Heinz Pfander, «Wann, wenn nicht jetzt» ist als Credo im Leitbild des Unternehmens verankert. Welche Bewandtnis hat dies?
Bevor ich als 35-Jähriger im Jahr 1988 die Firma gründete, fragte ich mich oft, ob der Entscheid und der Zeitpunkt richtig seien. Schliesslich besann ich mich auf die Devise «Wann, wenn nicht jetzt» und machte den entscheidenden Schritt. Auch bei der jetzt eingeleiteten Nachfolgeregelung war dieser Leitsatz prägend.
Wann haben Sie die Nachfolgeplanung konkret in Angriff genommen?
Das Thema war in den letzten Jahren stets präsent. Meine Tochter Sarah absolvierte den Master in Management an der Uni Freiburg. Mein Sohn Marc ist absolut kein Büromensch und hatte von Beginn weg nie die Absicht, die Firmenleitung zu übernehmen. Aufgrund einer Stellenvakanz im Februar 2015 fragte ich Sarah: «Und wie sieht es aus, würde dich die Aufgabe interessieren?»
Nach reiflicher Überlegung wagte sie den Schritt und trat ein Jahr später in die Firma ein. Wichtig ist, dass alle Mitarbeitenden diese Lösung begrüssen. Pascal Haering, «Mann der ersten Stunde» und Vizedirektor, schätzt die familieninterne Nachfolge besonders.
Sarah Pfander, über welche Ausbildung und Berufserfahrung verfügen Sie?
Nach meinem Studium und diversen Sprachaufenthalten arbeitete ich bei einem Grosskonzern als Projektleiterin im Bereich Business Development, später im Bereich «Marketing & Acquisition». Zurzeit absolviere ich die Ausbildung zum «Recruting Specialist» an der Business School in Zürich. Seit meinem Einstieg ins Familienunternehmen bin ich vorwiegend für Kaderselektion und Persönlichkeitsanalysen zuständig, übernehme aber auch diverse administrative Aufgaben.
Heinz Pfander, Firmengründer und Inhaber haben oft die Eigenschaft, sich nach ihrem Rücktritt weiterhin in die Belange der Geschäftsführung einzumischen. Und Sie? Können Sie gut loslassen?
Klar, die ganze Übergabe ist emotional geprägt. Ich möchte jedoch so loslassen können, dass es für meine Umgebung, aber auch für mich stimmt. Es ist ein Prozess und reine Kopfsache mein «Ego» von der beruflichen Ebene zurückzunehmen und demgegenüber Stolz auf das Erreichte und Befreiung von der Verantwortung zu empfinden. Selbstverständlich stehe ich weiterhin bei Fragen zur Verfügung, halte es jedoch so, dass ich nicht mehr aktiv interveniere.
Sarah Pfander, Sie sind 33-jährig, erst 16 Monate in der ATEC und bereits Firmenchefin. Wie fühlt sich das an und welchen Führungsstil pflegen Sie?
(Lacht) Ich habe es noch gar nicht so richtig realisiert. Täglich ereignen sich Dinge und ich merke: Aha, das geht jetzt mich an. In die neue Rolle werde ich hineinwachsen und mir Zeit lassen. Positiv wirkt, dass wir bei der ATEC eine flache Hierarchie und eine sehr offene, direkte Kommunikation pflegen. Vom Vater habe ich auch in Bezug auf «Werte leben» viel mitbekommen. Dies möchte ich gerne beibehalten.
In den Bereichen der Neuen Medien, der Digitalisierung und sich damit öffnenden Märkten hat sich in den letzten Jahren enorm viel gewandelt. Da werden wir im operativen Bereich neue Wege beschreiten, die Mitarbeitenden ins Boot holen und sie unterstützen. Meinen Vater als kritischen Mentor, Sparringpartner und Verwaltungsratspräsident diskret im Hintergrund zu wissen, stärkt mich in meiner neuen Aufgabe.
Heinz Pfander, wie nutzen Sie nun die neu zur Verfügung stehende Freizeit?
Neben der Pflege meiner Hobbys wie Golf, Skifahren, Musik, Reisen und mehr lanciere ich aktuell im Sinne der Nachhaltigkeit ein Immobilienprojekt. Zudem unterstütze ich weiterhin das Start-up-Unternehmen Skippr, eine regionale Informationsplattform. Als ehemaliger Fussballer bin ich seit der Gründung der Stadion Birchhölzli AG aktiv als Verwaltungsrat tätig. Die «Wallenried-Gespräche» werde ich weiterhin organisieren, während Sarah meine bisherige Rolle in der Jury des «Prix-ATEC» übernehmen wird.
Anmerkung: Per September 2014 standen in der Schweiz rund 90’000 Unternehmen im Bereich KMU in einer potenziell ungeregelten Nachfolgeregelung (Quelle: Nachfolge Studie KMU Schweiz, Bisnode D&B Schweiz AG).