Wenn es nach der SP geht, hält die Zauberformel nicht mehr. Hinter Gemeindepräsidentin Tanja Bauer (SP), die früh bekannt gegeben hat, dass sie sich für das Amt wieder zur Verfügung stellt, taucht erneut der Name von Géraldine Mercedes Boesch (SP) auf. Sie soll für die SP einen zweiten Sitz holen. Genau das versuchten die Sozialdemokraten vor acht Monaten bei der Ersatzwahl des abtretenden Gemeinderats Thomas Brönnimann (GLP) schon. Doch das Vorhaben scheiterte und Thomas Marti (GLP) gewann die Wahl. Die Zauberformel «Fünf Sitze für fünf Parteien» hatte weiter Bestand. Nun steht das Modell erneut auf dem Prüfstein.
Sonderfall Köniz
Schaut man auf die Parlamentssitze und damit darauf, wie Köniz bisher gewählt hat, fällt auf, dass es drei starke Blöcke gibt: die Linke, die Rechte und die Mitte. Diese ist aber aufgrund der Stärke der GLP kein Zünglein an der Waage mehr, sondern schon fast eine ausgewachsene Ochsenzunge. Je nachdem, ob die Mitte-Fraktion bei einem Vorstoss mit den Linken oder mit den Rechten stimmt, so wird die Abstimmung entschieden.
Kandidatenkarussell
Wer also müsste seinen Sitz im Gemeinderat räumen, wenn die SP einen zweiten Sitz ergattern sollte? Die Parteien haben sich in Position gebracht, um ihre Sitze bestmöglichst zu verteidigen. Bei den Grünen wird Dominique Bühler antreten und soll den abtretenden Hansueli Pestalozzi ersetzen. Die ehemalige höchste Bernerin und Grossrätin ist ein politisches Schwergewicht. Die FDP muss Gemeinderat Hans-Peter Kohler ersetzen. Den Freisinnigen war vor allen anderen klar, dass sie Dominic Amacher ins Rennen schicken. Der CEO eines KMU und Parlamentarier hat schon Ende letzten Jahres als erster signalisiert, dass er sich für das Amt zur Verfügung stellt. Die SVP wird ebenfalls einen neuen Spitzenkandidaten bringen, da Christian Burren (SVP) seinen Sitz räumt. Oder besser: Die SVP bringt eine Spitzenkandidatin, Kathrin Gilgen, ein klingender Name aus dem Parlament. Die ehemalige höchste Könizerin wird für ihre direkte, aber respektvolle Art seit Jahren im Parlament geschätzt. Im Gegensatz zu den Grünen, der FDP und der SVP lässt es die GLP etwas gemächlicher angehen. Ihr Gemeinderat Thomas Marti (GLP) steht zur Wiederwahl und diese ist bekanntlich immer ein wenig einfacher als eine Neuwahl. Doch der Vorsteher Sicherheit und Liegenschaften ist erst seit acht Monaten im Amt. Die EVP und die Mitte komplettieren den Mitte-Block. Auch sie kandidieren und bieten all jenen eine echte Option, die gerne eine kleinere Partei in der Exekutive sehen möchten.
Vier oder fünf?
Was in diesem Jahr auffällt, ist, dass nicht alle Parteien fünf Kandidierende auf ihrer Liste haben. Die FDP schafft Platz, damit Spitzenkandidat Dominic Amacher zwei Listenplätze erhält, die EVP begnügt sich mit vier Personen und überlässt der Wählerschaft, einen Namen doppelt zu nehmen. Die GLP hat einen bisherigen Gemeinderat und verzichtet daher auf eine Fünferliste. Alle anderen Parteien treten mit fünf Personen an. Die Frage in dieser Wahl ist, ob die SP es schafft, einen zweiten Sitz zu erringen und, wenn ja, auf Kosten welcher Partei? Damit einher geht auch die Frage, wie wichtig die (Zauber-)formel von heute ist (1x SP, 1x SVP, 1x Grüne, 1x FDP, 1x GLP). Sind damit alle Interessen der Bevölkerung ausgewogen im Gemeinderat vertreten? Das Gute an Wahlen ist: Alles wird sich weisen. Und damit die Spannung nicht überkocht und die Sommermonate noch etwas Abkühlung erfahren, sei aber auch darauf hingewiesen, dass der Gemeinderat ein äusserst kräftezehrendes und herausforderndes Mandat ist. Die Exekutive braucht deshalb in erster Linie fähige Leute. Ob die gelb, rot, blau, grün oder orange angehaucht sind, ist in der täglichen Arbeit relativ unwichtig. Und das ist die gute Nachricht: Viele Kandidierende für die Wahlen 2025 haben in der Vergangenheit mit ihren politischen Ämtern schon bewiesen, dass sie in der Lage sind, ein solches Mandat zu übernehmen. Köniz hat keine einzelne starke Kandidierende, nein Köniz hat mehrere davon. Und da darf sich die Bevölkerung glücklich schätzen. Die Frage nach der Zauberformel ist damit eher eine Wahlhilfe, um sich die entsprechenden Kandidierenden auszusuchen.