Von Beruf «Ratgeber und Zuhörer»

Von Beruf «Ratgeber und Zuhörer»

Es ist ihr Traumberuf seit 25 Jahren. Anja Heppe ist Stellvertretende Leiterin Pflege im Landhaus Neuenegg und sie verrät, wie ihre Arbeit hinter den Kulissen wirklich aussieht und weshalb es so etwas wie Alltag nicht gibt.

«Früher war ich noch Schwester Anja», lacht sie. Vor 25 Jahren, als die berufliche Laufbahn der gebürtigen Deutschen begann, war noch vieles anders. Erst recht in Deutschland. «Hier im ‹Landhaus Neuenegg› haben wir viel mehr Personal und können dadurch für eine bessere Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner sorgen», erklärt die erfahrene Pflegerin, die lange im Spital gearbeitet hat.

Zeit für die Menschen
In der Vorstellung vieler besteht der Beruf der FAGE aus Hektik und wenig Zeit für die einzelnen Menschen. Anja Heppe räumt mit diesem Vorurteil auf: «Ich finde, man kann sich in unserem Beruf sehr wohl Zeit nehmen für die Menschen. Klar ist es manchmal etwas mehr und manchmal etwas weniger. Aber für Gespräche bleibt eigentlich immer Zeit.» Zur Pflege gehört eben nicht nur der physische Teil, sondern auch der psychische. Letzterer ist jeden Tag ein wenig anders. «Das mag ich besonders, weil ich nie genau weiss, was mich am nächsten Tag erwartet», ergänzt sie. Alltag gibt es als FAGE nicht.

Begleitung in der Praxis
Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pflege intensive und fordernde Momente beinhaltet. «An die Intimpflege von älteren Menschen, die oft ohne jegliche Scham leben, müssen sich unerfahrene Pflegerinnen und Pfleger in der Regel erst etwas gewöhnen. Dabei werden sie natürlich begleitet und betreut», erklärt Heppe. Demenzkranke beispielsweise brauchen oft viel Geduld. Diese entwickelt sich aber Stück für Stück. «Es ist wichtig, dass wir Erfahrenen dabei eine Vorbildfunktion einnehmen», meint die Pflegerin. Diese Vorbildfunktion und Begleitung für angehende FAGE ist dann besonders intensiv, wenn jemand in der Sterbephase ist. «Die Ausbildung schreibt vor, dass man mindestens einmal diese Begleitung macht, unsere Lernenden können aber selber bestimmen wann und wie. Wir begleiten sie dabei und besprechen das mit ihnen», erklärt Anja Heppe.

Viele Möglichkeiten
Übung macht bekanntlich den Meister. Um geübt zu sein, etwa bei der Blutentnahme, sind die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen ebenfalls zur Stelle. «Gerade die Praxis kann nur durch Übung erlernt werden und nicht in der Schule, hier kommt uns eine besonders wichtige Aufgabe zu», sagt sie und bringt eine weitere Eigenschaft ins Spiel, die für Pflegeberufe vonnöten ist: Durchhaltevermögen. Es ist diese Eigenschaft, welche die erfahrene Pflegerin zum Schluss bringt, dass «je jünger die Person, desto mehr Zeit braucht sie und desto wahrscheinlicher ist es, dass sie noch nicht so sicher ist, ob sie den Beruf wirklich machen möchte.»
Durchhalten lohnt sich aber. Wenn man FAGE lernt, geht die Ausbildung 3 Jahre, Erwachsene mit Berufserfahrung können in einer 2-jährigen Ausbildung FAGE werden, danach kann man zusätzlich Pflegefachfrau HF studieren. Anschliessend hat man noch mehr Möglichkeiten, etwa Stationsleitung, Abteilungsleitung oder Berufsbildner. Für Anja Heppe sind die Jugendlichen eine Herzenssache. «Wer FAGE lernen will, der muss vor allen Dingen Menschen mögen und empathisch sein, für alles andere können wir helfen», resümiert sie. Entsprechend lautet ihre Botschaft: «FAGE ist eine sehr spannende und abwechslungsreiche Ausbildung, die einen absolut ausfüllen kann, mehr als alles andere; für mich jedenfalls. Man muss mit so vielem umgehen und ist viel mehr als einfach eine Pflegeperson. Man ist Zuhörer, Ratgeber, Freund oder Freundin.» Wenig überraschend, dass auch die Tochter von Anja Heppe diese Ausbildung gewählt hat.

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