Nerven auch Sie sich, wenn sich die Packung der «unter Schutzatmosphäre» verpackten Charcuterie-Scheiben kaum öffnen lässt? Ärgern Sie sich darüber, dass sich die verschweisste Folie von CDs ohne Messer oder Schere nicht entfernen lässt? Das nur 2 kleine Beispiele aus dem Alltag, verbunden mit der Frage, ob die Hersteller selber ihre eigenen Produkte kaufen.
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Ähnlich verhält es sich mit Architekten. Hauptsache, ihre Konstruktionen sehen extravagant aus und geben zu reden. Was kümmert es die Maestros, dass beim Paul-Klee-Zentrum* die Fassaden anfänglich nur von Alltags-Alpinisten mit spezieller Ausbildung gereinigt werden können, oder wenn im KKL* das Servicepersonal zwischen Küche und Restaurant zu Marathonläufern mutieren muss? Wie auch immer: Die Sanitärplaner müsste man zwingen, ihre entworfenen Toiletten zu benutzen, vielleicht ginge vielen unter ihnen ein Licht auf. Konkret geht es heute um Weltbewegendes, um… Toilettenrollen.
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Ich frage mich nämlich dann und wann, ob gewisse Sanitärplaner den Standort der Toilettenrollen überhaupt in ihren Unterlagen berücksichtigen oder im letzten Moment einen Auszubildenden damit beauftragen. Ein Wunder, musste ich bisher noch nie ein anderes Zimmer aufsuchen, um mich zu behändigen. Aber sonst? Unglaublich. Das führt dazu, dass ich vor der Benützung der Toilette checke, wo sich die Rolle befindet, in der Mehrzahl aller Fälle muss ich sie abhängen und in Reichweite aufstellen. Zeitgenossen, die das nicht machen, können mitunter Erstaunliches erleben, in Anlehnung an einen bekannten Spruch von Michael Gorbatschow (damals Generalsekretär die KPdSU) zu DDR-Chef Erich Honecker: «Wer zu spät kommt, den bestraft der Sanitärinstallateur.»
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Ich gebe es zu: Was ich bis jetzt als Rechtshänder noch nicht abschliessend herausgefunden habe: Ist es praktischer, die Rolle links oder rechts von sich aufgehängt zu haben, immer vorausgesetzt, sie ist in Reichweite? Das Studium dieses Mysteriums zieht sich zeitlich deshalb in die Länge, weil die Rolle in den meisten Fällen ohnehin ergonomisch falsch platziert wurde (nehmt das bitte zur Kenntnis, liebe Sanitärinstallateure!). Im besten Fall heisst das: Rumpfbeugen links, Rumpfbeugen rechts.
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Womit wir beim trübsten Kapitel unserer heutigen Saga angelangt wären: der Ersatzrolle (jaja, lachen Sie nur – ich gönne Ihnen das sogar). Ist doch so, liebe Leserinnen: Männer sehen sich ausserstande, selber die Rollen zu wechseln oder einen Wechsel zu antizipieren, wie das jeweils bei den Fussballübertragungen am TV Neudeutsch für vorauszusehen heisst. Das manifestiert sich auch in den Hotels und Restaurants, wenn Mitarbeiter es übersehen, dass die Hauptrolle (eine schöne Wortspielerei) sich ihrem Ende zuneigt. Ist das einmal der Fall, ist diese Situation eine Herausforderung sondergleichen.
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Nehmen wir an, es gäbe sie wirklich, diese Ersatzrolle. Wo ist sie zu finden (diese Frage stellt sich erst, wenn man(n) das Handy oder die Zeitung zur Seite legt)? Genau, in der Nähe, wobei Nähe in Zusammenhang mit der gerade abgehaltenen Sitzung ein relativer Begriff ist. In Griffnähe? Oder muss man(n) aufstehen, um sie zu behändigen? Was, wenn keine in Sichtweite? Den Telefonhörer benutzen, wie er mancherorts vorhanden ist? Panik.
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Eine spezielle Erwähnung verdienen jetzt aber jene Kloschüsseln, die das Phudi mit einem Wasserstrahl säubern, Toilettenpapier zum Schluss jedoch nicht überflüssig machen. Ich meine: Wenn es doch möglich ist, mit Laserstrahl gesteuerte Raketen in ein ganz bestimmtes Fenster fliegen zu lassen, dann sollte es doch auch machbar sein, den Wasserstrahl so zu richten, dass er sein Ziel trifft. Und wenn nicht, liebe Hoteliers und Gastronomen: Ein GPS gestützter Wasserstrahl wäre in solchen Fällen ganz gäbig, das Pentagon hilft Ihnen sonst gerne weiter.
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Das absolut Schlimmste (aber dafür reicht der Platz heute nicht auch noch aus): Wenn kein WC-Bäseli vorhanden ist. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gut geplante Sitzung!