«Unser erster Auftrag war es, einen defekten Vogelkäfig zu löten. Das gab immerhin zwei Franken», erinnert sich Heidi Dellsperger an die Anfänge zurück. Das Kassenbuch datiert vom 1. Juli 1963 liegt auf dem Tisch und belegt in schöner Schrift die ersten Aufträge.
Reparieren statt ersetzen
Urs und Christine Dellsperger sowie Tochter Stefanie nicken anerkennend. Nicht nur, weil sie wissen, wie hart der Start war, sondern weil sich etwas bis heute nicht verändert hat: «Bei den Storen oder Garagentoren machen wir alle Reparaturen. Das macht uns stark. Wir verkaufen nicht nur, sondern reparieren eben auch viel», erklärt Urs Dellsperger. Zu Heidis Zeiten war das keine Besonderheit, sondern vielmehr der Normalfall. 60 Jahre später sieht das anders aus. Das Wissen, wie man alle möglichen Versionen und Ausführungen reparieren kann wird spärlicher und die Dellsperger AG gefragter. «Die Kunden kommen, weil sie vertrauen haben», fasst es Stefanie Dellsperger zusammen. Nur gibt es dieses nicht einzig und allein, weil man 60-jährig wird. Dafür «muss man mit Herzblut Unternehmer sein und täglich vollen Einsatz geben», so Urs Dellsperger.
Ohne Fleiss kein Preis
Den Lichtschalter am Morgen als erstes zu betätigen, das war schon seit Anbeginn und der ersten Generation Sache der Unternehmerfamilie. Bis heute sind Dellspergers die ersten in der Firma und die letzten, die das Licht wieder löschen. «Das bedeutet Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden zu zeigen. Sie sind es schliesslich, die unsere Firma nach aussen repräsentieren, sie sind noch wichtiger als wir», ist sich Stefanie sicher. Nun ist es Heidi Dellsperger die anerkennend nickt. Wenig später hält sie den Arm ihrer Enkelin, lächelt und meint: «Ich habe eine Riesenfreude, das sie nun übernehmen wird.» Der Extrameter und der Fleiss sind auch nach 60 Jahren keine EIgenschaften, welche die Firma in Werbungen nach aussen trägt; vielmehr ist es gelebte Selbstverstänldichkeit. Klar, denn in den Anfängen haben Christian und Heidi Dellsperger vorgemacht, was hart arbeiten bedeuten kann. «Man war einfach von morgens früh bis abends spät am Arbeiten und hat sich nie etwas dabei gedacht. Nach drei Jahren haben wir dann erstmals eine Woche Ferien gemacht, auf einer Alp», erinnert sich die Mitgründerin.
Familienunternehmen bleiben
Viele Erinnerungen und Veränderungen teilen die drei Generationen am Tisch. Die Werte und der Einsatz müssen nicht in abstrakten Wörtern gefunden werden, sie sind wie selbstverständliche Beispiele. Es überrascht deshalb nicht, wenn Stefanie Dellsperger sagt: «Die Grösse soll auch in Zukunft im familiären Rahmen bleiben. Wir haben ein tolles Team und mit dieser Grösse können wir flexibel agieren und uns gegenseitig optimal unterstützen.» Zu dieser Entscheidung gehört auch, dass der Metallbau nicht mehr Bestandteil der Firma ist. Der Storenbau, die Garagentore sowie die Reperaturen sind das Kerngeschäft. «Die Firma hat nun eine gute Grösse und wir haben das Wissen rund um das Metall nach wie vor im Haus, das ist ein weiterer Vorteil», erklärt Urs Dellsperger. Seine Tochter, die als technische Kauffrau neues Wissen mit in die Firma bringt, meint aber gerade im Zusammenhang mit dem Metall-Bereich: «Ich bin sicher froh, wenn meine Eltern nicht gleich nach der Übergabe ab in die Pension gehen, sondern noch ein wenig mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen zur Verfügung bleiben.» Das Lächeln von Christine und Urs Dellsperger verrät: Davon kann keine Rede sein, in ihren Herzen schlägt der Unternehmergeist und das Herzblut einer 60-jährigen Firmengeschichte. Nur darauf, es ein wenig ruhiger zu nehmen, darauf freue er sich schon, ergänzt Urs Dellsperger.
Regionalität stärken
60 Jahre Erfahrung, die Bereitschaft einen Extrameter zu gehen, die Stärken eines Familienbetriebs zu wahren, hat die Dellsperger AG die Zutaten für die Zukunft im Werkzeugkasten? Etwas Neues ist aber dazugekommen. Die Bedeutung und Ausstrahlung, die ein Traditionsbetrieb auf die Region ausüben kann. «Zwischen den Anfängen und heute liegt ein Quantensprung», stellt Urs Dellsperger fest. Und damit meint er nicht nur die Technologien, von mechanischen Konstruktionen hin zu App-gesteuerten Technologien, nein, er meint auch die Gesellschaft selbst. Das Selbstversändnis, dass man sich auf Firmen als Dienstleister verlassen kann, diesen die Treue hält und sich regional gegenseitig unterstützt, es ist in den letzten Jahren etwas verrutscht. Das Miteinander innerhalb der Regionalität soll wieder wachsen. Die Dellsperger – Storen und Metallbau darf als Traditionsbetrieb diese Werte hochhalten und als gutes Beispiel in die Region ausstrahlen. Als solider Ausbildungsort, als Arbeitgeber, als Qualitätsbetrieb, als verankertes Stücklein Regionalgeschichte. Vom gelöteten Vogelkäfig bis zur App-gesteuerten Store.