Samariter sind Menschen, die andere Menschen selbstlos unterstützen, indem sie Erste Hilfe leisten. Das tat der Samariterverein Riggisberg auch im Jahr 1976, indem er einen Maskenball organisierte; es war das erste fasnächtliche Treiben im Dorf. Später kam der Kinderumzug hinzu, der immer stärker musikalisch bereichert wurde und schliesslich konnten die Musikanten gar nicht mehr anders, als Proben zu veranstalten und im Jahr 1995 die Pulswärmer zu gründen. Eine Guggenmusik selbstverständlich, rhythmisch unterlegte Blasmusik mit allen Arten von Blechblas-Instrumenten, für die der Begriff «Gugge» steht. Bettina Keusen spielt Trompete, sie tut das auch in der Dorfmusik Rüeggisberg und sie ist Präsidentin der Pulswärmer. «Mir wurde die Musik in die Wiege gelegt», sagt sie, «meine Schwester und ich waren noch im Kinderwagen, als wir jeweils bei der Fasnacht dabei waren.»
Für alle lernbar
Das überrascht nicht, ihr Vater Lukas war die treibende Kraft zur Gründung der Guggenmusik und ist immer noch «Gugge-Major»; was man auch als Dirigent bezeichnen kann. Diese Funktion teilt er sich mittlerweile mit Miriam Keusen, der Schwester der Präsidentin; sie ist die musikalische Leiterin und gestaltet die Original-Musikstücke so um, dass sie für alle in der Guggenmusik spielbar sind. Das ist wichtig, weil die rund 40 Mitglieder unterschiedliche musikalische Voraussetzungen mitbringen. «Bei uns gibt es solche, die ihr Instrument von Grund auf erlernt haben», so Bettina Keusen, «aber auch solche ohne musikalische Ausbildung. Ihnen bieten wir an, ein Instrument mindestens so zu erlernen, damit sie bei uns mitmachen können.» Das helfe mit, den Mitgliederbestand auf konstantem Niveau zu halten, sagt die junge Präsidentin, und damit den Fortbestand der Pulswärmer zu sichern. Denn in der Guggenmusik steckt mehr als die pure Freude am Musizieren, nach 30-jährigem Bestehen tragen die Pulswärmer einen beachtlichen Teil zum gesellschaftlichen Leben im Dorf bei.
Fasnacht als sozialer Aspekt
Dies wird jeweils während der Fasnacht besonders sichtbar. Das fasnächtliche Treiben, nach dessen Ursprung die Zeit vor der 40-tägigen Fastenzeit gefeiert wird, ist bei der Bevölkerung von Riggisberg und Umgebung sehr beliebt. «Die Fasnacht hat einen verbindenden Charakter», nennt Bettina Keusen einen möglichen Grund dafür, «man verbringt auch Zeit mit Menschen, mit denen man sonst kaum oder gar keinen Kontakt hat.» Mit der «Ychüblete» und der Prämierung der Kinderkostüme geht es am Freitag los, gefolgt vom Valentinstag-Dinner und Tanzmusik in der Engelochhalle; der Umzug und die Kinderfasnacht finden am Samstagnachmittag statt, abends ist der Kostümball angesagt. Für den Gugge-Sound auf der Partymeile und in Restaurants sorgen nebst den Pulswärmern noch vier weitere Guggenmusiken. Nach der «Uschüblete» am Sonntagmittag kehrt dann wieder der Alltag ein im Dorf.
Offenheit durch Unterschiede
Die Pulswärmer hingegen werden zusätzliche Gelegenheiten haben, ihr Repertoire vorzutragen; das kann anlässlich einer anderen Fasnacht sein oder bei einem privaten Anlass, für den sie gebucht werden können. Das Jahresprogramm der Pulswärmer fasst Bettina Keusen so zusammen: «Von Frühling bis August ist Pause. Danach wird geprobt, mit dem Schwergewicht auf den neuen Liedern, die von der Musikkommission ausgewählt wurden.» Der Höhepunkt der Probesaison folgt im Oktober, dann nämlich, wenn die Pulswärmer «irgendwo in einer Hütte ein Probenwochenende abhalten. Ein wichtiger Anlass im Jahresprogramm, an dem wir gemeinsam eine schöne Zeit verbringen und das Zusammensein geniessen.» Ein Anlass also, der vor Unterkühlung schützt und somit dem Namen der Guggenmusik gerecht wird. Für Bettina Keusen ist dieses Wochenende charakteristisch für die Pulswärmer: «Den Grund, weshalb es in unserer Gruppe so gut funktioniert, sehe ich darin, dass bei uns viele unterschiedliche Menschen sind, nicht nur altersmässig. Das bedingt eine grosse Offenheit gegenüber anderen. Ich glaube, es ist diese Offenheit, die uns ausmacht.»
Die Riggisberger Fasnacht findet vom 14. – 16. Februar statt. Freitag: Gratis-Eintritt am «Pulswärmerabend» mit Pastaplausch und Unterhaltung mit «Zämegwürflet» feat. Marc Tschanz. Samstag: Kostümball mit Preisen und Guggenmusik aus der ganzen Schweiz. Sonntag: «Uschüblete» auf dem Postplatz.Tickets für den Kostümball und mehr Infos unter www.pulswaermer.ch