Wenn Weltmächte Kehrsatz besuchen

Wenn Weltmächte Kehrsatz besuchen

KEHRSATZ – Die Namen der Gäste, die im Lohn residierten, ist imposant. Praktisch alle europäischen Königspaare waren zu Besuch, ebenso zahlreiche Staatsoberhäupter und viele weitere Staatsgäste. Obschon Besuchende nicht mehr im Lohn einquartiert werden, behielt das Haus seine Bedeutung als Arbeits- und Empfangsort.

An drei Sonntagen im Jahr ist das Landgut Lohn jeweils zur Besichtigung geöffnet. Dass der erste Rundgang in diesem Jahr einen Tag nach der Krönung von König Charles III. stattfand, ist dem Zufall geschuldet. Sollte der Monarch anlässlich eines Staatsbesuches die Schweiz besuchen, würde er mit den höchsten protokollarischen Würden in der Berner Innenstadt empfangen. Der König wird sich also kaum einreihen zu all den illustren Gästen, die sich bereits im Landsitz aufhielten. Und zu denen, die auch künftig nach Kehrsatz eingeladen werden. Aber seine Eltern waren hier. Für Königin Elisabeth II. und Prinz Philip wurden seinerzeit noch die Betten hergerichtet. Damals, als es üblich war, dass die Gäste in der Campagne nächtigten. Für die Queen sei zudem ein weiteres Zimmer für ihre beträchtliche Auswahl an Schuhen bereitgestellt worden, erfährt man bei der Besichtigung. Der erste ausländische Gast war Sir Winston Churchill im Jahr 1946, als sich der Landsitz Lohn seit vier Jahren im Besitz der Eidgenossenschaft befand. Ihm sollten sich im Laufe der Jahre viele gekrönte Häupter und namhafte Gäste aus der hohen Politik anschliessen, unter anderen der französische Staatspräsident François Mitterand, das Fürstenpaar Gracia und Rainier von Monaco oder König Juan Carlos und Königin Sophia von Spanien. Der letzte Staatschef, der im Lohn übernachtete, war der polnische Präsident Lech Walesa im Jahr 1994.

 

Regelmässige Nutzung

Im Laufe der Zeit wurden die Anforderungen an einen Staatsbesuch immer höher, die Sicherheitsvorkehrungen umfangreicher und die Delegationen grösser. Weshalb die Staatsgäste seither im Hotel Bellevue Palace in Bern logieren, das heute ebenfalls dem Bund gehört. Trotzdem wird der Landsitz immer noch regelmässig als Arbeits- und Empfangsort für die Bundesräte und ihre Gäste genutzt. Zuständig für die Regelung von Protokoll- und Zeremoniellangelegenheiten, zu denen die Besuche von Staatsgästen gehören, ist das Protokoll des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA. Als stellvertretender Chef davon, auch als unsichtbarer Dienst bezeichnet, schätzt Manuel Irman die Vorzüge des Landgutes: «Lohn ist eine gute Option anlässlich von offiziellen Besuchen. Wir sind froh darüber und nutzen das Haus regelmässig.» Von den maximal zwei Staatsbesuchen pro Jahr sei Lohn zwar nicht betroffen, aber es werde für Präsidialbesuche genutzt. «Als Haus zum Empfang von Gästen durch den Bundesrat ist Lohn nach wie vor sehr willkommen.» Offizielle Besuche auf Stufe Staatsoberhaupt oder Regierungschefin werden jeweils mehrere Wochen bis Monate zum Voraus festgelegt, die Organisation für einen Anlass im Lohn beansprucht idealerweise rund sechs Wochen. «Die vorgängigen Besichtigungen und die Koordination mit den zuständigen Behörden sind oft aufwendiger als der Besuch selbst», weiss Manuel Iman, und ergänzt, dass anlässlich eines offiziellen Besuchs im Landgut etwa 24 Personen im Einsatz stehen. «Dazu kommen noch Chauffeure und Servicepersonal, wenn ein Essen abgehalten wird.»

 

Diplomatie und Politik

Am Tisch im Speisesaal können 42 Gäste Platz nehmen, vermutlich wissen die wenigsten von ihnen, dass sie sich im ehemaligen Stall des Herrschaftshauses befinden. Dieses wurde in den Jahren 1782/83 für eine Patrizierfamilie erbaut, die letzte private Besitzerin war Helene Welti-Kammerer. Zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes übergab sie das Anwesen im Jahr 1942 der Eidgenossen- schaft als Schenkung. Die grosse Leidenschaft des Ehepaares Welti für die Kunst ist noch heute sichtbar, zahlreiche wertvolle Gemälde von Künstlern wie Ferdinand Hodler, Hermann Hesse oder Albert Anker schmücken die Räumlichkeiten im Lohn. Das elegante Wohnhaus auf zwei Stöcken ist umgeben von einem gepflegten Park und umfasst unterschiedliche Räumlichkeiten wie einen Salon, das kleine Esszimmer und natürlich die Schlafzimmer, in denen die Gäste untergebracht wurden. Trotz aller Historie, das Landgut Lohn ist kein Museum. Und wird auch keines werden. Auch wenn sich die Gäste dort nicht mehr einbetten; es werden weiterhin diplomatische Beziehungen gepflegt und es wird weiterhin gespeist und diskutiert. «Die Verhältnisse im Lohn sind dafür sehr gut geeignet. Auch die Sicherheitsvorkehrungen lassen sich effektiv umsetzen», betont Manuel Irman. «Das zeigte sich einmal mehr im letzten Jahr, als der israelische Staatspräsident zu Besuch war.»

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