Wegen Krankheit geschlossen

Wegen Krankheit geschlossen

Seit Anfang Oktober ist die Metzgerei Minder bis auf Weiteres geschlossen – wegen Krankheit des Geschäftsinhabers. Wie es weitergeht, ist noch offen.

Geplant waren 10 Tage Sonne, gutes Essen mit feiner Weinbegleitung und einfach etwas herunterfahren.
Genauso begannen die Ferien von Sonja und René Minder, Inhaber und Betreiber der gleichnamigen Metzgerei Minder in Spiegel. Gegen Ende der Ferientage fühlte sich René Minder etwas unwohl und bekam zudem Fieber. Zu Hause angekommen, folgte am nächsten Tag ein Besuch beim Hausarzt, danach weitere Abklärungen im Spital – die schockierende Diagnose: «Hirntumor».
Im Juli 1988 eröffneten Sonja und René Minder die Metzgerei Minder in Spiegel, dort wo kurz zuvor Rudolph Lohri seine Metzgerei altershalber schloss. Minders machten sich von Beginn weg einen Namen durch das hochwertige Fleischangebot. Dieses baute das Metzgerpaar stetig aus und so war die Metzgerei Minder sehr rasch auch ein gefragter Partner für Salate, Fleischkäse, frisches Brot und Butterzopf. Die beiden zogen im Laufe der Jahre nicht nur einen Cateringservice auf, sondern stellten oft auch die gesamte Infrastruktur inkl. Personal für private Grillfeste und verpflegten so manchmal bis zu 300 Personen.
«Unsere Kompetenz war schon immer die eigene Fabrikation und das mit Fleisch, von welchem wir nicht nur die Produzenten, sondern auch deren Tierhaltung kennen. Darauf sind wir besonders stolz.» So René Minder, der nach der operativen Entfernung des Tumors zum Zeitpunkt des Interviews in Crans-Montana das Reha-Programm absolviert. Auf die heutige Situation im Geschäft angesprochen lobt er die grosse Solidarität unter Branchenkollegen. «Es ist ein Aufsteller, mitzuerleben, wie viele Metzgerkollegen sich gemeldet haben und Ihre Unterstützung anboten. So konnten wir sowohl für den Lehrling und auch für den ausgebildeten Metzger nicht nur eine rasche, sondern für beide Seiten eine gute Lösung finden», so René Minder weiter.
Momentan wird der geschlossene Betrieb durch Sonja Minder auf ein Minimum heruntergefahren. Manch Aussenstehender ist über die Geschwindigkeit dieses Her­unterfahrens erstaunt, als ob es sich dabei um eine planmässige Umsetzung handeln würde. Unglaublich – aber genau das ist es auch! Dazu René Minder: «Wir sind ein kleiner Betrieb und Ausfälle jeglicher Art können sich fatal auf die Existenz des Betriebes auswirken. So haben meine Frau und ich jährlich die möglichen Szenarien durchgesprochen und zusammen festgelegt, welcher Plan B in welchem Fall angewendet werden soll. Und einer dieser Fälle betraf eben einen Ausfall von mir.»
So handelte Sonja Minder nun auch, nachdem klar wurde, dass diese Diagnose einen längeren Unterbruch des Betriebes zur Folge haben wird.
Mit der neuen Lösung für das Personal liess nicht nur der Verantwortungsdruck gegenüber dem Personal nach, gleichzeitig wurde das Ausgabebudget um die Lohnkosten entlastet. Nicht unbedeutend, da bei geschlossenem Betrieb auch kein Geld mehr hereinkommt.
In den jährlichen Gesprächen wurde jeweils auch eine Weitergabe der Metzgerei als Option besprochen. Minders kamen jedoch zum Schluss, dass dies zwar eine schöne Vorstellung wäre, heute aber kaum mehr der Realität entspricht. Berichte über Metzgereien, die aus Mangel einer Nachfolge schliessen, bestätigen Minders Einschätzung.
So überlegt und planmässig die Handlungen auch klingen, das Schicksal hat das Ehe-, Metzger- und Geschäftspartnerpaar, beide im Alter von nun 56 Jahren, hart getroffen. Mit einem Schlag wurde ihr gewohntes Leben gestoppt und sie wurden plötzlich mit Fragen über die Gesundheit, das Leben und die Existenz der Metzgerei konfrontiert. Auf die Frage, wie er damit umgehe, äus­sert sich René Minder so: «Die Situation ist klar «beschissen», da muss man nichts schönreden. Wir wollen aber beide nicht mit dem Schicksal hadern und auch keine Mitleidstour starten. Aber eines ist mir sehr wichtig, und das ist meine Frau Sonja. Ich kann ihr gar nicht genug danken, sie war schon immer das Wichtigste in meinem Leben und in dieser schwierigen Situation leistet sie Unglaubliches.»
Um eine Metzgerei auf dieses hohe Qualitätsniveau zu bringen und auch dort zu halten, bedarf es nicht nur bloss des Willens. Es braucht auch eine stark ausgeprägte Hartnäckigkeit, Unterstützung und Gleichzug des Partners, besonders in schwierigen Zeiten, einen enormen Arbeitseinsatz und stets das Ziel vor Augen. Das alles sind Eigenschaften, die auch für die bevorstehende Bestrahlung und Chemotherapie von zentraler Bedeutung sein können. «Es ist mein Ziel, wenn das alles überstanden ist, neu zu starten!», so René Minder zum Abschluss unseres Gesprächs.

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