zu einem Wald oder in eine Stadt fahren. Beim Trail gehe ich zur Tür raus und laufe los.» Bei letzterem starte sie bei 4 grösseren Events im Jahr, bei ersterem stehen meist jedes Wochenende 2 Wettkämpfe an. So ist der Aufwand viel geringer. Für OL-Weltmeisterschaften bedarf es einer sehr genauen Vorbereitung, denn es sei schon ein Unterschied, ob man zum Beispiel im Könizberg­wald trainiere, in Grindelwald oder sonst wo. «Noch grössere Vegetationsunterschiede gibt es dann von Land zu Land. Aus diesem Grund habe sie vor den Weltmeisterschaften in Schweden dort 8 Monate gelebt», erklärt die Läuferin. Das sei auch einer der Gründe für den Rücktritt gewesen, denn für die WM in Norwegen im letzten Jahr hätte sie mindestens 1 bis 2 Monate – mit mehr Erfahrung verkürzt sich die Vorbereitungszeit – dorthin ziehen müssen. Stattdessen wurde Judith Wyder zum zweiten Mal schwanger, im Juni dieses Jahres kam Tochter Jonna zur Welt.

«Indurance»
Ihr Ehemann Gabriel Lombriser war stets an ihrer Seite. Zusammen mit ihm hat sie heute ein eigenes Geschäft. Bis 2017 arbeitete sie neben dem OL in ihrem gelernten Beruf als Physiotherapeutin, heute konzentriert sie sich ganz auf «Indurance». «Wir bieten Kurse an für alle, die Trailrunning und mittlerweile auch Langlauf – beides in Kombination mit Yoga – kennenlernen oder sich verbessern wollen. Coaching, Trainingspläne erstellen oder begleitetes Training gehören ebenfalls zu unserem Angebot», erläutert Wyder. «Wir wurden oft gefragt, ob wir bei der Organisation helfen können oder allgemein unterstützen, denn die Leute gehen gerne in die Berge, wissen aber nicht, wie sie es angehen sollen.» So bieten die beiden seit rund 5 Jahren «Trailrunning- und Langlaufweekends» an. Für Judith Wyder ist das Unternehmen die Erfüllung eines Traums: «Trailrunning bedeutet mir viel und nun konnte ich es ins Zen­trum rücken. Das ist toll.»

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