Win-win für Fahrende und Einheimische

Win-win für Fahrende und Einheimische

An der Eröffnung des Transitplatzes hat sich diese Zeitung mit Gemeinderat Manfred Gurtner über Vergangenheit und Zukunft des Platzes für ausländische Fahrende unterhalten.

Die Lebensweise von Fahrenden ist durch die Bundesverfassung geschützt. Demnach müssen die Behörden jenischen, Sinti- und Roma-Fahrenden Halteplätze zur Verfügung stellen. Der Kanton Bern ist mit dem Bau des Transitplatzes Wileroltigen dieser gesetzlichen Verpflichtung nachgekommen. Die Wahl fiel auf Wileroltigen, weil das Bundesamt für Strassen ASTRA, Eigentümerin des Grundstückes an der Verbindungsroute Genf–Zürich, bereit war, dieses dem Kanton zur Verfügung stellen.

Turbulente Vorgeschichte

Die Vorgeschichte des Transsitplatzes Wileroltigen begann 2017, als auf einen Schlag 500 ausländische Fahrende den Autobahnrastplatz Wileroltigen in Beschlag nahmen – mit verheerenden Folgen: beschädigte Sanitäranlagen, verdreckte Felder und wilde Abfalldeponien am Waldrand. Der Rastplatz wurde in der Folge von zwei Securitas-Leuten rund um die Uhr bewacht, was den Steuerzahler 1 Mio. Franken gekostet hat.  Gemeinderat Manfred Gurtner erinnert sich: «In Wileroltigen wurde umgehend ein Bürgerkomitee gebildet, das die Verhandlungen mit dem Kanton und dem zuständigen Regierungstatthalteramt aufnahm. In dieser Phase wurde schon vieles in die richtigen Bahnen gelenkt: Wir wünschten, dass es keine Ausfahrt in Richtung Wileroltigen gibt und dass das Gelände eingezäunt wird. Nachdem die Wileroltiger Bevölkerung gesehen hatte, dass der Kanton gewillt war, bei der Planung auf ihre Ängste, Vorbehalte und Wünsche einzugehen, beruhigten sich die Gemüter.»

Deutliche Ablehnung vor Ort

Der Berner Regierungsrat entschied bereits im Sommer 2017, dass der Transitplatz angrenzend an den Autobahnrastplatz Wileroltigen erstellt wird. Für den Bau von 36 Stellplätzen für mobile Wohneinheiten wurde ein Kredit von 3,3 Mio. Franken beantragt. Die kantonale Abstimmung vom Februar 2020 über diesen Kredit ging knapp aus. Mit 153’392 Ja-Stimmen gegen 133’454 Nein-Stimmen wurde der Transitplatz von der Berner Stimmbevölkerung genehmigt. In Wileroltigen selbst nahmen über 80 % der 293 Stimmberechtigten teil – 91 % legten ein Nein in die Urne. Doch die Ja-Stimmen der Städte Bern und Biel entschieden schliesslich die Abstimmung.

Zentrale Funktion des Platzwartes

Entscheidend für das Gelingen war die Einsetzung eines Platzwartes, der das Geschehen auf dem Transitplatz betreut und überwacht. Dazu Manfred Gurtner: «Dieser Platzwart kennt die einzelnen Familien der Fahrenden schon seit der Übergangszeit während der Bauphase, als die Fahrenden im Quartier Steigerhubel in Bern einquartiert waren. Er kennt die Ansprechpersonen der einzelnen Familien und weiss, welche zusammenpassen und welche nicht. Der Transitplatz ist kein öffentlicher Campingplatz. Die Fahrenden müssen sich vorgängig anmelden. Ihre Anmeldung und die Ausweispapiere werden vom Platzwart überprüft und registriert. Neben dem ASTRA, den Vertretern der weiteren Gemeinden, der Kantonspolizei und dem Regierungsstatthalteramt bin auch ich Mitglied der Begleitgruppe «Betrieb Transitplatz», die sich regelmässig trifft und die Rückmeldungen vom Regierungsstatthalteramt und der Polizei auswerten und diskutieren wird. Die Gemeinde hat bereits die Bauarbeiten laufend überprüft und wird auch fortan ein wachsames Auge haben und dem Regierungsstatthalteramt allfällige Verstösse gegen die Regeln melden.»

Nach der turbulenten Vorgeschichte lässt sich vorerst ein positives Fazit ziehen. Dank sorgfältiger Planung und offener Kommunikation mit allen Beteiligten und Betroffenen ist der Transitplatz Wileroltigen Mitte Februar gut gestartet. Ein definitives Urteil wird 2027 nach der zweijährigen Pilotphase möglich sein.

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