«Walten, nicht verwalten»

«Walten, nicht verwalten»

Was kann die Wirtschaft vom Sport lernen? Viel, wie ein Referat von Triathletin-Legende Nicola Spirig zeigt. Aber nur, wenn man aus Rückschlägen Konsequenzen zieht, gibt Adolf Ogi im anschliessenden Podium zu bedenken. Und das geht nur, wenn man seinen Weg geht, denn Erfolg kommt nicht von folgen, schlussfolgert André Lüthi.

«Wir wollen einen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft leisten; in dieser trüben geopolitischen Lage erst recht», sagt eingangs Bankleiter Daniel Grossrieder zu den Gästen. Kaum eine Unternehmerin oder ein Unternehmer hätte gedacht, welch lehrreiche Inputs Nicola Spirig anschliessend aus dem Spitzensport direkt in die Wirtschaftswelt pedalt.

Ziele hoch
«Wer kein Ziel hat, für den ist jeder Weg der falsche», stellt sie zu Beginn fest. Ziele geben eine Richtung vor. Doch man müsse den Willen haben, das Ziel über einen längeren Weg zu verfolgen. «Olympiasieger wollen einige werden, doch wenn man den Weg dorthin sieht, schlucken viele leer», sagt die Triathlon-Olympiasiegerin. Dabei kommt es unweigerlich zu Rückschlägen. «Man muss aus der Komfortzone und riskieren. Dann passieren Fehler, man muss sich durch Fehler vorwärtsbewegen», gibt sie zu bedenken. Für diesen Weg braucht es eine Planung. Wer plant, nimmt sich viel vor und erreicht nicht immer alles. «Man muss Prioritäten setzen und delegieren können», heisst hier Spirigs Ratschlag in die Wirtschaft. In dieser Entwicklung sei aber oft alles auf den Idealfall ausgerichtet. «Doch das ist es nicht. Wir müssen uns auf eine durchschnittliche Entwicklung auslegen und daraus das Beste machen», empfiehlt die Sportlerin. Das alles gelingt aber nur, wenn das Umfeld passt, diesem gelte es ein hohes Mass an Beachtung zu schenken. Wenn das alles passt, kann und soll man sich hohe Ziele setzen. «Das ist besser als normale Ziele, selbst wenn man sie nicht immer erreicht», schliesst Spirig ihr Referat.

Alles macht Sinn
Die Parallelen zwischen Spitzensport und Wirtschaft finden sich in ihren Worten zuhauf. SRF-Moderator Rolf Dietrich leitet mit diesen Punkten über zu einer Podiumsdiskussion mit André Lüthi, Verwaltungsratspräsident von Globetrotter, Hubert Waeber, Präsident von Fribourg Gottéron, sowie Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Was muss eigentlich Gottéron machen, damit es einmal mit einem Meistertitel klappen könnte, will Dietrich von Waeber wissen. Meister werden ist das Ziel, der Weg dazu sei, sich regelmässig in den Halbfinals, also unter den besten vier Mannschaften, festzusetzen. «Mit dem Trainerwechsel beginnt nun ein neuer Zyklus, ein neues Kapitel», sagt er. «Aus Krisen oder Enttäuschungen habe ich am meisten gelernt», schaltet sich Lüthi mit ein. Vieles ergebe auf den ersten Blick keinen Sinn. «Aber den wird man später einmal entdecken», weiss er. Als Beispiel nennt er die anfängliche Skepsis des Volks bei den Schweizer Pandemie-Massnahmen. Heute sehe man, die Schweiz habe Unglaubliches geleistet, gerade im Vergleich mit anderen Ländern.

Daran glauben
Um es etwas abgedroschen zu formulieren: Besondere Freude herrscht, wenn Adolf Ogi sich zu Wort meldet. Stimmgewaltig, enthusiastisch, konkret und reflektiert. Er zieht das Publikum mit wenigen Sätzen komplett in seinen Bann. So meint er zu Waeber und dem Trainerwechsel bei Gottéron: «Als ich Präsident von Swiss-Ski war, mussten wir nach einer durchzogenen Saison den Trainerstab wechseln. In Sapporo bereiteten wir uns minutiös vor. Der Schnee ist dort auch weiss, aber anders. Darauf haben wir geachtet. Und dann ‹kalberte der Schittstock› und ich wurde Bundesrat.» Sport sei eine gute Schule, resümiert der Alt-Bundesrat. Speziell für die Jugend. «Eine friedlichere Welt erreichen wir nur, wenn wir den Fokus auf die Jugend legen», betont er und erntet dafür Applaus. So verbindet man Sport, Wirtschaft und Geopolitik. Lüthi und Ogi dirigieren nun die Schlussphase des Podiums, indem der Reisespezialist nochmals auf die Wichtigkeit eines Umfelds zu sprechen kommt. Für ihn und seine Firma gelte: «Die wichtigste Aufgabe ist es, das richtige Team zusammenzustellen. Es dürfe ein Diplom weniger an der Wand hängen, denn Lücken kann man füllen, der Mensch aber, der muss stimmen.» Erfolg kommt eben nicht von folgen, sondern von einem ureigenen Weg mit dem richtigen Umfeld.

Motiviert sind nicht nur die hochkarätigen Referenten, sondern auch die Gäste. Für sie fasst Adolf Ogi das Gesagte nochmals so knapp zusammen, dass man damit ein Buch betiteln könnte: «Ziele erreichen, sich entwickeln, Erfolg haben; das geht nur, wenn man überzeugt ist, nicht indem man verwaltet, sondern waltet.»

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