Ein Grossrevier, das den Wald nachhaltig, fachgerecht und wirkungsvoll bewirtschaften will. Das Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) wünscht sich eine Stärkung der Wald- und Holzwirtschaft, um die gesellschaftlichen Bedürfnisse langfristig zu sichern. Der Kanton will hierfür genügend grosse und profesionell geführte Waldunternehmungen. «Forst Gantrisch» erfüllt nicht nur diese Anforderungen, sondern beschreitet dabei einen für die Region angepassten, neuen Weg.
Keine Fusion
Die Burgergemeinden Guggisberg, Wahlern und die Gemischte Gemeinde Rüschegg arbeiten seit Jahren eng zusammen und verfügen über eigenständige Forstbetriebe. Das soll nun verstärkt werden. Ohne Fusion, dafür mit einer öffentlich-rechtlichen Gemeindeunternehmung. «Das ist in unserer Region sicherlich einzigartig», freut sich Dieter Müller. Er wird der Revierförster von «Forst Gantrisch» und kantonale Ansprechperson für das Grossrevier.
Aus der Region
Hans Rudolf Scheuner (Stv. Revierförster Rüschegg) und Simon Dürig (Stv. Revierförster Guggisberg) vervollständigen das Team. «Wir sind drei Förster, die alles abdecken können. Damit erhalten wir ein gewaltiges Potential und können äusserst flexibel operieren», sagt Müller. Sie kennen sich und die Gegend so gut wie der Fuchs seinen eigenen Bau. «Wir sind aus der Region und hier zu Hause, das ist wichtig, gerade für die vielen privaten Waldbesitzer», erklärt Scheuner. Von diesen gibt es hunderte im Gebiet. Sie haben nun eine Ansprechorganisaton, die sie berät und auf Wunsch behilflich sein kann. «Diese Beratung kostet den Waldbesitzer nichts», ergänzt Dürig.
Spezialisten
Das Trio hat ein ausgeklügeltes Konzept. Jeder behält zwar sein Gebiet, übergeordnete Aufgaben wie Arbeitssicherheit, Ausbildung, Bauwesen, Schutzwald oder Holzvermarktung werden aufgeteilt. «Im Moment sind wir Generalisten. Das macht in Zukunft wenig Sinn, deshalb spezialisiert sich jeder einzelne von uns», erklärt Müller. Wie wichtig das sein kann, zeigt Scheuner an einem Beispiel: «Im Moment hat ein Säger drei Ansprechpersonen für den Holzeinkauf im Revier. Künftig kann er sich auf einen beschränken, der das Rundholzangebot kundenspezifisch passend bündelt und auf den Markt bring. Also kurze Wege von Holz aus der Region und für die Region.»
Daniela Zbinden
Forst Gantrisch entstand aufgrund der bisherigen engen Zusammenarbeit der beiden Burgergemeinden und der Gemischten Gemeinde Rüschegg. Jeweils zwei Vertreter der Burgergemeinde Guggisberg, Wahlern und der Forstkommission der gemischten Gemeinde Rüsch- egg nahmen die Anforderungen des Kantons und die Bedürfnisse sowie Eigenheiten der Region auf und entwickelten daraus eine Idee mit Zukunft. Begleitet wurde dieses Projekt vom Büro Pan Bern AG. «Im Prinzip geht es darum, die regionalen Stärken auszubauen und zusammenzuführen», resümiert Daniela Zbinden, Präsidentin von «Forst Gantrisch». Dazu gehört, dass die Burgergemeinden als Träger zwei Burgerräte für den Vorstand stellen werden. Die Erwartungen an die neue Organisation sind gross. «Gemeinsam haben wir 15 Angestellte und einen soliden Maschinenpark. Damit können wir auch grössere Projekte stemmen», weiss Dürig. Eine Ausgangslage, die es erlaubt, dass «Forst Gantrisch» den Bedürfnissen von Burgern und Privaten nicht nur nachkommen, sondern auch schwarze Zahlen schreiben kann.
Für die Zukunft
Nachhaltigkeit und naturnaher Waldbau sind ein «Grundsatz» – wie es der Kanton formuliert. Es geht also darum, den steigenden Bedarf an der nachhaltigen Ressource Holz mit einer intakten Umwelt trotz Klimaveränderung zu vereinen. Keine einfache Aufgabe, aber für die Förster eine lösbare, zumal sie fortan noch mehr im Team denken. «Wir sind es gewohnt, langfristig, also an den Wald in hundert Jahren zu denken; gerade im Zusammenhang mit der Klimaveränderung ist das wichtig», weiss Müller. Wie gehen die Bäume mit Wasserknappheit um, welche Baumarten kommen mit den neuen Standortbedingungen am besten zurecht, wo liegt die künftige Waldgrenze und wie entwickeln sich Schädlinge wie der Borkenkäfer? Eine Testpflanzfläche im Burgerwald von Rüschegg mitsamt Wetterstation, bepflanzt mit zukunftsfähigen Baumarten, wird in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Versuchsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft als Teil eines nationalen Forschungsprogramms einige Fragen der Zukunft klären helfen.
Was die drei Förster heute entscheiden, hat Konsequenzen in hundert Jahren. Damit diese Verantwortung nicht in Wahrsagerei mündet, verbinden Dieter Müller, Hans Rudolf Scheuner und Simon Dürig ihr Wissen und ihre Erfahrung. Gemeinsam mit ihrem Team werden sie zu den Architekten des Waldes im Auftrag der Natur und der Besitzer gleichermassen. Für das Gelingen braucht es eine wirkungsvolle Struktur und eine kompetente Ansprechorganisation für alle, kurz: «Forst Gantrisch».
Sacha Jacqueroud