Von der List des Bösen

Von der List des Bösen

Jene tragischen Ereignisse aus der norditalienischen Benediktiner-Klosterabtei «Fossanova» könnten sich im 14. Jahrhundert auch hierzulande so ähnlich zugetragen haben. Der Mittelalter-Krimi von Umberto Eco soll deshalb zum 20-jährigen Jubiläum des Vereins «Klostersommer Rüeggisberg» als Freilichtspektakel aufgeführt werden. Auf Berndeutsch natürlich.

«Ich habe meine Entscheidung nie bereut. Lernte ich doch von meinem Meister so viel Weises, Gutes und Wahres. Als wir uns trennten, gab er mir seine Augengläser. Ich sei noch jung sagte er, aber eines Tages würden sie mir gute Dienste leisten. Und in der Tat trage ich sie jetzt, da ich diese Zeilen schreibe. Dann umarmte er mich herzlich wie ein Vater und schickte mich meiner Wege. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber ich schliesse in jedes meiner Gebete die Bitte ein, Gott möge ihm die vielen kleinen Eitelkeiten verziehen haben, zu denen sich sein intellektueller Hochmut verstieg.» Was Adson von Melk am Ende des Buches schrieb, fasst die Art und Weise zusammen, wie der englische Franziskanerpater William von Baskerville im Kloster eine Mord­reihe durch Logik aufklärte.

Theo Schmid
«Mein lieber Adson, wir dürfen uns nicht durch irgendwelche sinnlosen Gerüchte über den Antichristen beeinflussen lassen. Wir wollen stattdessen unseren Verstand schärfen und den Versuch unternehmen, dieses faszinierende Rätsel zu lösen», meint er beim nächtlichen Gang Richtung Bibliothek. Der Berner, der diese Rolle in Rüeggisberg spielen wird, heisst Theo Schmid. Der Rüschegger Schauspieler hat auch die berndeustche Fassung erarbeitet und von der deutschen Theaterfassung die Rechte dafür erhalten. Bühne frei für ein dunkles Kapitel längst vergangener Tage, das nicht zuletzt das Spannungsverhältnis zwischen der katholischen Kirche mit seiner Inquisition gegen alles, was nicht fromm genug erscheint, und dem Wissenshunger der Gelehrten weit abseits von Rom beleuchtet.

Über 50 Schauspieler
«Als ich hörte, dass ihr in unsere Abtei kommt, schien es mir als seien meine Gebete erhört werden. Hier, sagte ich mir, ist ein Mann, der eine grosse Kenntnis von der menschlichen Seele besitzt und ebenso von der List des Bösen», meint der Abt von Fossanova. Wer ihn und all die anderen Figuren spielen wird, darüber schweigen wir. Was der Verein aber schon verrät ist, dass 50 bis 60 Schauspielerinnen und Schauspieler auftreten werden. Frauen spielen trotz der Handlung in einem Männerkloster eine wesentliche Rolle. Zum einen, wird etwas angepasst, zum anderen spielt jene junge Frau, die als Hexe verbrannt wurde, eine tragende Rolle für Adson von Melk: «Sie war die einzige Liebe meines Lebens. Dennoch, nie wusste ich, wer sie war, noch erfuhr ich je ihren Namen», schrieb er auf seine alten Tage hin. «Wäre es möglich, du verwechselst Liebe mit Lust?», fragt William von Baskerville nach. Es ist vielleicht die einzige Textstelle, an der sich der brillante Denker vertan hatte.

Premiere im Juni 2022
Das gesamte Team hat bereits mit den Vorbereitungen begonnen. Am 29. Juni 2022 starten die insgesamt 31 Vorstellungen und enden am 20. August. Die Kombination der Klosterruine Rüeggisberg mit Ecos Werk passt historisch fast aufs Jahr genau. Der Autor wäre sicherlich gespannt, wie sich die mehrschichtige Geschichte zwischen Krimi, Philosophie, historischen Komponenten und jede Menge pointierter Aussagen an das Gantrischgebiet anpassen lässt. Wir sind es auch.
«Wie friedlich wäre doch das Leben ohne die Liebe, Adson. Wie ruhig, wie sicher… und wie öde». Nun denn, wir gestatten, die Worte von William von Baskerville nach Rüeggisberg zu übertragen, und meinen: «Wie friedlich, wie ruhig, wie sicher doch die Klosterruine auf dem Hügelvorsprung thront, wie öde es doch wäre ohne diese Vorfreude auf Theo Schmids Version von: Der Name der Rose.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Von der List des Bösen»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2