«Wenn wir alle im Nebel rumstochern?»

«Wenn wir alle im Nebel rumstochern?»

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich hatte im Laufe meines Lebens immer nur Glück, in jeder Beziehung, selbst bei Krankheiten oder nach Operationen, an denen andere Menschen gestorben wären. Hier 3 Beispiele in Sachen Glück 2020.

Das kommt davon, wenn man(n) seine Nase immer z’vorderscht hat. Bereits im vergangenen März habe ich in Vercorin/VS, wo ich meine Krimis schreibe, COVID-19 erwischt. Zu einem Zeitpunkt also, als man glaubte – ich schliesse mich explizit mit ein – dieser Virus sei nicht mehr als ein Medien-Hype. Ich habe nur Fieber, nichts anderes, und selbst das nicht über 38,6 Grad. Mit anderen Worten: Ich bin bloss schlapp. Erst nach einer Woche und täglichem Schlucken von Dafalgan schleppe ich mich zum Arzt. Eh ja, Mucho Macho, man(n) rennt doch nicht wegen jedem Schnuderi zum Doktor. Besagter Mediziner mag mich nicht zum Test im Inselspital anmelden, «nur wegen ein bisschen Fieber». Ich solle viel trinken und täglich ein Dafalgan nehmen. Sehr lustig. Also wird der Mann sozusagen genötigt, mich anzumelden. Im Inselspital dann die Wiederholung des bereits Erlebten. Nix testen. Auch dort muss ich richtiggehend drohen. Erst dann bekomme ich das Stäbli ins Kleinhirn gedrückt. Tags darauf der Bescheid: COVID-19 positiv. Heisst: 10 Tage Isolation. In dieser Zeit kein Telefon vom Arzt, von der Insel oder dem BAG, wie es mir so geht.

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Nach der Isolation, als ich mich bestens fühle: Was jetzt? Telefon an die Hotline des BAG. Dort erklärt mich ein freundlicher Mitarbeiter – nachdem er 3 rudimentäre Fragen gestellt hat – telefonisch für «wieder gesund». Keine Nachfrage, ob ich Folgen spüre. Einige Tage später dafür der Brief von Professor G. aus dem Inselspital, ob man meine Daten anonym für die Forschung benutzen dürfe. Ich stimme zu und erwähne, dass ich seither Einschränkungen verspüre. Interessiert nun wirklich kein Schwein.

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Sie erinnern sich (vielleicht nicht): In der letzten Ausgabe dieser Zeitung habe ich von 3 Flussreisen berichtet, die ich im Sommer als Krimi-Autor begleiten durfte. Erste Reise: Passau-Wien-Budapest-Bratislava. Was Sie jetzt noch wissen müssen: Seit meiner Erkrankung lasse ich mich – auf eigene Kosten – regelmässig auf noch vorhandene Antikörper im Blut testen, auf IgG, obwohl sich die Wissenschaft uneinig ist, ob man mit diesen Dingern immun ist. Anyway, sie sind auch jetzt noch vorhanden. Vor der Donau-Reise Anfrage ans Kantonsarztamt des Kantons Bern: «Ich reise nächste Woche in 4 Regionen, die heute noch nicht als Risikogebiete gelten. Angenommen, das wäre während unserer Reise anders. Müsste ich trotz Antikörpern nach meiner Rückkehr in Quarantäne?» Nein, muss ich nicht. 5 Minuten später ruft ein anderer Mitarbeiter des Amts an. Sein Kollege habe mir eine falsche Auskunft gegeben, ich müsse in Quarantäne. Ich palavere mit ihm, bis er unsicher wird. «Mein Vorgesetzter wird Sie zurückrufen.» Das tut der Chef 10 Minuten später denn auch.

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Jetzt gut aufpassen, was ich zu hören bekomme: «Sie müssen in diesem Fall in Quarantäne, aus­ser sie können einen höchstens 12 Woche alten negativen Corona-Test vorweisen.» Ich bin fast sprachlos, bringe nur ein «Ich möchte jetzt nicht unhöflich sein oder arrogant wirken, aber hören Sie sich eigentlich selber zu?» heraus. Er wird hässig. Verständlich. Erst als ich ihn frage, was ein 3 Monate alter Test denn aussage, wird er stutzig und verspricht, «nochmals über die Bücher zu gehen». Aha. Und nun wollen Sie wissen, wie es mir geht? Also: Mein Geruchsinn ist seither weg, Sie können mir ein Lavendel in die Nase stossen, ich rieche es nicht. Zudem habe ich einen «tauben» kleinen Finger an der rechten Hand. Das ist alles. Andere hatten nicht mein Glück.

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Beispiel 2: Weil die Swisscom Ende Jahr meinem 2G-Nokia 301 den Stecker zieht, muss ich ein Smartphone posten. Die Beratung im «Swisscom-Shop» in Köniz ist fantastisch, und zwar derart gut, dass ich beinahe alles von Anbeginn schnalle. Ein Nachteil meines iPhone 2020: Es ist grös­ser als das Nokia, passt nicht in die schmale Hosentasche vorne rechts. Fazit: Ich klemme es als Beifahrer im Auto unter meinen rechten Oberschenkel, denke aber nicht daran, als ich aussteige, um Einkäufe zu machen, bemerke das fehlende Handy erst 20 Minuten nach der Abfahrt, Retour ins Parking. Und was liegt dort noch gut sichtbar (!!) am Boden. Genau.

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Ich habe kürzlich eine Nacht im Hotel Ermitage in Schönried verbracht. Erst nachdem ich wieder zuhause ankomme, merke ich, dass mir ein wirklich wichtiges Dokument fehlt. Panik. Mail ins Hotel: «Haben Sie per Zufall?» Nein, hat man nicht. Ich kurz vor dem Durchdrehen, tags darauf nochmals der Hilferuf nach Schönried. 24 Stunden später die Antwort: «Wir haben jetzt auch noch zur Sicherheit im Altpapier gewühlt…», wohin Ihr Schreiberling das doch angeblich «wichtige Dokument» irrtümlich gelegt hat.

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So, das wäre es für 2020. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien einige ruhige und besinnliche Festtage (ausufern dürfen wir ja eh nicht) und dann einen guten Rutsch ins sicher bessere 2021!

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